FC Bayern München:Titel, Top 16 und Pokal

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Der FCB startet mit erwartungsgemäß hohen Zielen. Der Kader ist ausgewogen und stärker als im Vorjahr, die Pokal-Endrunde findet wohl in München statt.

Von Ralf Tögel

Eigentlich komme das Spiel am Freitag zu früh, sagt Bryce Taylor. Dann starten die Basketballer des FC Bayern mit der Heimpartie gegen Oldenburg (20.15 Uhr) in die Saison. Ein ungewöhnlicher Satz vom Kapitän so kurz vor dem Ligastart? Nicht im Basketball. In dieser rasanten Ballsportart ist die Fluktuation üblicherweise hoch, Berlin etwa startet mit nahezu völlig neuer Mannschaft. Viele Spieler stoßen zudem sehr spät zum Kader. Die Nationalspieler Anton Gavel, Paul Zipser und Alex Renfroe (für Bosnien-Herzegowina) kehrten erst vor zweieinhalb Wochen von der EM zurück, K.C. Rivers wurde ein paar Tage zuvor überhaupt erst verpflichtet. Alles Schlüsselspieler.

Der Trainer findet das gar nicht gut, logisch, Svetislav Pesic hat den Fans schließlich versprochen, den Titel wieder an die Isar zu holen. Auch international darf es mehr werden als in der Vorsaison, der FCB will in diesem Jahr erneut unter die besten 16 Teams Europas. Wie in der Meistersaison 2014. Pesic ist noch etwas aufgefallen: "Haben wir den Pokal eigentlich schon mal gewonnen?", fragte er auf der Saison-Pressekonferenz. "Das ist lange her", antwortete des Trainers Sohn Marco, der Geschäftsführer. Es war 1968, um genau zu sein. Zählt nicht mehr, da herrschte Konsens. Der Pokalwettbewerb ist der erste Titel, der in einer Saison zu holen ist, und einer, der wenig Rücksicht auf die international engagierten Teams nimmt. Im Frühjahr 2014 etwa reisten die Bayern direkt vom Euroleague-Spiel bei ZSKA Moskau nach Ulm zum Pokal-Final-Four. Prompt scheiterte der spätere Meister im Halbfinale an Gastgeber Ulm, zum Ärger der Verantwortlichen, sah man doch nicht zu Unrecht eine Wettbewerbsverzerrung. Eine Tortur, die den Bayern heuer wohl erspart bleiben wird.

Zurück aus Bosnien-Herzegowina: Alex Renfroe soll das Spiel der Bayern lenken, er ist außerdem ein exzellenter Abwehrspieler. (Foto: Buthmann/imago)

Die Münchner haben sich für die Austragung der Pokal-Endrunde im Februar beworben. "Wenn wir es bekommen, wird es ein für alle faires Turnier, wir sind bereit", orakelte Marco Pesic vielsagend. Zwar will auch Liga-Präsident Alexander Reil vor der Bekanntgabe im November nichts bestätigen, "die Anzahl an Bewerbern ist überschaubar", sagt Reil, mehr allein aus Respekt vor den anderen Klubs nicht. Nur: "Die Wahrscheinlichkeit für München ist sehr viel höher als für Tübingen." Man benötigt nicht übermäßig viel Fantasie für den Schluss, dass der Audi Dome 2016 Pokal-Schauplatz sein wird.

Zunächst zählt aber nur die Liga. "Wir müssen in den nächsten Wochen noch vieles verbessern", sagt also Spielführer Taylor. Er glaubt, dass die Defense aggressiver sein wird als im Vorjahr, dank Zugängen wie Spielmacher Renfroe. Rivers bringe mehr Athletik ins Spiel, was auch für Rückkehrer Deon Thompson oder Maxi Kleber gelte. Auch Coach Pesic fordert für die Feinjustierung Geduld: "Wir müssen weiter an der Mannschaft bauen." Immerhin: Die Chemie im Kader sei bereits hervorragend, findet Nihad Djedovic. Er ist seit drei Jahren beim FCB, sollte das beurteilen können: "Spieler die hierher wechseln, das Geld nehmen und dann weiterziehen, brauchen wir nicht", sagt er.

Ob das bedeute, dass solche Akteure in der abgelaufenen Saison da waren? Er überlegt, grinst und sagt: nichts. Jedenfalls sei der Charakter dieser Mannschaft ähnlich dem des Meisterteams. Der Topscorer sagte noch, worauf es besonders ankomme: "Platz eins nach der regulären Runde ist sehr wichtig." In der Vorsaison hatte der FCB diesen Vorteil mit Niederlagen gegen Underdogs wie Braunschweig, Trier oder Göttingen leichtfertig vergeben. "Wir haben diesen Teams nicht den nötigen Respekt entgegen gebracht", erinnert Taylor. Platz eins bedeutet Heimvorteil bis ins Playoff-Finale - dieser Bonus trug Bamberg in Spiel fünf zum Titel. Pesic wird das nicht vergessen haben.

Er war im finalen Spiel derart in Rage, dass er mit einer Schimpftirade gegen einen Offiziellen eine Strafe provozierte und nun im ersten Spiel gegen Oldenburg die Halle nicht betreten darf. Wo er das Spiel sieht? "Im Fernsehen", er lacht. Ihm bleibt noch genug Zeit an der Seitenlinie. Seine Arbeit hat gerade erst begonnen.

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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