French Open:Ivanovic im Glück

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Steht im Halbfinale von Roland Garros: Die serbische Tennisspielerin Ana Ivanovic. (Foto: Pascal Guyot/AFP)

Ana Ivanovic zieht in Paris ins Halbfinale ein - und schreibt eine der besten Geschichten des Grand-Slam-Turniers fort.

Von Gerald Kleffmann

Am Dienstagmorgen hat sie sich auf dem Court Philippe Chatrier eingeschlagen, jene, die dort kurz darauf offiziell im Einsatz sind, genießen dieses Privileg, den Hauptplatz nutzen zu dürfen. Mit ihrem deutschen Trainer Mats Merkel ist Ana Ivanovic noch einmal alle Schläge durchgegangen, Vorhand, Rückhand, Volleys, Aufschlag. Profialltag, nichts Ungewöhnliches, und selbst der leicht an den Schläfen ergraute Mann, der im Linienrichterstuhl saß, ein Sakko trug und konzentriert zuschaute, wirkte nicht fremd und störte den Ablauf keineswegs. Bastian Schweinsteiger gehört ja quasi zum Inventar dieser French Open 2015, er ist von Beginn an dabei. Später am Nachmittag sah der Fußballprofi des FC Bayern München natürlich abermals seiner Freundin zu, diesmal oben von der Tribüne aus. Die 27-jährige Serbin hat dann tatsächlich ihren Lauf fortgesetzt und sorgt weiterhin für eine der besten sportlichen Geschichten dieses zweiten Grand-Slam-Turniers des Jahres. 6:3, 6:2 fertigte sie die talentierte Ukrainerin Elina Switolina, 20, ab, erstmals seit ihrem Triumph in Paris 2008 steht Ivanovic damit im Halbfinale von Roland Garros. Auch in dieser Höhe war der Sieg gerechtfertigt, schon lange nicht mehr bestach Ivanovic derart von der Grundlinie, wovon 28 direkte Vorhandpunkte zeugten. Ähnlich oft tauchte weiter oben die berühmte Weltmeisterfaust auf.

"Ich weiß nicht, ob ich mich glücklich oder alt fühle soll", scherzte Ivanovic später, angesprochen auf die lange Zeit, in der sie sich nicht in der Schlussphase der wichtigsten Sandplatzveranstaltung hatte blicken lassen. Ihre Karriere ist zweifellos erfolgreich, 15 Titel, mehr als 13 Millionen Euro Preisgeld, Werbeverträge, Unicef-Botschafterin in der Heimat - die Bilanz der aktuellen Nummer sieben der Welt ist beeindruckend. Das heißt aber nicht, dass ihr Weg reibungslos verlief. Ivanovic hatte immer wieder Phasen, in denen sie ihre Form suchte, in denen sie im Ranking abrutschte, Trainer wechselte, sich mit Themen abseits des Berufs beschäftigte, die Psychologie hatte es ihr mal angetan. In Paris nun wirkt sie ganz bei sich, fokussiert, aber auch beschwingt, sie unterdrückt ihre Emotionen nicht, die ja ein Grund dafür sind, dass sie die Runde der letzten Vier erreicht hat. "Es gab Zeiten, da sagten mir Leute, ich sollte weniger enthusiastisch auf dem Platz sein", verriet sie, "aber es kostet mich mehr Energie, die Gefühle zurückzuhalten als sie zuzulassen."

Am Donnerstag kämpft Ivanovic um ihr viertes Finale bei einem Grand Slam, das Duell mit der Linkshänderin Lucie Safarova, 28, wird die bislang härteste Prüfung werden, die Tschechin aus Brünn ist ebenfalls in bestechender Form. Nach der Titelverteidigerin Maria Scharapowa besiegte die 13. der Welt die starke Spanierin Garbine Muguruza 7:6 (3), 6:3.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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