Frauenfußball:Horsts Händchen

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Unter Interimstrainer Hrubesch schlägt die Nationalmannschaft Tschechien 4:0 und ist in der WM-Qualifikation vorerst wieder erster. Alle Tore erzielt die 20-jährige Lea Schüller.

Horst Hrubesch hat die verunsicherte Frauenfußball-Nationalmannschaft wieder auf WM-Kurs gebracht. Beim Debüt des Interims-Bundestrainers machte die DFB-Auswahl mit einem 4:0 (2:0) im WM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien dank eines Viererpacks von Lea Schüller (4./31./68./79.) in Halle/Saale den ersten Schritt aus der Formkrise.Drei Wochen nach der Trennung von Steffi Jones bewies Hrubesch gleich in seinem ersten Spiel als Frauen-Bundestrainer ein gutes Händchen bei der Aufstellung. Ausgerechnet Schüller, mit 20 Jahren die Jüngste im Kader, war in ihrem sechsten Länderspiel die überragende Akteurin auf dem Platz. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll und was mit mir los war. Ich habe mal in der U17 fünf Tore in einem Spiel gemacht, aber ansonsten nie", sagte sie.

Mit Lea Schüller hat Trainer Hrubesch eine gute Aufstellungs-Wahl getroffen: Die 20-Jährige von der SGS Essen erzielt alle vier Tore gegen Tschechien. (Foto: Matthias Koch/imago)

Mit zwölf Punkten aus fünf Spielen eroberten die Olympiasiegerinnen schon einmal die Führung in Gruppe 5 von Island (10) zurück, das allerdings ein Spiel weniger absolviert hat. Der zweimalige Welt- und achtmaligen Europameister muss auf dem Weg zur WM 2019 in Frankreich am Dienstag (16.00 Uhr/ZDF) mit einem Pflichtsieg in Slowenien nachlegen."Man hat gemerkt, dass einige Spielerinnen noch einen Rucksack aus der Vergangenheit mit sich herumschleppen. Dennoch bin ich zufrieden, weil wir genau das umgesetzt haben, was ich wollte: einfach Fußball spielen", sagte Hrubesch. DFB-Präsident Reinhard Grindel gratulierte dem Interimscoach gleich nach dem Spiel, kündigte zudem für die nächsten Woche eine Entscheidung in der Trainerfrage an. Hrubesch bekräftigte allerdings, dass er nicht als Dauerlösung zur Verfügung steht.

Horst Hrubesch am Spielfeldrand bei seinem Debüt im zarten Alter von 66 Jahren als Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Während die erfahrenen Kolleginnen vor 4564 Zuschauern phasenweise überaus nervös wirkten und die Tschechinnen mit zahlreichen Fehlpässen zu Kontern einluden, war die Essener Angreiferin Schüller vor dem Tor eiskalt und verbuchte ihre Treffer zwei bis fünf im DFB-Trikot. Hrubesch, dem acht Spielerinnen verletzt fehlten, hatte personell noch ein paar mehr Überraschungen parat. So lief Kristin Demann an ihrem 25. Geburtstag zusammen mit Sara Doorsoun in der Innenverteidigung auf. Lena Goeßling, vor dem Spiel für 100 Länderspiele ausgezeichnet, spielte im defensiven Mittelfeld.

Durch die Zentrale gelang spielerisch in der ersten Hälfte allerdings zu wenig, gefährlich wurde Deutschland zumeist nur nach Ballgewinnen und schnellem Umschalten. Nach dem Seitenwechsel zeigten die Deutschen bei allem Offensivdrang auch wieder defensive Defizite. Doch spielte die DFB-Auswahl wie von Hrubesch gefordert schnell nach vorne, kam so zu Chancen.Wer die deutschen Fußballerinnen übernimmt, ist noch offen. Als Top-Kandidatin gilt wegen ihrer erfolgreichen Arbeit als Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

© SZ vom 08.04.2018 / SID, DPA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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