Frauenfußball:Nicht ihr Film

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Dominika Skorvankova hat zum dritten Mal nacheinander das Pokalfinale verloren. Zweimal mit dem SC Sand, nun mit dem FC Bayern - und immer gegen Wolfsburg.

Von Ulrich Hartmann

Dominika Skorvankova hat in ihrem Fußballerinnenleben schon viele Titel gewonnen, aber seit sie 2015 nach Deutschland gekommen ist, sammelt sie bislang nur landestypische Sinnsprüche. "Ich dachte, aller guten Dinge wären drei", sagte die 26-jährige Slowakin am Samstag nach dem Pokalfinale ihres FC Bayern München gegen den VfL Wolfsburg mit süßsaurem Lächeln, "stattdessen fühle ich mich wie im falschen Film."

Die Angreiferin hat zum dritten Mal nacheinander das deutsche Pokalfinale verloren. Es gibt fünf Spielerinnen, die in den jüngsten drei Pokalendspielen auf dem Feld gestanden haben: die Wolfsburgerinnen Almuth Schult, Nilla Fischer, Anna Blässe und Isabel Kerschowski - und Skorvankova. Die vier Wolfsburgerinnen haben drei Mal nacheinander den Titel gewonnen, Skorvankova hingegen war drei Mal hintereinander nach dem Abpfiff traurig: 2016 und 2017 im Trikot des badischen Klubs SC Sand und am Samstag im Hemd des FC Bayern. "Schon die letzten beiden Jahre waren wir nahe dran mit Sand, aber diesmal ist es noch viel bitterer", klagte sie, nachdem sie wieder in einem goldenen Glitterregen gestanden hatte, der den gegnerischen Spielerinnen galt. Jeweils 1:2 hatte sie die Pokalfinals in den vergangenen beiden Jahren verloren, diesmal ging es ins Elfmeterschießen, aber dort hatten wieder die Wolfsburgerinnen das nötige Glück. "Wir haben gut gespielt, wir hatten häufiger den Ball und im Elfmeterschießen zu verlieren, ist einfach nur unglücklich", sagte Skorvankova.

In der 103. Minute versuchte es die eingewechselte Dominika Skorvankova (rechts, im Zweikampf mit Wolfsburgs Pernille Harder) mit einem satten Fernschuss, der jedoch von Torfrau Almuth Schult parierte wurde. (Foto: Oliver Baumgart/imago)

In der 63. Minute war die 1,63 Meter große Angreiferin eingewechselt worden, in der 83. Minute lauerte sie vor dem Tor auf eine dann leider geblockte Hereingabe von Fridolina Rolfö und in der 103. Minute versuchte sie es mit einem satten Fernschuss, der jedoch von Torfrau Almuth Schult pariert wurde. Skorvankova blieb es wie auch allen anderen Spielerinnen auf dem Platz versagt, das Pokalfinale binnen zwei Stunden zu entscheiden. Zum Elfmeterschießen trat sie dann nicht an und musste zusehen, wie Melanie Behringer und Lucie Vonkova an Schult scheiterten und wie Kristin Demann den Ball an die Unterkante der Latte knallte. Als Wolfsburgs Caroline Hansen den letzten Elfmeter zum 3:2 einschoss, stützte sich Skorvankova erst auf die Knie, dann ging sie auf dem Rasen in die Hocke und versuchte, dieses dritte böse Déjà-Vu nacheinander irgendwie zu ertragen. Dabei behilflich waren ihr alle jene Titel, die sie in ihrer Karriere bereits gewonnen hatte: vier Mal die slowakische Meisterschaft und drei Mal der slowakische Pokal mit Bratislava, zwei Mal die österreichische Meisterschaft mit Neulengbach sowie sieben Mal die Ehre als slowakische Fußballerin des Jahres.

„Wolfsburg hat sich nicht lumpen lassen“, klagte Trainer Thomas Wörle vom FC Bayern München. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Fußballerin des Jahres war die gebürtige Regensburgerin Simone Laudehr, 31, noch nie, und erstaunlicherweise auch nie Deutsche Meisterin. Aber ansonsten hat sie alles gewonnen, was der Markt hergibt: Olympia, WM, EM, Champions League und Pokal. Hätte sie am Samstag im Trikot des FC Bayern triumphiert, wäre es ihr vierter Pokalsieg gewesen, doch obwohl das Spiel verloren ging, war es für die Innenverteidigerin auch ein tröstlicher Nachmittag, denn sie hat fünf Monate nach einer Fuß-Operation ihr Comeback feiern dürfen. In der 99. Minute wurde sie für Melanie Leupolz eingewechselt, im Elfmeterschießen verwandelte sie den fünften Münchner Elfmeter zum 2:2, aber dann musste auch sie mit ansehen, wie Wolfsburgs Hansen eiskalt zum Sieg einschoss. "So eklig ist Fußball", sagte Laudehr hinterher, als sei sie geneigt, sich sofort abzuwenden, allerdings gilt ihr Vertrag beim FC Bayern noch bis 2019, und kürzlich hat sie verraten: "Die Meisterschaft wäre definitiv noch ein Ziel." Damit hätten sie in München dann also schon mindestens zwei Spielerinnen, Laudehr und Skorvankova, die in der kommenden Saison alles für Meistertitel und Pokalsieg gäben, allerdings klang nach der jüngsten Niederlage gegen Wolfsburg ausgerechnet der Trainer Thomas Wörle so, als rechne er in absehbarer Zeit nicht unbedingt damit, den derzeit leicht übermächtigen Erzrivalen aus Niedersachsen überwältigen zu können. "Zwischendurch waren wir mal Meister", sagte er, "aber dann hat sich Wolfsburg nicht lumpen lassen und noch mal was draufgepackt und jetzt sind wir wieder hintendran und müssen weiter hart arbeiten, um sie einzuholen."

Das Liga-Rückspiel am kommenden Samstag, drei Tage nach Wolfsburgs Champions-League-Endspiel in Kiew gegen Lyon, wird an der Grünwalder Straße zwar zum Muster ohne Wert, im Kampf um die Ehre werden Wörles Spielerinnen aber brennen: Sie sinnen auf Revanche.

© SZ vom 22.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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