Frankfurt:Boateng trifft spät

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Die Eintracht gerät beim Auswärtsspiel in Berlin früh in Rückstand, doch kann die Partie drehen. Die Hessen setzen sich damit in der oberen Tabellenhälfte fest.

Kevin-Prince Boateng hob beide Hände in die Höhe, es war die Geste der Entschuldigung, hier, im Berliner Olympiastadion, im Stadion seiner Geburtsstadt, im Stadion des Vereins, bei dem vor zwölf Jahren seine Profikarriere begonnen hatte. Boateng hat in seinen Berliner Jahren auch das eine oder andere gemacht, was ihm sein Verein verboten hatte, nicht immer hat er sich dafür entschuldigt. Nun jedoch, am späten Sonntagnachmittag, hatte er etwas gemacht, was ihm sein Verein sogar ausdrücklich erlaubt: Er erzielte ein Tor. Entschuldigt hat sich Boateng dennoch. Sein Verein heißt ja inzwischen Eintracht Frankfurt. Und nicht mehr Hertha BSC.

Mit seinem Tor führte Boateng die Eintracht zum nächsten Auswärtscoup in der Fußball-Bundesliga. Boateng traf in der 80. Minute zum 2:1 (1:1) bei der Hertha und verhalf seinem Coach Niko Kovac zum Erfolg im Trainer-Duell mit seinem ehemaligen Teamkollegen Pal Dardai. Die Hessen verbesserten sich mit 22 Zählern als bestes Auswärtsteam der Liga auf Platz acht und sind punktgleich mit Dortmund auf Europa-League-Rang sechs. Hertha ist nach der fünften Saisonniederlage weiter Elfter.

Beim 1:1 lassen sich die Berliner nach einer Ecke düpieren

Die Gastgeber waren durch den zweiten Saisontreffer von Davie Selke (15.) in Führung gegangen, Frankfurts Außenspieler Marius Wolf (26.) glich mit einem Schuss aus rund 16 Metern aus. Den Siegtreffer erzielte Boateng mit einem überlegten Schuss von der Strafraumgrenze. Berlins Fabian Lustenberger hatte kurz vor dem Ende mit einem Lattenschuss Pech (87.).

Beide Trainer setzten auf Kontinuität. Dardai schickte die gleiche Elf von Beginn an auf den Rasen, die am vergangenen Wochenende beim 1. FC Köln (2:0) erfolgreich gewesen war. Kovac, der von 2003 bis 2006 zusammen mit Dardai in Berlin gespielt hatte, wechselte im Vergleich zum 0:1 gegen Leverkusen lediglich auf einer Position. Der Japaner Makoto Hasebe lief für Marc Stendra im Mittelfeld auf.

Vor 38 781 Zuschauern im Olympiastadion fanden die Berliner zu Beginn besser in die Partie. Immer wieder kamen sie vor allem über Linksaußen Maximilian Mittelstädt zu gefährlichen Vorstößen, Frankfurt fand kein Gegenmittel und setzte sich durch Ballverluste selbst unter Druck. Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic (2.) hatte nach einem Fehler von Frankfurts Mijat Gacinovic früh die Führung auf dem Fuß, scheiterte jedoch an Keeper Lukas Hradecky. Erst nach dem Ausgleich schafften es die Gäste, Entlastungsangriffe zu starten und Hertha Paroli zu bieten. Wirklich gefährliche Aktionen waren jedoch Mangelware, da auch Berlin in dieser Phase spielerisch abbaute. Eintracht-Stürmer Ante Rebic (25.) hatte vor dem Ausgleichstreffer die erste zwingende Chance der Hessen, die Rune Jarstein im Tor der Berliner jedoch vereitelte.

Im zweiten Abschnitt unterboten sich beide Teams zunächst in spielerischer Einfallslosigkeit. Das Offensivspiel war auf beiden Seiten von Unzulänglichkeiten geprägt, auch wenn Frankfurt untypischerweise versuchte, selbst zu agieren und nicht ausschließlich auf Konter zu warten. Dies gelang nur unzureichend - bis Boateng traf.

© SZ vom 04.12.2017 / sid, sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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