Fußball:Bundesliga muss sich bei Leipzig und Hoffenheim bedanken

Fußball: Marvin Compper von RB Leipzig nach seinem Treffer am Samstag gegen Frankfurt.

Marvin Compper von RB Leipzig nach seinem Treffer am Samstag gegen Frankfurt.

(Foto: AP)

Die mit viel Geld aufgebauten "Retortenklubs" verschaffen der Liga noch ein bisschen Spannung. Der FC Bayern nimmt die neue Konkurrenz sehr ernst.

Von Christof Kneer

Uli Hoeneß hat mal gesagt, dass der Nikolaus noch nie der Osterhase gewesen sei, oder vielleicht war das auch umgekehrt. Dieser Aphorismus zählt sehr zurecht zu den berühmteren im Fußball, aber am Wochenende hat sich Hoeneß die Chance entgehen lassen, den Spruch neu aufzulegen. Hoeneß hätte sagen können, dass der Herbst seines Wissens noch nie der Winter war oder umgekehrt, jedenfalls hätte man dringend einen erfahrenen Mann gebraucht, der einem die Dinge richtig einordnet.

Ist der FC Bayern tatsächlich Herbstmeister geworden, mitten im Januar? Oder sind die Münchner Wintermeister, obwohl der aktuelle Spieltag erst der siebzehnte war und damit noch zum alten Herbstmeister-Jahr gehört?

Die Liga, kann man sagen, ist gerade ein bisschen durcheinander. Das liegt womöglich daran, dass Leipzig, Hoffenheim, Hertha, Frankfurt und Köln irritierenderweise auf jenen Tabellenplätzen stehen, auf denen man Dortmund, Leverkusen, Schalke, Wolfsburg und Gladbach erwartet hat. Und es liegt ganz sicher daran, dass die Mehrheit der Fußballinteressierten im Land nun etwas tun muss, was sie niemals tun wollte: Sie muss sich bei den Klubs von Dietrich Mateschitz und Dietmar Hopp bedanken.

Ohne das neue Geld aus Leipzig und Hoffenheim wäre dieser 17. Spieltag zum Schreckensszenario für alle Dramaturgen geworden: Wie hätte man jetzt noch Spannung erzeugen sollen, wenn die Bayern mit ihrem alten Geld gleich wieder das tun, was sie am besten können? Ein 2:1-Auswärtssieg samt spätem Tor: Das ist ein traditionelles Bayern-Ergebnis - eines, das die Münchner immer dann lustvoll hervorgeholt haben, wenn sie es dringend brauchten; für die entmutigte Konkurrenz spielte es nie eine Rolle, ob nun Gerd Müller dieses Tor schoss oder ob Roy Makaay kurz vor Schluss ums Eck gebogen kam. Und wenn dieser Wirkungstreffer dann auch noch so wunderschön wie jetzt der von Lewandowski. . .

Schon jetzt lässt sich ermessen, wie sehr sich Leipzig und Hoffenheim um diese Saison verdient gemacht haben. Mit ihrem in derselben Fabrik unter luxuriösen Produktionsbedingungen hergestellten Fußball haben sie der Liga nicht nur eine gewisse Dramatik, sondern auch interessante neue Trainer (Ralph Hasenhüttl, Julian Nagelsmann) und neue Spieler (Naby Keita, Emil Forsberg, Nadiem Amiri) geschenkt oder bereits bekannte Spieler deutlich besser gemacht (Timo Werner, Sandro Wagner, Niklas Süle, Sebastian Rudy).

Wie ernst das alte Geld das neue Geld nimmt, ist bereits erkennbar: Die Bayern haben gleich mal Süle und Rudy verpflichtet. Und dass sie Keita, Forsberg und Werner beobachten, ist so sicher wie der Nikolaus, der der Osterhase ist.

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