FC Augsburg:Österreicher aus dem Norden

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Jubelt hier noch für den Hamburger SV, künftig dann im Optimalfall für den FC Augsburg: Denn die Schwaben haben sich mit dem Österreicher Michael Gregoritsch verstärkt. (Foto: Moritz Müller/imago)

Bereits als 15-Jähriger hat Michael Gregoritsch sein erstes Tor im Profifußball erzielt. In Augsburg soll ihm nun der Durchbruch als Stammkraft gelingen.

Von Johannes Kirchmeier

Gregerl" heißt schon der Vater, "Gregerl" heißt auch der Sohn. Es ist in unserem Kulturkreis eine mitunter ganz schöne Angewohnheit, dass Väter ihre Spitznamen an ihre Söhne vererben können - so wie bei Familie Gregoritsch: Vater Werner, quasi "Gregerl Senior", 59, ist ehemaliger Fußballspieler, aktuell Trainer des U21-Nationalteams von Österreich. "Gregerl Junior", Michael Gregoritsch, 23, spielt dagegen in der A-Nationalmannschaft des Nachbarlandes und seit Dienstagabend für den FC Augsburg.

Gregoritsch wechselt aus dem Norden nach Schwaben. In den vergangenen beiden Jahren spielte der Angreifer für den Hamburger SV, den Großteil seiner 55 Bundesligaspiele, in denen er zehnmal traf, bestritt er jedoch nicht über 90 Minuten. Dass Hamburg für ihn letztlich die festgeschriebene Ablöse um die fünf Millionen Euro bekommt, überrascht daher schon. Gregoritsch schaffte es schließlich nie zur unumstrittenen Stammkraft. Anders als etwa Vincenzo Grifo, der kürzlich für eine ähnlich hohe Ablöse aus Freiburg nach Mönchengladbach gewechselt ist - der in der Vorsaison allerdings auch die beeindruckende Bilanz von sechs Toren und zwölf Torvorlagen erreichte. Gregoritsch traf fünfmal und assistierte dreimal.

Neben Gregoritsch verpflichtet der FCA noch einen weiteren Stürmer: den Venezolaner Sergio Cordova

Auch weil die Hamburger nicht immer so recht wussten, wo sie ihn hinstellen sollten: Sein früherer Trainer Bruno Labbadia etwa sah in ihm einen Spielmacher - und doch pendelte Gregoritsch unter ihm und unter Nachfolger Markus Gisdol zwischen den Flügel- und mittleren Positionen im Angriff hin und her. Ob die Pendelei unbedingt als Pluspunkt in Gregoritschs Vita stehen sollte, bleibt die Frage. Augsburgs Manager Stefan Reuter lobt ihn jedenfalls als "variabel einsetzbar" in der Offensive.

Gregoritsch hat "das Gefühl, dass der FCA genau der richtige Verein für meine weitere Entwicklung ist. Hier passt für mich alles." Was schon einmal anders als in Hamburg ist, wo er nach der Verpflichtung des früheren Augsburgers André Hahn möglicherweise in die zweite Reihe gerutscht wäre. In Augsburg soll er dagegen im Optimalfall zur Stammkraft werden, wobei Konkurrenten wie Caiuby oder Alfred Finnbogason ihre Plätze im Angriff nicht freiwillig abgeben dürften.

Schon früh war in Österreich erkennbar, dass der Papa, der nach Engagements beim Grazer AK und beim First Vienna FC zum Ende seiner Karriere einmal ein Jahr lang für einen steirischen Verein mit dem Namen Deutschlandsberger SC kickte, dem Sohn nicht nur den Spitznamen vererbt hat. Denn bereits im Alter von 15 Jahren und 361 Tagen erzielte Michael Gregoritsch im Jahr 2010 sein erstes Tor in der österreichischen Bundesliga, sein Trainer damals: Werner Gregoritsch. Bis heute ist der Junior damit der jüngste Torschütze der Liga. Klar, dass die Ansprüche an ihn erst einmal erdrückend hoch waren. Mit 18 wechselte er nach Hoffenheim, wo er sich allerdings noch nicht durchzusetzen vermochte. Er wurde an St. Pauli verliehen, dann an Bochum. Als gestandener Zweitligaspieler und 20-maliger Torschütze in 29 U21-Spielen für Österreich (vorwiegend wieder unter Vater Werner) wechselte er vor zwei Jahren zum HSV. Die Verbindung der beiden "Gregerls" ging danach zu Ende, der Sohn wurde schlicht zu alt für die U21. Das hat seiner Karriere nicht nur gut getan, beim FCA wird man sehen können, ob ihm die endgültige Emanzipation gelingt.

Neben Gregoritsch haben die Augsburger einen weiteren Stürmer verpflichtet: den Venezolaner Sergio Cordova. Der 19-Jährige kommt aus der Heimat nach Europa und kriegt daher etwas Schonzeit. "Wir sind überzeugt, dass er sich in der Bundesliga durchsetzen kann und werden ihm daher die nötige Zeit für die Eingewöhnung und Entwicklung geben", sagte Reuter. Wie Gregoritsch kann Cordova auf eine erfolgreiche Zeit in der Jugendnationalmannschaft zurückblicken. Der FCA entdeckte ihn im Juni, als er mit der U20 seines Landes das Finale bei der Weltmeisterschaft erreichte, in dem das Team England unterlag (0:1). Cordova erzielte vier Turniertore, eines davon auch gegen Deutschland.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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