FC Augsburg:Altintops letztes Abenteuer

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Abschied aus Schwaben: Halil Altintop (Mitte) bleibt in Augsburg in bester Erinnerung. (Foto: Martin Rose/Getty)

Der Routinier wechselt mit 34 Jahren zu Slavia Prag - bestenfalls wird er noch einmal Champions League spielen. Bei seinem neuen Verein stellen chinesische Investoren Millionen-Investitionen in Aussicht.

Von Maik Rosner

Die große Bühne, die Halil Altintop geboten wurde, war ein bisschen kleiner, als sie wirkte. Großflächig war ja über sein Bruderduell mit seinem eineiigen Zwilling Hamit berichtet worden, bevor und nachdem sich die beiden Altintops noch einmal in der Bundesliga begegnet waren. Ende Februar war das, als der FC Augsburg mit Halil beim SV Darmstadt 98 mit Hamit 2:1 gewann. Dass es sich um ein Spiel handelte, in dem die eine Mannschaft um den Klassenverbleib kämpfte (Augsburg) und die andere (Darmstadt) der zweiten Liga schon ziemlich nahe war, konnte dabei beinahe übersehen werden. Denn Halil und Hamit Altintop, den etwas unfreiwilligen Hauptdarstellern dieses Spiels, wurde eine Präsenz zuteil, die eher an die Champions League erinnerte denn ans Souterrain der Bundesliga.

Dazu passte auch ein Satz, der von Halil Altintop stammte. Wenn er fit sei, könne er "immer noch viele Mannschaften auf der Welt verstärken". Gesagt hat er das allerdings über seinen Bruder Hamit, dessen Karriere ihn mit den Stationen FC Bayern München und Real Madrid auf die ganz großen Bühnen der Fußballwelt geführt hatte.

"Ich glaube, das wird mich persönlich noch mal weiterbringen", meint Altintop

Am Dienstag nun ist Halil Altintop diesen großen Bühnen noch einmal unerwartet nahe gekommen. Einen Tag, nachdem sein Abschied vom FC Augsburg nach vier Jahren verkündet worden war, gab der tschechische Meister SK Slavia Prag die Verpflichtung des 34 Jahre alten Mittelfeldspielers bekannt. Setzt sich Altintops neue Mannschaft in der Qualifikation zur Champions League durch, würde er tatsächlich noch einmal in die hellsten Scheinwerfer-Lichter des Klubfußballs treten, womöglich gar in München oder Madrid. "Ich glaube, das wird mich persönlich noch mal weiterbringen", hatte der frühere türkische Nationalspieler tags zuvor gesagt, als sein Abschied aus Augsburg feststand.

Es ist ein letztes großes Abenteuer, das Halil Altintop nun bevorsteht. Von Wattenscheid 09 über Kaiserslautern, Schalke, Eintracht Frankfurt und Trabzonspor in der Türkei zum FCA hat ihn seine Reise als Kicker bisher geführt. Nun kommt im Herbst seiner Karriere eine zweite Auslandsstation hinzu in einer Liga, die bisher eher nicht als klassisches Ziel fürs Laufbahnfinale galt. Für Altintop aber hat die Aussicht, in der kommenden Saison noch einmal in der Champions League zu spielen, einen so großen Reiz ausgeübt, dass er sich gegen die mögliche Verlängerung beim FCA entschieden hat. Er hofft, seinen bisherigen 13 Einsätzen in der Champions League für Schalke und Trabzonspor in der kommenden Gruppenphase noch mindestens sechs weitere hinzufügen zu können. Vielleicht sogar ein weiteres Tor nach seinem bisher einzigen, das ihm für Trabzon 2011 gegen Inter Mailand gelungen war. Und Altintop sieht dafür wohl auch deshalb gute Chancen, weil Slavia der chinesischen Investmentfirma CEFC gehört, die Millionen-Investitionen angekündigt hat. Neben Altintop wurden bereits der Portugiese Danny, 33, und der Ukrainer Ruslan Rotan, 35, verpflichtet. Zwei ebenfalls schon reifere Kicker, die aber über viel internationale Erfahrung verfügen.

Ob er in Prag seinen Bruder Hamit trifft? Ausgeschlossen sei es nicht, heißt es aus seinem Umfeld

In Augsburg bedauern sie Altintops ehrgeizigen Entschluss sehr. Zugleich schwang viel Anerkennung mit, als Geschäftsführer Stefan Reuter mitteilen ließ: "Wir hätten Halil gerne auch in der kommenden Saison im FCA-Trikot gesehen, doch wir respektieren seine Entscheidung, die wiederum von Größe zeugt." 115 Bundesligaspiele, fünf in der Europa League und acht im DFB-Pokal hatte Altintop für Augsburg bestritten und dabei insgesamt 22 Tore erzielt. Das erste Europapokal-Tor des FCA war darunter, vor allem aber jene drei wichtigen Treffer und zwei Vorlagen in der Endphase der vergangenen Saison, mit denen Altintop maßgeblich zur Versetzung beitrug. Ersatztorwart Andreas Luthe, in der Endphase der vergangenen Spielzeit ebenfalls ein Hauptdarsteller, befand, Altintop habe der Mannschaft mit seinen Führungsqualitäten den Hintern gerettet. Nun werden die jüngeren Spieler mehr gefordert sein beim FCA, zumal sich auch Markus Feulner, 35, verabschiedet - zur U23. Mit dem zuletzt lange verletzten Innenverteidiger Jan-Inger Callsen-Bracker, 32, verlängerte der FCA dagegen bis 2018.

Ganz vielleicht erfüllt sich sogar noch ein weiterer Wunsch von Halil Altintop. Am liebsten würde er noch einmal mit Hamit in einer Mannschaft spielen. Dessen Vertrag bei Darmstadt läuft am Freitag aus. Aus dem Umfeld der Brüder heißt es zwar, es sei eher unwahrscheinlich, dass sich auch Hamit Slavia anschließen wird. Ausgeschlossen sei es aber nicht. Aus Halil Altintops Sicht wäre er eine Verstärkung.

© SZ vom 28.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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