FC Augsburg:Schmeichelhafte Einladung

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Abflug nach England: Erik Thommy (oben, hier beim 2:1-Testspielsieg gegen den FCTokio) und seine Augsburger Kollegen gehen auf Reisen. (Foto: imago)

Der FCA reist nach Middlesbrough und Southampton zu finanziell lukrativen Testspielen.

Von Maik Rosner

Vom asiatischen Markt ist schon lange die Rede, und mittlerweile haben die großen Bundesliga-Vereine diesen als lukratives Reiseziel in den Sommermonaten für sich entdeckt. Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 waren gerade dort, der FC Bayern kehrt an diesem Freitag von seinem PR-Trip nach China und Singapur zurück. Und zwar mit einem "stattlichen Betrag", den man dort verdient habe, wie Vorstand Karl-Heinz Rummenigge sagte.

Beim FC Augsburg sind Fernreisen gen Osten noch kein Thema. Aber neue Märkte zu besuchen, den eigenen Bekanntheitswert in der Welt des Fußballs zu erhöhen und nebenbei noch eine Gage einzustreichen, kommt ihnen auch beim vergleichsweise kleinen Ligakonkurrenten entgegen. Die morgen beginnende Insel-Tour mit den Testspielen beim FC Middlesbrough (Samstag) und FC Southampton (Mittwoch) könnte dabei fast als besonders findige Strategie verstanden werden. Statt mit den englischen Vereinen auf dem asiatischen Markt oder andernorts zu konkurrieren, fliegen die Augsburger lieber direkt ins Schaufenster des finanziellen Fußball-Weltmarktführers und lassen sich dafür einen zwar kleinen, aber durchaus lohnenden Teil jener Unsummen ins Gepäck legen, die die englischen Vereine vor allem mit ihren weltweiten TV-Erlösen erzielen.

Tatsächlich verhält es sich mit dem zweiten Trainingslager der Augsburger in diesem Sommer nach jenem im Südtiroler Mals allerdings ein bisschen anders. Nicht dank einer pfiffigen Strategie, sondern eher ohne eigenes Betreiben sind sie dem Vernehmen nach zu dieser sechstägigen Reise gekommen. Der Premier-League-Absteiger Middlesbrough suchte einen sportlich attraktiven Testgegner für seine Generalprobe vor dem Ligaauftakt am 5. August in Wolverhampton und fragte beim FC Augsburg an. Kaum hatte dieser die Einladung angenommen, folgte die Anfrage für einen weiteren Test in Southampton, in der Vorsaison Tabellenachter der Premier League und seit einem Jahr Arbeitgeber des ehemaligen Augsburger Mittelfeldspielers Pierre-Emile Højbjerg.

"Für uns ist es eine gute Geschichte, das zeigt die positive Entwicklung des Klubs", sagt Geschäftsführer Stefan Reuter. Anfragen aus dem Ausland, besonders aus England, liefen immer häufiger ein, und in diesen Fall sei es "für uns auch finanziell lukrativ". Sponsoren, die die Reise vergolden, sind anders als beim FC Bayern beim FC Augsburg nicht beteiligt. Aber die Gagen werfen offenbar auch so einen Gewinn ab. Nebenbei schmeicheln dem kleinen Bundesligisten die Einladungen auf den englischen Markt. Man sei "attraktiv" geworden, sagen sie im Verein mit ein bisschen Stolz.

Dass der FCA sechs Jahre nach seinem Bundesligaaufstieg auch international mittlerweile als etablierter Klub der höchsten deutschen Spielklasse wahrgenommen wird, dürfte einen Beitrag zu den Offerten geleistet haben. Vor allem aber die Europa-League-Spiele gegen und beim FC Liverpool samt des knappen Ausscheidens in der Zwischenrunde der Saison 2015/16 haben den Augsburgern gerade auf der Insel zu Bekanntheit verholfen. Die Wahrnehmung des Vereins habe sich international verändert, dafür sei diese Reise ein Indiz, meint Reuter.

Der Slogan "In Europa kennt uns keine Sau" hat sich überholt

Der selbstironische Slogan "In Europa kennt uns keine Sau", mit dem die Augsburger während ihrer ersten internationalen Spiele vor anderthalb Jahren über den Kontinent tourten, habe sich "überholt", findet er. In Kauf nehmen die Augsburger die Anstrengungen, die mit der Reise verbunden sind. Am Samstagmorgen fliegen sie los, schon am Nachmittag findet der Test in Middlesbrough statt. Abends geht es per Flugzeug weiter nach Southampton. Dort will Trainer Manuel Baum die Inhalte aus dem ersten Trainingslager verfeinern. Nach dem zweiten Test am Mittwoch folgt der Rückflug am Donnerstag nach Augsburg. Dort empfängt der FCA am Sonntag, 6. August, zu seiner Generalprobe den niederländischen Topklub PSV Eindhoven.

Bis dahin dürfte auch schon etwas klarer werden, wer aus dem aufgeblähten Kader mit 36 Lizenzspielern noch weichen muss. Als Kandidaten gelten Shawn Parker, Marvin Friedrich und Daniel Opare. Auch einer der vier Torhüter könnte bis zum Transferende am 31. August noch gehen, womöglich der bisherige Stammkeeper Marwin Hitz. Schon nach England sollen nicht alle Profis mitreisen. Danach werde man "überlegen, ob man den einen oder anderen noch ausleiht oder abgibt. Vorher wird nichts passieren. Wir forcieren die Dinge nicht", kündigte Reuter an.

Erhalten bleiben dürfte in jedem Fall die kleine Verknüpfung mit dem asiatischen Markt, die auch der FCA unterhält. Durch die beiden Südkoreaner Ja-Cheol Koo und Dong-Won Ji sowie den Japaner Takashi Usami.

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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