Augsburg - Hertha (18 Uhr):Positive Laborbefunde

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„Die Linie rauf und runter“: Framberger (r.) mit Trainer Baum. (Foto: imago/Bernd Feil)

Trainer Manuel Baum will beim FC Augsburg mehr Spieler aus dem Nachwuchs zu den Profis führen. Der Weg des 22-jährigen Raphael Framberger ist beispielhaft.

Von Sebastian Fischer

Es waren nur ein paar Wörter, doch Raphael Framberger stillte mit ihnen eine Sehnsucht. Der Verteidiger des FC Augsburg sprach über Manuel Baum, seinen "Drrrähner", der ihn am Sonntag gegen Hertha BSC aufstellen wird. Er sprach über das "Drrrähning", in dem er sich empfohlen hatte. Und er erzählte von seiner auskurierten Verletzung, "G'schichten, wo ich am Knie hatte". Er sprach unverkennbar im Augsburger Dialekt, und das ist im Augsburger Stadion eher eine Seltenheit. Framberger, 22, wird am Sonntag der einzige gebürtige Augsburger in der Startelf sein.

Sie haben beim FCA gerade keinen Grund, mit ihrer Situation zu hadern. Augsburg ist die Überraschungsmannschaft der Hinrunde, mit 22 Punkten besteht Anschluss an die Europa-League-Plätze, der Klassenverbleib scheint nicht gefährdet zu sein. Doch Baum äußerte trotz der allgemeinen Zufriedenheit zuletzt einen Wunsch, den man auch als leise Kritik an der Arbeit des Klubs in der Vergangenheit deuten konnte. Er sagte: "Wir haben noch ein junges Nachwuchsleistungszentrum, erst seit ein paar Jahren wurde hier begonnen, mehr Geld zu investieren. Die erste Priorität war die Bundesliga, jetzt ziehen wir nach." Voller Überzeugung fügte er hinzu: "Wir haben sehr interessante Talente im Nachwuchs, und ich bin mir sicher: Der eine oder andere wird oben aufschlagen."

Innenverteidiger Kevin Danso, 19, und Angreifer Marco Richter, 20, werden am Sonntag voraussichtlich auf der Bank sitzen. In Framberger und dem verletzten Erik Thommy, 23, sind es derzeit vier Spieler aus der eigenen Jugend, die oben aufgeschlagen sind. Unter Baum, das ist das Ziel, sollen es mehr werden.

Als Nachwuchs-Cheftrainer änderte Baum einiges

Der FCA war Anfang der Neunzigerjahre schon mal für seinen starken Nachwuchs bekannt. 1993 wurden die A-Junioren deutscher Meister, von 1991 bis 1995 viermal Pokalsieger. Kapitän war damals ein gewisser Thomas Tuchel, im Sturm spielte der spätere türkische Nationalspieler Ilhan Mansiz. Doch dann entwickelte sich die Konkurrenz weiter, und in Augsburg geschah lange nicht viel. Als Augsburg im Herbst 2015 vom DFB als "Eliteschule des Fußballs" anerkannt wurde, trugen die Standorte Nürnberg/Fürth und München diesen Titel längst. Als im Frühjahr 2016 der D-Jugendtrainer Alexander Moj aus Augsburg zum FC Bayern wechselte und sechs Jugendspieler nach München mitnahm, war das durchaus symptomatisch. Allerdings werden die Symptome seit ein paar Jahren wieder bekämpft.

"Man sieht's ja", sagte Raphael Framberger am Freitag: "Wo der Herr Baum zum Nachwuchs gekommen ist, dass da gleich richtig was nach vorne ging."

Bevor Baum 2016 zum Trainer der Profis befördert wurde, hatte er seit Sommer 2014, als sogenannter Nachwuchs-Cheftrainer, die Jugendarbeit des Klubs durchaus radikal erneuert. Einige Trainer mussten den Klub verlassen, weil sie mit Baums Ideen nicht einverstanden waren. Die kurzfristigen Folgen waren vielversprechend: Die B-Jugend wurde als Bundesliga-Aufsteiger 2016 Vierter, die A-Jugend als Bundesliga-Aufsteiger 2017 Fünfter. Nun, als Cheftrainer, arbeitet Baum eng mit dem Nachwuchs zusammen, überall wird das gleiche System gelehrt, um die Übergänge zu vereinfachen. Trainingsformen und Spielzüge werden auch schon mal in den Juniorenmannschaften erprobt, wie in einer Art Labor. Doch die Protagonisten des Augsburger Profifußballs sind derzeit noch eher solche Spieler, die der Klub mit Blick für die Nische auf dem Transfermarkt gefunden hat: Der Isländer Finnbogason, der Holländer Gouweleeuw, die Österreicher Hinteregger und Gregoritsch.

Es war deshalb in einer an Höhepunkten durchaus reichen Hinrunde einer der schönsten Momente für Baum, als Danso - gebürtiger Österreicher, aber seit seinem 15. Lebensjahr beim FCA - im Spiel gegen Leverkusen sein erstes Bundesligator erzielte. Und Baum war die Freude anzusehen, als er am Freitag über Framberger sprach. Wer im rechten Mittelfeld den verletzten Thommy ersetzt - Jonathan Schmid, Marcel Heller oder Georg Teigl - ließ er offen. Doch auf einen Startelf-Einsatz Frambergers legte er sich fest.

Der rechte Verteidiger war zu Saisonbeginn bereits Stammspieler, dann verletzte er sich am zweiten Spieltag. Gegen die Hertha kommt er nun zum Einsatz, weil sein Vertreter Daniel Opare gesperrt ist. Opare spielte in den vergangenen Wochen so gut, dass Framberger nicht gerade schmerzlich vermisst wurde. Doch nun wird Opare Gerüchten zufolge von englischen Erstligisten umworben, die ihn angeblich schon im Winter verpflichten wollen. Spätestens dann würde Framberger wieder besonders wichtig werden.

"Frami", aufgewachsen in Aystetten, seit 2004 im Verein, sei im Training bereits wieder "die Linie rauf und runter gefetzt", sagte Baum. "Ich frrreu' mich", sagte Framberger, und rollte das R auf Augsburgerisch.

© SZ vom 10.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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