Fußball-Bundesliga:Und nächste Woche Koblenz

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Der FC Bayern hat eine neue Umkleide: die Gästekabine der Löwen - Philipp Lahm und Luca Toni fehlen gegen Wolfsburg, was Lukas Podolski einen Einsatz garantiert.

Michael Neudecker

Am Anfang, sagt Bastian Schweinsteiger, er ist da ganz ehrlich, "da war es schon komisch, genauso wie hier". Er fährt mit dem Arm durch die Luft im Presseraum an der Säbener Straße, "da ist man auch erst reingekommen und hat gesagt: Was ist denn hier los?" Aber das wird schon, fügt er hinzu, "wir werden uns schon einleben."

So sah sie früher aus, die Kabine, in der jetzt die Bayern vor dem Spiel sitzen - Ein für die Roten unvorstellbares Weißblauinterieur. (Foto: Foto: ddp)

Der Presseraum an der Säbener Straße ist ein schlichter, fensterloser Raum, in neutralem Grau gehalten, mit ein paar leuchtenden Bildern an der Wand, der Vergleich ist also gar nicht schlecht: Die neue Kabine von Bastian Schweinsteiger und seinen Kollegen vom FC Bayern in der Arena ist das ja auch: schlicht, grau, fensterlos.

Der Wunsch von Hoeneß

Am Freitag hatte die Abendzeitung groß über die neu gestaltete Kabine berichtet, mit einem Foto, auf dem Klinsmann beide Daumen hoch hält. Als Jürgen Klinsmann, der Trainer des FC Bayern, am Freitagnachmittag im Presseraum sitzt, hat er seine Hände auf dem Schoß abgelegt, und wenn man ihn auf die Kabine anspricht, reagiert er so, wie er auch schon bei den Buddhas reagiert hat: Schulterzuckend, naja, ist halt so, nix Tragisches, ganz ehrlich. "Wir haben gesagt, dass wir jetzt eine Kabine als Aufenthaltsraum nutzen, das ist angenehmer."

Also haben sie die ehemals durch und durch rote Umkleide weiß gestrichen, die Spinde der Spieler entfernt, zwei Holztische mit Bänken in die Mitte gestellt, einen Flachbildfernseher aufgehängt und ein "Smart Board". Dabei war die rote Kabine angeblich ein persönlicher Wunsch von Manager Uli Hoeneß, den er trotz anfänglichen Widerstands der Arena-Architekten Herzog & De Meuron durchsetzte. Hoeneß sagt derzeit nichts zur Kabinenumgestaltung, was soll er auch sagen. Er hat ja gewusst, wen er als Cheftrainer verpflichtet.

Zum Umziehen nutzen die Spieler künftig die Gästekabine des TSV 1860, die ein bisschen langweilig aussieht und gewöhnlich, neutral eben. "Vorher war alles rot", sagt Philipp Lahm, "das war zu viel, grau gefällt mir besser." Bastian Schweinsteiger sagt: "Es ist ungewohnt, vor allem, weil wir zur neuen Kabine ein paar Treppen mehr gehen müssen", aber eigentlich, findet er, "ist das schon gut gemacht." Und wegen der Farbe: "Wenn die Spieler etwas anderes wollen, ändern wir das", sagt Klinsmann. "Aber es hat doch gut angefangen, oder?" Stimmt: Am vergangenen Dienstagabend haben sie den AC Florenz 3:0 besiegt. Nun kommt am kommenden Samstag der Bundesliga-Fünfte VfL Wolfsburg, mit Felix Magath, vormals Bayern-Trainer.

Die Bayern haben Respekt vor Magath und den Wolfsburgern, "ich hab' mal nachgeschaut", sagt der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, "Felix Magath hat dort seit seinem Antritt die Kleinigkeit von 31 Spielern verpflichtet. Die haben da Wettbewerbsvorteile, die sonst nur Hoffenheim und Leverkusen hat." Aber der FC Bayern wäre nicht der FC Bayern, wenn er sich nicht prinzipiell als Wettbewerbsbestimmer sehen würde - ein Sieg gegen Wolfsburg ist selbstredend das, was sie in München erwarten. "Wir müssen uns in der Tabelle nach oben bewegen", sagt Klinsmann.

Lahm-Position vakant

Allerdings müssen die Bayern auf Stürmer Luca Toni verzichten, dessen Rippenprellung doch stärker ist als zunächst angenommen. "Das ist keine alltägliche Verletzung", sagt Klinsmann, eine Prognose sei deshalb schwer zu treffen, man müsse "einfach Anfang nächster Woche mal schauen, wie es ihm geht". Als Toni-Ersatz wird Lukas Podolski auflaufen, was nicht nur Podolski selbst freut, sondern auch Bastian Schweinsteiger: "Ich würde mich persönlich freuen, wenn er wieder so spielt wie gegen Russland." Gegen Russland gewann die Nationalmannschaft 2:1, Podolski erzielte das Tor zum 1:0. Wer den am Fußwurzelknochen verletzten Philipp Lahm ersetzt, ist dagegen noch nicht klar. Sagt jedenfalls Klinsmann: "Christian Lell kann diese Position spielen, aber auch Zé Roberto, ja sogar Bastian Schweinsteiger", aber da muss er dann doch lachen. Lell ist trotz allem die wahrscheinlichste Wahl.

Wie gespielt wird, das wird der überzeugte Kommunikator Klinsmann der Mannschaft jetzt auch direkt vor dem Spiel mitteilen können: Der neue "Aufenthaltsraum" ist ja zugleich ein Besprechungsraum. Das ist gut, sagt Klinsmann, "so können wir kurz vor dem Spiel noch ein paar Dinge besprechen." Ob er keine Bedenken habe, das von Schweinsteiger beschriebene fehlende Heimat-Gefühl könnte Auswirkungen auf die Stimmungslage haben? "Jede Änderung bedarf einer gewissen Zeit", sagt Klinsmann. Es bleibt beim Umzug in die Löwen-Gästekabine, definitiv. Die damit aktuell folgenden Belegungsplan hat: Diese Woche der FC Bayern, nächste Woche TuS Koblenz.

© SZ vom 25.10.2008/JBe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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