Fußball-Bundesliga:Lufttaxi nach Stuttgart

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Der VfB Stuttgart hat Jens Lehmann einige Privilegien erlaubt. Das führt dazu, dass Lehmann mit dem Hubschrauber zum Training fliegt - was dessen Wohnort erregte. Nun ist das Problem wohl geklärt.

S. Bader

Wenn es um die Promi-Dichte geht, dürfte die kleine Gemeinde Berg am Starnberger See bundesweit im oberen Tabellendrittel liegen. Der bedeutendste Einwohner war zwar kein Sportler, aber immerhin ein König: LudwigII. Danach wollte der Strom an Wichtigen, Reichen, Bekannten und solchen, die sich für wichtig und bekannt halten, nicht mehr abreißen: Politiker wie Peter Gauweiler, Schauspieler wie Heinz Rühmann und Jürgen Prochnow und sogar der "singende Vagabund" Fred Bertelmann leben und lebten hier. Besondere Wertschätzung erfährt die 8000-Seelen-Gemeinde seit geraumer Zeit aber durch Fußballer: Erst rückte Lothar Matthäus an, dann folgten Michael Ballack und Oliver Bierhoff, und kürzlich hat sich auch der ehemalige Nationaltorwart Jens Lehmann hier eine ansehnliche Villa gekauft.

Fliegt auch mal mit dem Hubschrauber zum Training: Stuttgarts Jens Lehmann. (Foto: Foto: AP)

Das hätten vielleicht nicht so viele mitbekommen, wäre da nicht ein lautes Knattern in der Luft gewesen. Für die gutsituierten Berger Bildungsbürger am Boden ein deutliches Zeichen: Hier kommt ein Promi, der es eilig hat. Früher hatte man gern Gauweiler in Verdacht, der sich in seiner Zeit als Umweltminister zuweilen durch die Lüfte nach Hause kutschieren ließ, was Nachbarn zu lautstarkem Protest veranlasste. Bis Gauweiler freiwillig wieder auf einen fahrbaren Untersatz umstieg.

Wenn er da ist, arbeitet er professionell

Inzwischen weiß auch der Neubürger Lehmann um die Sensibilität dieses Themas. Seinetwegen war das Lufttaxi jüngst zweimal auf dem Sportplatz des Kreisligisten MTV mitten im Ort niedergegangen, um ihn zum Training nach Stuttgart zu bringen. Das gefiel nicht allen, was etliche Beschwerden im Rathaus und eine Anfrage im Gemeinderat nach sich zog. Auch der Bürgermeister findet Landungen im Ort keine wirklich glückliche Idee. "Wenn sich das häuft, muss man das Luftfahrtbundesamt einschalten", kündigte er an.

Beim VfB haben sie ja auch schon ein paar Lehmann-Debatten hinter sich. Anfangs wurde im Klub heftig über Lehmanns Vertragsklauseln diskutiert, etwa darüber, dass er nach Heimspielen nach Hause fahren darf und das Auslaufen am Sonntag schwänzt. Inzwischen haben sie sich beim VfB aber mit den Klauseln ihres Keepers angefreundet. Sie haben gemerkt, dass er jene Zeit, die er in Stuttgart verbringt, hochprofessionell arbeitet.

Auch an der Starnberger Front könnte bald Ruhe einkehren, denn Lehmann soll bereits mit dem Piloten vereinbart haben, künftig von anderer Stelle abzuheben, falls es erforderlich sein sollte, schnell an seinen 250 Kilometer entfernten Arbeitsplatz zu kommen. Das Ganze sei ihm selbst unangenehm gewesen. "Nachdem Herr Lehmann von sich aus auf Hubschrauberlandungen im bewohnten Gebiet verzichtet, ist das Thema auch für mich erledigt", erklärte der Bürgermeister. Auch wenn es vermutlich nicht der letzte Promi war, der in seiner Gemeinde zum Landeanflug ansetzt.

© SZ vom 20.09.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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