FC Augsburg:Freche Abrissbirne

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Der FC Augsburg verteidigt seinen Europa-League-Platz Dank des wuchtigen Stürmers Bobadilla und der Bayern-Leihgabe Hojbjerg. Diese überzeugen mit einer Kombination aus Kraft und Frechheit. Ein Spiel, auf das die Gäste gehofft hatten.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Langsam lief Pierre-Emile Hojbjerg die letzten Meter seines Besuches in der alten Heimat, sein rechter Arm war großflächig in einen Verband gewickelt, und dennoch lief da kein Leidender zum Ausgang der Münchner Arena. Hojbjerg war der letzte Spieler, der die Kabinen an diesem frühen Samstagabend verlassen hatte, im Vorraum wurden bereits all die Zäune weggetragen, es ging jetzt nur noch um ihn, Hojbjerg, den Rückkehrer.

Langsam also schritt Hojbjerg zum Ausgang, im Gesicht ein schüchternes Lächeln, er war bemüht, dass das jetzt nicht wie ein Triumphmarsch wirkte. Dann sagte er: "Ich habe gemerkt, dass das ein bisschen etwas Besonderes war."

Der FC Augsburg gewinnt 1:0 (0:0) beim FC Bayern, beim deutschen Fußball-Meister, die Mannschaft steht kurz davor, sich für die Europa League zu qualifizieren. Und Hojbjerg, ausgeliehen für die Rückrunde vom FC Bayern, bereitet das Tor mit einem Lauf zu, wie sie ihn beim FC Bayern schon länger nicht mehr haben laufen sehen. Und das sollte nur ein bisschen besonders sein? So unemotional?

Darf sich da ein Rückkehrer nicht freuen? Darf er. Aber er darf es nicht sagen. "Ich habe mir gesagt, dass ich professionell bleiben muss", sagte Hojbjerg, "als wäre es ein Spiel wie jedes andere."

Nach der Pause war der 19-jährige Däne eingewechselt worden, aufgrund von Oberschenkelproblemen saß er zunächst auf der Bank (auf der er zuletzt häufiger saß, als es ihm und seinen Ansprüchen lieb sein dürfte). Er führte ein paar wuchtige Zweikämpfe, rannte nach hinten, nach vorne, nach rechts, und in der 70. Minute rannte er die linke Seite entlang, am Strafraum ließ er die Münchner Innenverteidiger Jérôme Boateng und Dante auf sich zulaufen, dann flankte er in die Mitte, in den Lauf von Raul Bobadilla.

Der Stürmer hatte von Beginn an die Abwehr des Gastgebers beschäftigt. In der dritten Minute klärte FCB-Torwart Pepe Reina einen Freistoß zur Ecke. In der 13. Minute rannte Bobadilla auf Reina zu, ein Duell von zwei Spielern mit der Statur einer Abrissbirne, und natürlich endete es mit einem Rumms. Rote Karte für Reina, Elfmeter für Augsburg; Paul Verhaegh schoss an den Pfosten. Auf dieses unentwegt über den Rasen pflügende Kraftpaket Bobadilla also flankte Hojbjerg nach 70 Minuten. Wenige Meter vor dem Tor kam der Argentinier an den Ball, er verzichtete auf jegliche Kraft, es reichte ihm eine leichte Berührung. Er traf mit der Hacke.

Es war diese Kombination aus Kraft und Frechheit, durch die sich der FCA den Sieg verdient hatte. Vor dem Spiel, sagte Trainer Markus Weinzierl, "war ich kurz ohne Atem, als ich die Aufstellung gesehen habe", so überrascht war er, dass Pep Guardiola, der Trainer des FC Bayern, nur Torwart Manuel Neuer sowie Xabi Alonso, Medhi Benatia und Rafinha schonte. Eine derart stark besetzte Elf, "das hat den Jungs noch einmal Auftrieb gegeben", sagte Weinzierl.

Das Ziel, sagte Daniel Baier, sei "greifbar nah"

Bis zur roten Karte hatte Augsburg zwar Glück gehabt (Thomas Müller stolperte im Strafraum über die eigenen Füße, Mario Götze traf den Pfosten), danach aber war es das Spiel, auf das die Gäste gehofft hatten. Vor der Partie in München hatte Augsburg auswärts fünfmal in Serie verloren, wurde oft ausgekontert. Also überließen die Gäste die Spielgestaltung dem FC Bayern, sie konzentrierten sich darauf, das Zentrum abzusichern; so rückte Markus Feulner vom rechten Flügel in die Mitte hinein. Stattdessen konterte Augsburg. Und immer wartete ganz vorne: Raul Bobadilla. "Er hat einen Lauf, wir versuchen ihn in Szene zu setzen", sagte Weinzierl.

Durch den Sieg hat der FC Augsburg seine Europa-League-Platz verteidigt - und doch bleiben die Aussagen verhalten. Das Ziel sei "greifbar nah", sagte Daniel Baier. Tobias Werner immerhin sagte: "Sieht gut aus." Am zurückhaltendsten war der stets bedachte Markus Weinzierl, der Trainer sagte: "Man darf das auch mal ganz isoliert betrachten und sich freuen, dass Augsburg hier gewonnen hat."

Am Ausgang der Arena redete schließlich noch Hojbjerg über seine persönlichen Aussichten, er sagte, dass nur FC-Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagen könne, ob er zurückkehren werde. Sehnsüchtig klang Hojbjerg jedenfalls nicht. Auf die Frage, ob er sich als deutscher Meister fühle, antwortete er: "Ich habe ein paar Spiele gemacht, aber jetzt bin ich Augsburg-Spieler und muss mit dem Bus weg."

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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