Fußball:Zu zehn Toren gezwungen

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Manchmal läuft's eben rund, und gegen Fidschi etwas öfter: Nils Petersen, 27, vom SC Freiburg traf fünfmal gegen die Auswahl des Inselstaats im Südpazifik. (Foto: Gustavo Andrade/AFP)

Die DFB-Fußballer erreichen durch einen 10:0-Sieg gegen Fidschi das Viertelfinale. Nils Petersen schießt fünf Tore und Horst Hrubesch erkennt, was mit dem zusammengewürfelten Team möglich ist.

Von Jürgen Schmieder

10:0. Natürlich klingt so ein Ergebnis immer auch ein bisschen unsportlich. Hätte es der Sieger nicht nach dem, sagen wir, 5:0 ein bisschen lockerer angehen lassen können? In diesem Fall lautet die Antwort: Nein, hätte er nicht. Die deutschen Fußballmänner mussten die Partie gegen Fidschi mit mindestens neun (!) Toren Vorsprung gewinnen, um bei einem Unentschieden zwischen Südkorea und Mexiko als Gruppenerster das Viertelfinale zu erreichen. Also ein Tor mehr als Puffer - dann locker angehen lassen. Ach ja: Bei einem Erfolg mit weniger als fünf Toren hätte die deutsche Elf auch ausscheiden können.

Es waren groteske Voraussetzungen für diese Partie - und freilich wäre die erste, typisch deutsche Reaktion auf ein Scheitern in der Vorrunde eine gewaltige Moserei gewesen. Ausgeschieden, in einer Gruppe mit Mexiko, Südkorea und Fidschi, das hätte nach Blamage geklungen. Nur: Das wäre es nicht gewesen, schließlich durfte Trainer Horst Hrubesch den Kader für dieses Turnier nicht im herkömmlichen Sinne zusammenstellen. Er musste ihn zusammenwürfeln und -basteln.

Bundestrainer Joachim Löw hatte zahlreiche junge Spieler für die Europameisterschaft in Frankreich nominiert, Leroy Sané etwa oder Joshua Kimmich. Profivereine halten vom olympischen Turnier ungefähr so viel wie von einem Abstieg und stellen deshalb ihre Akteure nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Hrubesch musste improvisieren für die erste Olympia-Teilnahme seit 28 Jahren (damals gewann die deutsche Elf in Seoul die Bronzemedaille), nach der Nominierung der 18 Spieler blieben ihm gerade einmal drei Tage bis zum Abflug nach Rio.

"Das wird eine ganz spannende Kiste", hatte Hrubesch vor dem Spiel gegen Fidschi gesagt: Nun, eine spannende Kiste wurde es dann eher für Mexiko und Südkorea, so sie denn über die vielen Treffer der deutschen Elf informiert wurden. Am Ende schaffte Südkorea doch noch ein Tor, weshalb Mexiko ausschied - und Deutschland als Gruppenzweiter im Viertelfinale auf Portugal trifft. Der überragende Freiburg-Stürmer Nils Petersen (14./33./40./63. Foulelfmeter/70.), der Schalker Max Meyer (30./49./52.) sowie Serge Gnabry vom FC Arsenal (8./45.) erzielten diesmal die Treffer beim ersten Sieg einer deutschen Männer-Auswahl seit 1988. "Das war ein Geschenk für einen Stürmer. Fünf Tore kann einem keiner nehmen", sagte Petersen. Es ist bei aller Improvisation ein durchaus interessantes Gebilde, das Hrubesch da gebastelt hat, es scheint sich nach kleinen Wacklern in den ersten Partien nun eingespielt zu haben. Eine Medaille erscheint möglich.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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