Frankfurt gegen Hannover:Rückkehrer als Retter

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Ausgerechnet Didier Ya Konan beschert den krisengeschüttelten Niedersachsen den dringend nötigen Punktgewinn bei der Eintracht. 96-Trainer Tayfun Korkut darf vorerst bleiben,.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Aus Dirk Dufner sprach doppelte Erleichterung. "Wahnsinnig erfreulich und aufregend" seien die vergangenen Stunden gewesen, beschied der Sportdirektor von Hannover 96. Sein Dauergrinsen vom Samstagabend dazu war rasch erklärt: In der Nacht von Freitag auf Samstag waren er und seine in Frankfurt wohnende Lebensgefährtin Adrijana zum zweiten Mal Eltern einer gemeinsamen Tochter geworden. Aus dem Krankenhaus gelangte der 47-Jährige unverzüglich in die Arena im Stadtwald, wo der Manager gleich die nächsten Glücksgefühle erleben sollte: Kurz vor Schluss sicherten sich die Niedersachsen mit einem 2:2-Remis nach 0:2-Rückstand bei Eintracht Frankfurt ein wichtiges Erfolgserlebnis. "Dieser Punkt ist Gold wert", konstatierte Dufner.

Vor allem für Trainer Tayfun Korkut. Der 41-Jährige wusste sehr wohl, dass die Debatten um seine Person unvermeidlich gewesen wären, wenn nicht ausgerechnet der im Winter zurückgeholte Didier Ya Konan mit einem feinen Schlenzer das 2:2 besorgt hätte (82.). Der Ivorer, nach einem halbjährigen Gastspiel in Saudi-Arabien in eher suboptimaler körperlicher Verfassung heimgeholt, lupfte den Ball nach Vorlage von Lars Stindl in die Maschen - und der 30-Jährige ("So etwas habe ich zuletzt im Training geübt") rettete damit Trainer Korkut den Job. Dabei hatte Ya Konan bei seinen bisherigen Kurzeinsätzen kaum überzeugt, zu groß schienen die körperlichen Defizite des einstigen Publikumslieblings. Doch nun konstatierte Korkut: "Er hat noch einen weiten Weg vor sich, aber er hat immer die Qualität, uns zu helfen."

Kind bestimmt: Es gibt keine Trainerdiskussion mehr

In diesem Fall auch konkret dem 96-Coach selbst. "Es geht nicht um mich: Das war ein großer Beweis, dass die Mannschaft intakt ist", sagte der Deutsch-Türke, "aber noch sind wir mittendrin im Abstiegskampf." Korkut erläuterte glaubhaft, dass bei ihm die Freude über die Punkteteilung vor allem deshalb überwiege, "weil wir spielerische Lösungen gesucht haben." Am Freitag gegen Hertha BSC sollte sein seit elf Spielen siegloses Team indes vielleicht einmal mit einem Dreier nachlegen. Oder mindestens erneut ein Unentschieden erkämpfen. Denn Korkut hat in Frankfurt wohl bereits entscheidende Pluspunkte beim Präsidenten gesammelt. "Mit dem Punkt und insbesondere mit dem Spiel bin ich zufrieden", beschied 96-Boss Martin Kind, der sich bei seinem Statement lässig und entspannt an eine Betonwand lehnte. "Dass die Mannschaft nach einem 0:2-Rückstand noch unentschieden spielt, spricht für die Qualität und den Willen", sagte der 70-Jährige. Er habe einen couragierten Auftritt gesehen, der ihm für die Zukunft Mut mache. Der mächtige 96-Chef erklärte ferner, dass jetzt ganz bestimmt "keine Trainerdiskussion" mehr geführt werde.

Auch für Dufner verbietet es sich, immer noch über das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler zu sprechen. "Eine Mannschaft, die so auftritt, spielt sicherlich nicht gegen den Trainer. Wir haben andere Probleme, kein Trainerproblem - das hat die Mannschaft gezeigt. Die Mannschaft hat kein Interesse, gegen diesen Trainer zu spielen."

Manager Dufner, gerade Vater geworden, eilt zurück in die Klinik

In der Tat gab Hannovers Gesamtauftritt durchaus Anlass in der Hoffnung: Bereits in der ersten Halbzeit waren die Gäste, bei denen vor allem Salif Sane im zentralen defensiven und Kapitän Stindl im offensiven Mittelfeld starke Vorstellungen zeigten, das bessere Team, doch dann ließ die 96-Abwehr nach einem Freistoß erst Alexander Madlung das 1:0 köpfen (27.), dann ermöglichte ein zu kurzer Rückpass von Linksverteidiger Christian Schulz das 2:0 von Stefan Aigner (54.). Als Marcelo jedoch mit dem Rücken nach Kiyotake-Ecke den 2:1-Anschluss schaffte (68.), war das Signal zur Wende gegeben. Dufner sprach von einer "moralisch sehr guten Leistung". Dann bat er um Verständnis, schnell wieder dorthin fahren zu können, wo sich aus seiner Sicht an diesem bewegten Osterwochenende das wirklich Wichtige im Leben ereignet hatte.

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