FC Bayern:Moment der Leichtigkeit

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Eröffnet: Karl-Heinz Rummenigge zerschneidet das Band. (Foto: Alexandra Beier/Getty Images)

Der Rekordmeister eröffnet eine Ausstellung. Es ist einer der seltenen Auftritte von Franz Beckenbauer, der die Öffentlichkeit inzwischen eigentlich meidet und dennoch kurz zu alter Fröhlichkeit zurückfindet.

Von Johannes Kirchmeier

Den bairischen Dialekt zeichnet aus, dass er weich gesprochen wird, gemütlich klingt und dass er sich so anders als etwa die harte hochdeutsche Sprache ganz gut zum Singen eignet, wie etwa die Band LaBrassBanda beweist. Oder der Musiker und Moderator Werner Schmidbauer, der das Lied "Momentnsammler" geschrieben hat. In dem beschreibt er, dass es nicht auf Geld, Liebschaften und Erfolg im Leben ankommt, sondern auf die Momente, die ein jeder erleben darf.

Der über die Grenzen Bayerns, Deutschlands, Europas, vielleicht sogar der Welt bekannteste Fußballverein FC Bayern München steht nicht gerade unter Verdacht, dass es ihm an Geld, Ruhm und Erfolg mangeln würde, trotzdem hat er sich an Schmidbauers Rat versucht: Momente sammeln. Die hat der Klub in der Sonderausstellung "Momente" in der Fröttmaninger Arena zusammengestellt. Am Donnerstag eröffnete dann ein Ansammlung alter Klubgrößen diese Ausstellung: Während der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge wie sonst Bürgermeister, Geher und Marathonläufer ein Band durchstach, umkreisten ihn Franz Roth, Sepp Maier, Hans-Georg Schwarzenbeck, Jean-Marie Pfaff, Klaus Augenthaler, Patrik Andersson - und Franz Beckenbauer. Jener 71-Jährige, der in seinem Leben wohl sicherlich das eine oder andere Dokument unterschrieben hat und in den vergangenen Tagen wieder ins Fadenkreuz der Ermittler wegen der Vergabe der WM 2006 gerückt ist. Eigentlich meidet er inzwischen ja öffentliche Auftritte. Es war also einer der seltenen "Momente", in denen man Beckenbauer beobachten konnte.

Und was man da sah, war viel Freude. Beckenbauer war am jugendlichsten gekleidet, trug Jeans zum Sakko, darunter ein weißes Polo-Shirt mit offenen Knöpfen. Er wirkte gelöst wie bei einem Treffen mit der alten Schulklasse. Gemeinsam mit Schwarzenbeck, Roth, Maier und dem später dazugestoßenen Uli Hoeneß spielte er ja lange zusammen und gewann etliche Titel, wie 1974 den Europapokal der Landesmeister, Vorgänger der Champions League. Als das Ereignis zur Sprache kommt, redet Beckenbauer das einzige Mal öffentlich. Aus ein paar Metern Entfernung fragt man sich: Ist er älter geworden? Ist der Stress der Ermittlungen gegen ihn nicht ohne Weiteres vorübergegangen? Wenn man so will, ist er in seiner Krise der vom Komiker Olli Dittrich erfundenen Kunstfigur "Schorsch Aigner - der Mann, der Franz Beckenbauer war" ähnlicher geworden. Beckenbauer, das zeigt sich aber auch, ist schon noch der Entertainer mit der oberbayerischen Leichtigkeit, mit der er einst "Gute Freunde kann niemand trennen" trällerte: "Ich habe ihm den Ball hingespielt und gesagt: 'Schieß'. Und er hat geschossen", sagt er über den Pass zum 1974er-Torschützen Schwarzenbeck. Alle lachen, in Wahrheit soll er geschrien haben: "Schieß bloß nicht!", erinnert sich Schwarzenbeck. Andere Momente, an die der FCB in seiner Historie denkt: die Champions-League-Siege 2001 und 2013 oder das Drama dahoam 2012.

Am Ende seines Liedes singt Schmidbauer: "Wennsd den Moment gfundn host, is er vorbei." Beckenbauer umarmte Uli Hoeneß am Donnerstag innig, redete mit ihm. Man spürte die Herzlichkeit und wie glücklich Beckenbauer war, dass er Zeit mit den früheren Kollegen verbrachte. Doch kurz darauf ging er. Durch die Hintertür.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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