FC Bayern:Vorhang zu in der Bundesliga

Lesezeit: 2 min

Arjen Robben feiert sein Tor - und wohl bald die fünfte Meisterschaft in Serie. (Foto: REUTERS)

Der FC Bayern spielt bieder wie seit Jahren nicht, dennoch ist die Meisterschaft wohl entschieden. Die Münchner profitieren von Problemen in Leipzig und Dortmund, die nicht nur mit Fußball zu tun haben.

Kommentar von Sebastian Fischer

Fanfaren und Konfetti, Vorhang auf und Bühne frei! Denn es ist ja jetzt, am 20. Spieltag, eigentlich doch kein anderes Szenario mehr denkbar: Der FC Bayern wird auch in dieser Saison wieder deutscher Meister. Sieben Punkte beträgt der Vorsprung, die Anwärter dahinter können es gar nicht glauben. Dabei war vor einer Woche ihre Bundesligawelt doch noch in bester Ordnung.

Nur mal kurz zur Erinnerung: Vor ziemlich genau einer Woche war das größte Problem von Borussia Dortmund noch die Imitation eines Plappermauls: Thomas Tuchel äffte mit unmissverständlicher Handgeste einen Leipziger Betreuer nach, der sich über den (hinterher aberkannten) Ausgleichstreffer gefreut hatte. Sportlich waren die Erkenntnisse nach dem 1:0-Sieg gegen RB Leipzig positiv, das Ausmaß pöbelnder und randalierender BVB-Fans gegen harmlose Leipziger sickerte erst langsam an die Öffentlichkeit. Stören konnten sich Betrachter, die sich am Samstagabend vor einer Woche an etwas stören wollten, also eigentlich nur am Bild des hämischen Tuchel. Ziemlich lächerlich, gemessen daran, was gerade so in Dortmund los ist.

Tuchel stellt Dortmunds Schwächen als gegeben dar

Der Samstag begann schon wieder mit einem hässlichen Bild: Masken mit BVB-Logo, Pyrotechnik, Kampfhandschuhe - alles fein säuberlich aufgereiht und fotografiert von der hessischen Polizei, die 90 Dortmunder, die prügeln wollten, an der Weiterreise zum Auswärtsspiel nach Darmstadt hinderte. Ein derartiger Mangel an Empathie und Hirnschmalz ist nach den für das Image aller Fußballfans in Deutschland so verheerenden Bildern von vor einer Woche eigentlich kaum fassbar. Es verdeutlicht die fehlende Einsicht und festgefahrene Problematik in (kleinen) Teilen der Dortmunder Fanszene. Doch zurück zum Fußball und zum Samstagabend, an dem der BVB plötzlich auch wieder ein paar sportliche Probleme hatte.

Tuchel musste im Stadion in Darmstadt zum wiederholten Male für Verständnis werben. Verständnis dafür, dass es seiner Mannschaft an so etwas Elementarem wie Konstanz, damit Reife und damit auch Charakter - oder: Charakteren - fehlt. Dortmund hat in dieser Saison Real Madrid, den FC Bayern und Leipzig geschlagen und hervorragenden Fußball gespielt. Dembélé ist gesprintet, Aubameyang hat Salti geschlagen. Dortmund hat in dieser Saison allerdings auch gegen Augsburg und Ingolstadt nicht gewonnen. Und nun mit 1:2 gegen Darmstadt verloren.

Tuchel stellte die Inkonstanz in Darmstadt als unveränderbaren Status Quo dar ("Ich plädiere seit Monaten dafür, vielleicht einzugestehen, dass wir in dieser Saison so sind"), was er natürlich darf und damit viel Schuld von sich weist, was seine Position aber nicht unbedingt stärken wird. Der BVB kann sich am Dienstag wieder mit Champions-League-Fußball ablenken, das macht den Dortmundern für gewöhnlich mehr Spaß als nach dem Kicken in Darmstadt kalt zu duschen. Nur ob sie in der kommenden Saison erneut in der Champions League spielen, das ist nun wieder unsicher. Das Risiko besteht bei RB Leipzig zwar noch nicht, aber unzufrieden waren die Leipziger am Samstag trotzdem.

RB Leipzig spielt "nicht RB-Leipzig-like"

Nur mal kurz zur Erinnerung: Vor ziemlich genau einer Woche war das größte Problem von RB Leipzig noch die Imitation eines Plappermauls. Die Leipziger waren von Tuchel besiegt und veralbert worden, aber sie hatten gut gespielt. Nun allerdings haben sie zum zweiten Mal hintereinander verloren, und beim 0:3 gegen Hamburg nicht "RB-Leipzig-like" gespielt, wie Ralph Hasenhüttl erklärte. Die neuen Gesichter der Liga, sie schauten am Samstag traurig. Und die alten Gesichter lachten.

Der FC Bayern hat wohl seit Jahren nicht mehr derart biederen Fußball geboten wie zurzeit. Vidal und Robben trafen, als ein schwaches Spiel in Ingolstadt schon fast vorbei war. Sie trafen in der Nachspielzeit, als hießen sie Makaay und Ballack und als würde Schnappi, das Krokodil, die deutschen Single-Charts anführen. Vorhang wieder zu: Es gibt hier nichts Neues zu sehen.

© SZ vom 12.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Dortmund verliert 1:2
:Das wahre Gesicht des BVB

Schwache Dortmunder unterliegen beim Tabellenletzten. Trainer Thomas Tuchel urteilt, sein Team sei "gnadenlos durchgefallen". Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verlässt das Stadion vorzeitig.

Von Tobias Schächter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: