Fußball:Fröhlings Schiebespiele

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Dynamisch, aggressiv, aktiv: Gary Kagelmacher strukturiert das Spiel des TSV 1860 aus dem Mittelfeld heraus. (Foto: Stefan Matzke/sampics)

Der Trainer des TSV 1860 erfindet seinen Kader neu - eine wichtige Rolle dabei spielt Gary Kagelmacher, der auf einmal im Mittelfeld spielt.

Von Markus Schäflein

Neue Gesichter bekamen die Löwenfans in Zell am Ziller zunächst nicht zu sehen - Milos Degenek wurde beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München erst in der zweiten Hälfte eingewechselt, Rodnei noch gänzlich geschont, andere Zugänge sind noch nicht da. Doch bei der 1:3 (0:2)-Niederlage im Testspiel gegen den Bundesligisten Werder Bremen zogen zwei Spieler dennoch in besonderem Maße die Blicke auf sich. Sie sind alte Bekannte, traten aber in neuen Rollen auf: Nach dem Weggang von Julian Weigl rückte Gary Kagelmacher ins defensive Mittelfeld neben Dominik Stahl, seine Position auf der rechten Abwehrseite nahm Daylon Claasen ein. Und so soll es, wenn es nach 1860-Trainer Torsten Fröhling geht, auch im letzten Test gegen den Premier-League-Klub Swansea City (Samstag, 10 Uhr, Stadion an der Grünwalder Straße) und im Auftaktspiel in Heidenheim (Sonntag, 26. Juli, 15.30 Uhr) bleiben. Besonders die Idee, den in der vergangenen Saison als Innenverteidiger enttäuschenden und als Rechtsverteidiger überzeugenden Kagelmacher, 27, auf die Sechserposition zu schieben, hat es Fröhling angetan. "Ich habe ihn da hingestellt, weil er dynamisch und aggressiv ist", sagte der Trainer nach dem Spiel, "weil er agiert - und trotzdem ein gutes Kopfballspiel hat." Zudem wird Kagelmacher auch im Mannschaftsgefüge immer wichtiger und etabliert sich als Führungsfigur. Einige Ballverluste schlichen sich auch bei Kagelmacher ein, wenn die Bremer bei dem sommerlichen Gekicke zur Abwechslung mal auf Aggressivität umschalteten, doch das überraschte Fröhling nicht: "Bremen ist Bundesligist, man hat gesehen, dass da alles schneller geht und anders antizipiert wird."

Die noch größere Überraschung als Kagelmacher ist Claasen, der in der vergangenen Saison nur auf 13 Einsätze kam und nun - zumindest so lange ein neuer Rechtsverteidiger nicht gefunden ist - zur Stammformation zählen dürfte. "Ich finde, er hat es sehr ordentlich gemacht heute", sagte Fröhling, "auch wenn da zwei, drei taktische Sachen waren, die er noch verbessern muss." Die Rolle als Verteidiger ist schließlich ungewohnt für den 25-jährigen Südafrikaner.

Neben einem Rechtsverteidiger - im Gespräch ist nach wie vor Mensur Mujdza, bei dem sich sein bisheriger Verein SC Freiburg aber offenbar noch ziert - wünscht sich Fröhling noch einen Stürmer und einen offensiven Spielgestalter. Zuständig dafür ist Sportdirektor Gerhard Poschner, der nach den vereinspolitisch bedingten Rochaden mit den Geschäftsführern Markus Rejek und Noor Basha im Trainingslager durch gemeinsames Auftreten und selbst durch die Kleidungswahl Einigkeit demonstrierte. Das täuschte darüber hinweg, dass sich keiner der drei - Poschner degradiert, Rejek plötzlich auch für den Sport zuständig, Basha als Geschäftsführer in der Verantwortung - so recht wohl fühlen kann.

Gesucht werden ein Spielgestalter, ein Stürmer, ein Rechtsverteidiger

Der alte und neue Übergangspräsident Siegfried Schneider war auch ins Zillertal gereist; er ist zufrieden damit, wie die Entscheidungsprozesse in Transferfragen bei 1860 nun geordnet sind: "Der Trainer sagt ja auch, auf welchen Positionen er sich etwas wünscht." Zu den Wünschen Fröhlings gehört nach wie vor der Abschied von Ilie Sanchez und Rodri; er sagt ganz deutlich, dass die beiden von Poschner geholten Spanier im Kader keine Zukunft mehr haben. Die Stimmung im Team spielt für ihn eine gewichtige Rolle. Auf die Frage, was sich im Vergleich zur vergangenen Saison ändern müsse, antwortete Fröhling schließlich: "Wichtig ist, dass wir den Spaßfaktor reinkriegen."

Dass Schneider als Übergangspräsident noch einige Wochen weitermacht, liegt vor allem an den laufenden Gesprächen mit dem jordanischen Investor. Er wolle "ein Stück Kontinuität gewährleisten", sagte Schneider: "Wenn jetzt wieder neue Personen kommen, ist es vielleicht schwieriger, den Gesprächsfaden mit Hasan Ismaik wieder aufzunehmen." Dass Schneider Poschner, den er auf der Mitgliederversammlung mehr als deutlich kritisiert hatte, demonstrativ abklatschte, überraschte die Beobachter. "Der Sportdirektor ist nach wie vor für den Sport verantwortlich, er berichtet jetzt aber an beide Geschäftsführer", erklärte Schneider: "Ich habe kein Interesse daran, dass dieser Weg nicht erfolgreich ist."

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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