FC Augsburg:Kniffliges Programm

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Kälte- und krisenresistent: Dirk Schuster (kurze Hose) beobachtet Jan Moravek (links) und Marvin Friedrich beim Sprungtraining. (Foto: Krieger/Imago)

Nach guten ersten Wochen unter Dirk Schuster stehen für den FCA bis zum Ende der Hinrunde fast nur noch Prüfungen gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel an.

Von Maik Rosner

Die Zwischenbilanz fiel sehr positiv aus, auch schon Ende Oktober. "Im Frühjahr hätten wir diese Partie so nicht gewonnen", sagte der Trainer damals. Es passte zum Standort Augsburg, dass die unspektakuläre Erinnerung an die bescheidenen Saisonziele umgehend folgte, trotz der beachtlichen Stabilität. "Wir wissen, wo wir herkommen", sagte der Trainer also, "wir möchten möglichst schnell die noch notwendigen Punkte zum Klassenerhalt holen."

Obwohl die Aussagen auch zu seiner Herangehensweise gepasst hätten, geäußert hatte dies nicht Dirk Schuster, der Fußballlehrer des Augsburger Bundesligisten. Sondern der U23-Coach des FCA, Christian Wörns, der mit seinem Nachwuchsteam nach dem Beinahe-Abstieg in der Vorsaison aktuell fast schon sensationell auf Platz zwei der Regionalliga steht, übrigens vor dem FC Bayern II. Ein ähnliches Bild bietet sich in den U19- und U17-Bundesligen, wo der FCA sogar jeweils die Tabelle anführt. "Der FC Augsburg ist auf einem richtig guten Weg", findet der Trainer auch deshalb übergeordnet, und diesmal stammt die Aussage nicht von Wörns, sondern von Schuster.

Mit den bemerkenswerten Erfolgen der drei wichtigsten Nachwuchsteams des Vereins können Schusters Profis zwar nicht mithalten. Doch der 48-Jährige darf vor dem Heimspiel des Tabellen-13. an diesem Samstag gegen Hertha BSC auch in eigener Sache nach knapp einem Drittel der Saison davon sprechen, "dass wir uns ganz gut aneinander gewöhnt haben und auf einem guten Weg sind". Es ist sogar so, dass Schusters erste 150 Amtstage nach seinem Wechsel von Darmstadt 98 die zweitbeste Zwischenbilanz im nun schon sechsten Bundesligajahr des FC Augsburg hervorgebracht haben. Nur einmal stand der FCA unter Schusters Vorgänger Markus Weinzierl nach zehn Spielen besser da. Vor zwei Jahren waren zwölf Punkte erwirtschaftet worden. Aktuell sind es elf, trotz anhaltender Personalsorgen.

Es fehlen die Langzeitverletzten Finnbogason, Gouweleeuw, Caiuby und Callsen-Bracker

Noch immer fehlen ja die Langzeitverletzten Alfred Finnbogason, Caiuby, Jeffrey Gouweleeuw und Jan-Ingwer Callsen-Bracker, zwischenzeitlich fielen auch Raúl Bobadilla, Dominik Kohr und Kapitän Paul Verhaegh aus. Stabil blieb die Mannschaft dennoch, in der Defensive hat sie im Vergleich zur Vorsaison sogar an Kompaktheit zugelegt. "Nach vorne können wir uns noch steigern", räumt Schuster ein. Er findet aber auch, dass die Ausfälle in der Offensive mehr Wucht verhindert haben, vor allem in den bisher fünf Heimspielen, in denen nur ein Sieg (1:0 gegen Darmstadt) und ein Remis gelangen (1:1 gegen Schalke).

Schusters Prognose nach seinem frühen Dienstbeginn am 20. Juni, man stehe vor einer "brutal schwierigen Saison", könnte trotz der guten Zwischenbilanz Bestand haben. Auch, weil es in den sieben Spielen bis zum Ende der Hinrunde hauptsächlich gegen Konkurrenten geht, die sich gerade in jenem oberen Tabellendrittel aufhalten, das für den finanziell vergleichsweise bescheiden aufgestellten FCA nur in Ausnahmefällen wie 2015 erreichbar ist. Außer Berlin kommen noch Frankfurt, Mönchengladbach und Hoffenheim nach Augsburg, auswärts stehen die Spiele in Köln, Hamburg und Dortmund an. Ein kniffliges Programm, nach dem eher nicht damit zu rechnen ist, dass das Saisonziel nach oben korrigiert wird, vom Augsburger Realismus ganz abgesehen.

Vor allem die Verabredung mit dem Tabellenvierten Hertha kommt wie eine erste große Prüfung mit dem eigenen Ideal daher, auch inhaltlich. Berlins Pal Dardai darf wohl als Schusters Bruder im Geiste angesehen werden. Beide Trainer lobten ihre Mannschaften im Verlauf der Saison schon mit einigem Vergnügen für "Männerfußball", der ihrem Faible für ein robustes Auftreten entspricht. Schuster bezeichnet es vor dem nun fordernden Programm sogar umso mehr als "lebensnotwendig, dass wir über die Mannschaft, übers Kämpferherz, über Mentalität kommen". Nach Abschluss der ersten Saisonhälfte werden die Augsburger genauer wissen, wie stabil sie wirklich sind, und Schuster hätte nichts dagegen, wenn er dann ein bisschen untertreiben dürfte. Wie Wörns Ende Oktober.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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