Jahn Regensburg:Gruselfilm in der Wedau

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Na, wo ist der Ball? Duisburgs Stanislav Iljutcenko (links) und Regensburgs Alexander Nandzik bei einem nicht untypischen Zweitliga-Zweikampf. (Foto: Lars Baron/Getty Images)

Nach dem 1:4 gegen den MSV Duisburg rechnet beim Aufsteiger aus Regensburg niemand mehr mit dem Durchmarsch in die erste Liga.

Die Wedau ist ein idyllisches Naherholungsgebiet in Duisburg. Feiertags suchen die Menschen an den sechs Seen dort Entspannung, aber für die Fußballer von Jahn Regensburg ist am Sonntag in der Wedau der Traum von der Bundesliga so ziemlich zerplatzt. Die 1:4 (0:0)-Niederlage beim MSV Duisburg entwickelte sich zur höchsten Saisonniederlage und einem wahren Gruselfilm - die schreckliche Pointe lauerte nach dem Schlusspfiff, als die Regensburger erfuhren, dass ihr direkter Tabellenkonkurrent Holstein Kiel mit 5:1 beim FC Ingolstadt gewonnen hatte.

"Wir haben eine überragende Saison gespielt", sagt Grüttner

Aus den Worten des Jahn-Kapitäns Marco Grüttner war nachher herauszuhören, dass mit dem Höhepunkt des Durchmarschs von der vierten in die erste Liga nun niemand mehr rechnet. "Wir haben eine überragende Saison gespielt", trotzte Grüttner noch in die frische Enttäuschung hinein, "und das lassen wir uns auch jetzt nicht kaputtreden."

Der Trainer Achim Beierlorzer hatte seine Mannschaft entscheidend verändern müssen. Mit dem verletzten Sebastian Nachreiner und dem gelbgesperrten Marvin Knoll fiel die Innenverteidigung vom vorangegangenen Sieg gegen St. Pauli komplett aus. Die eingesprungenen Benedikt Gimber und Markus Palionis (Startelf-Debüt) hatten gleich gut zu tun gegen angriffslustige Duisburger. Zum Retter avancierte in der ersten Halbzeit der Torwart André Weiß, der wieder den mit gebrochener Rippe pausierenden Stammkeeper Philipp Pentke ersetzte. In der 19. Minute verlängerte Palionis eine Duisburger Hereingabe auf den Kopf des MSV-Stürmers Oliveira Souza, der aber an Weiß scheiterte. In der 26. Minute tanzte Souza die Regensburger Grüttner und Marc Lais aus, musste Weiß aber wieder parieren lassen. Unbedingt erwähnt werden muss aber auch, dass die Regensburger in der 7. Minute schon einen Elfmeter hätten bekommen können, als Duisburgs Andreas Wiegel mit einer Grätsche wohl nur Sargis Adamyan traf und nicht den Ball. Viel mehr Gelegenheiten hatten die Gäste aber nicht gehabt, weshalb das 0:0 zur Pause glücklich war und Beierlorzer sich noch sekundenlang Notizen machte, als seine Spieler bereits in der Kabine verschwunden waren. Als sie daraus wieder erschienen, war man gespannt, wie sich die Notizen auswirken würden. Doch bevor es kurz mal besser wurde, bedurfte es in der 52. Minute des Rückstands: der 1:0-Führung für Duisburg. Entschlossen genug wirkten in dieser Szene weder Alexander Nandzik bei der Hereingabe durch Borys Tashchy noch die Jahn-Abwehrhünen beim Kopfballtor des Duisburgers Gerrit Nauber.

Der Rückstand brachte die Regensburger erstmals in Wallung. Nur sechs Minuten später nämlich schoss Jann George nach einem Doppelpass mit Jonas Nietfeld (für den verletzten Joshua Mees im Team) aus 18 Metern zum Ausgleich ein. Doch die erhoffte Wende wurde jäh abgebrochen, als ihrem bis dahin so guten Torwart in der 60. Minute ein kapitaler Fehler widerfuhr. Duisburgs Stanislav Iljutcenko stürmte allein auf Weiß zu, hatte sich den Ball aber ein bisschen zu weit vorgelegt. Der Torwart bremste am Strafraumrand ab, weil er den Ball mit den Händen aufnehmen wollte, doch Iljutcenko spitzelte den Ball noch um Weiß herum und schob ihn ins leere Tor.

27 Tore in 14 Spielen schoss der Jahn zuletzt. Beim MSV nur eins

Das war ein Schock, von dem sich die Regensburger nicht mehr erholten. Nichts war zu sehen davon, dass der Jahn mit 27 Treffern in 14 Spielen die treffsicherste Mannschaft der Rückrunde gestellt hatte, nichts zu sehen auch davon, dass Duisburg mit 53 Gegentreffern in 31 Spielen eines der anfälligsten Teams der zweiten Liga gewesen war. MSV-Spielmacher Moritz Stoppelkamp vollendete in der 75. Minute mit einem Tor aus vollem Lauf zum 3:1, und Ahmet Engin erhöhte drei Minuten vor Schluss zum 4:1-Endstand. Nach dem Schlusspfiff machte sich Beierlorzer keine Notizen mehr. Er war bedient.

© SZ vom 30.04.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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