FC Augsburg:Selbstverständlich ruhig

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Zwei Treffer gegen den HSV: Halil Altintop jubelt. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Halil Altintop trägt viel dazu bei, dass Augsburg hoffen darf - nicht nur, weil er die klubinterne Torjägerliste und die Scorerwertung anführt. Sondern auch mit seiner Erfahrung und seiner Gelassenheit.

Von Maik Rosner

Um in jeder Situation cool zu bleiben, muss man ungefähr 17 Jahre einem Job nachgehen, in dem man nicht nur von seinem Chef und den Kollegen beäugt wird, sondern ständig von etwa 160 Millionen Menschen. Es fügt sich auch gut, wenn man in Deutschland und anderswo, etwa in der Türkei, gelebt und gearbeitet hat und dabei nahezu wöchentlich in einem Lebensrhythmus unterwegs gewesen ist, der zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt kaum Zwischentöne kennt.

Dann kann man wohl auf die Frage, ob man nach einigen persönlichen Rückschlägen daran geglaubt habe, noch einmal wichtig zu werden, mühelos antworten: "Selbstverständlich!" Man kann dann sogar in dem Wissen, dass die kommenden beruflichen Aufgaben gewiss noch hart werden, anfügen: "Das beeindruckt mich nicht." Besonders coole und erfahrene Menschen sprechen dann voller Selbstbewusstsein für die gesamte Belegschaft und sagen Sätze wie: "Wir können jedem Gegner Paroli bieten."

Er führt die klubinterne Torjäger- Liste und die Scorerwertung an

Kommt all dies zusammen, heißt man vermutlich Halil Altintop und hat seinen zuvor ziemlich zu Tode betrübten Arbeitgeber FC Augsburg gerade zu einem himmelhoch jauchzenden 4:0 (2:0) geführt, zum höchsten Heimsieg der Vereinsgeschichte in der Bundesliga. Nebenbei, so mitten im Abstiegskampf, gegen den direkten Konkurrenten Hamburger SV.

Halil Altintop ist das am Sonntag gelungen. Er hat die ersten beiden Tore in der 28. und 42. Minute in einer unverschämt selbstverständlichen Lässigkeit erzielt und damit jenen Heimsieg auf den Weg gebracht, nach dem der FCA mit einiger Zuversicht auf den Ligaverbleib hoffen darf. Trotz der letzten drei äußerst kniffligen Saisonspiele bei Borussia Mönchengladbach, gegen Borussia Dortmund und bei der TSG Hoffenheim. Auf Platz 13 steht die Mannschaft von Trainer Manuel Baum nun, mit zwei Punkten Vorsprung auf den Platz 16, den der FCA nun dem relegationserfahrenen HSV überlassen hat. Und weil Philipp Max in seinem 50. Bundesligaspiel noch sein erstes Tor (76.) gelang sowie Raul Bobadilla der Treffer zum vollauf verdienten Endstand (85.), kamen Altintops Aussagen nicht gestellt daher. Ebenso wie seine Ansicht, sein Beitrag sei "im Endeffekt egal. Hauptsache wir bleiben drin."

Sollte dies gelingen, hätte Altintop dazu nicht nur gegen den HSV wesentlich beigetragen. Mit sechs Treffern führt der 34-Jährige nun die mannschaftsinterne Torschützenliste an, zusammen mit einer Vorlage auch die Scorerwertung. Und das, obwohl der Routinier zwischenzeitlich mit der Rolle des Ergänzungsspielers Vorlieb nehmen musste. Nun aber stellte Stefan Reuter Altintops besonderen Wert gerne heraus. "Seine Ruhe, seine Ausstrahlung ist für die Mannschaft sehr wichtig", sagte der Augsburger Manager.

Reuter ist dabei noch vergleichsweise zurückhaltend gewesen, er wird mit Altintop in diesem Sommer ja womöglich über eine Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses verhandeln müssen. An anderer Stelle aber konnte der sonst betont nüchterne Weltmeister regelrecht euphorisch werden. "Ein perfektes Spiel unserer Mannschaft. Durch die Bank eine Wahnsinns-Leistung", hatte Reuter gesehen, "Riesenkompliment an die Mannschaft, mit der Drucksituation so umzugehen. Es gibt keinen, der nicht eine absolute Topleistung gebracht hat. Das ist beachtlich." Dieser Heimsieg sei zudem "ein extrem wichtiger Schritt" gewesen vor dem schweren Restprogramm sowie "ein Zeichen, dass die Mannschaft eine Sensation und absolut intakt ist".

In dieser hatte nicht nur Altintop seinen Stellenwert unterstrichen, sondern auch Max mit zwei Vorlagen und seinem ersten Ligator. Den 23-Jährigen konnte das selbstverständlich nicht so kalt lassen wie den erfahrenen Kollegen Altintop. Zumal er in der Gruppe bisher eher aufgezogen worden war. "Ich musste mir die letzten anderthalb Jahre schon sehr viel anhören, dass der Marwin Hitz ein Tor mehr hat als ich", erzählte Max. Hitz ist übrigens Torwart.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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