FC Köln:Unerschütterlich positiv

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2018 kann Köln sogar Standards: Milos Jojic erzielt das 1:0 gegen erstaunte Augsburger. (Foto: Maja Hitij/Getty)

Obwohl die Siegesserie des 1. FC Köln durch ein unnötiges 1:1 gegen Augsburg endet, verbreitet Trainer Ruthenbeck weiterhin ungebrochenen Optimismus.

Von Milan Pavlovic, Köln

Sollte der 1. FC Köln tatsächlich noch den Klassenerhalt schaffen, könnte das eine Menge mit der Art des neuen Trainers zu tun haben; und da vor allem mit seinem unerschütterlichen Positivismus. Er sieht, zumindest nach außen hin, die Dinge in einem guten Licht. Als die Aufholjagd des FC vorerst gestoppt war durch das 1:1 gegen den zähen FC Augsburg, war die Enttäuschung groß, denn es war ein unnötig vergebener Dreier. Wer aber gedacht hatte, dass der Ärger über das Ende der Serie von drei Siegen hintereinander mindestens genauso groß sein würde, wurde von Stefan Ruthenbeck eines Besseren belehrt: "Kommt mir nicht mit ,Nur 1:1'", ermahnte er die Berichterstatter, "das war ein gutes Ergebnis gegen einen guten Gegner - und die beste Leistung unter meiner Leitung", besser also als bei den Siegen gegen Gladbach, Wolfsburg und in Hamburg.

Der Nachfolger von Peter Stöger wurde in seiner Auffassung von den Gästen bestätigt. Es wirkte nicht wie eine Ausrede für die unzureichende eigene Leistung, als FCA-Trainer Manuel Baum lobte: "Man hat gesehen, dass die Kölner einen Lauf haben." Und Torwart Marwin Hitz fasste zusammen: "Es ist schon gut, dass wir hier einen Punkt mitnehmen konnten", er lächelte dabei verlegen wie ein Taschendieb, der seine Beute nur deshalb mitnehmen konnte, weil die Überwachungskameras ausgefallen waren.

Das Spiel gegen den Angstgegner - Köln hat seit sieben Jahren nicht mehr gegen Augsburg gewonnen - bewies in der Tat: Der FC steht unter Trainer Ruthenbeck stabiler als in der Hinrunde, er leistet sich weniger technische Fehler, agiert besonnener und baut das Spiel aus der Abwehr besser auf. Augsburgs gefürchteter Linksverteidiger Philipp Max kam lange ebenso wenig zur Geltung wie die hoch gelobten Offensivkräfte Gregoritsch und Finnbogason. "Wir haben sehr schwer ins Spiel gefunden", gab Max zu. Das lag an der Kölner Defensivarbeit, insbesondere an Innenverteidiger Jorge Meré, der jeden Ball schon vor der Gefahrenzone klärte.

Nach vorne wirken die Kölner derzeit geduldiger, sie erarbeiten sich ihre Chancen, ohne die Deckung zu entblößen. Dabei spielen sogar Standards wieder eine Rolle: Jojic provozierte ein Foul 24 Meter vor dem Gäste-Strafraum - und verwandelte dann selbst mit einem gezirkelten Freistoß in den Winkel (40.). Marwin Hitz' Arme hätten schon zehn Zentimeter länger sein müssen, um das erste FC-Heimtor gegen Augsburg seit Dezember 2014 zu verhindern. Direkt vor und nach dem Wechsel verhinderte Hitz mit prächtigen Reflexen ein Kopfballtor von Yuya Osako (45.+1) sowie ein Eigentor von Kevin Danso (48.).

Nur kurz wirkte der FC so, als wäre der Stecker gezogen worden

Nichts ließ auf eine Wende schließen. Doch plötzlich wirkten die vorher gut organisierten Kölner elf Minuten lang so, als hätte jemand den Stecker gezogen. Dreimal hatten die Gastgeber jenes Spielglück, das ihnen in der Vorrunde so oft gefehlt hatte. Doch beim vierten Mal kam jede Rettung zu spät: Caiuby setzte einen Kopfball unter die Latte (77.). Dass der Augsburger Stürmer vorher resolut verhindert hatte, dass Gegenspieler Frederik Sörensen hochspringen konnte, "hätten manche Schiedsrichter abgepfiffen", sagte Ruthenbeck. "Aber sogar danach hatten wir nullkommanull den Kopf unten."

In der Tat boten sich den Kölnern noch zwei Chancen, die Serie auf vier Siege zu erhöhen (und damit an erfolgreiche Wochen unter Trainer Ewald Lienen und Sportdirektor Hannes Linßen aus dem Herbst 2000 anzuknüpfen): Doch Hitz parierte einen Freistoß von Jojic (79.), und nach perfekter Vorlage von Terodde setzte Guirassy einen Schuss aus 16 Metern an Hitz, aber auch am Tor vorbei (90.+1). Ruthenbeck beharrte dennoch: "Wir haben heute einen Punkt gutmachen können auf Konkurrenten" - (er konnte damit nur Stuttgart meinen) -, "wir nehmen viel Positives mit."

Was bleibt, sind 14 Endspiele für den Tabellenletzten, das nächste passenderweise gegen Borussia Dortmund und somit den Ex-Kölner Peter Stöger. "Das wird ein ganz normales Spiel", sagte Milos Jojic mit einem Pokerface. Wer diesen Satz glaubt, der glaubt wahrscheinlich auch an das Abstiegsgespenst.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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