Fakten zum Zweitliga-Start:RB Leipzig im Kaufrausch

RB Leipzig verpflichtet mehr Spieler, als der Verein stimmberechtigte Mitglieder hat. In Bochum regiert ein Elfmetertöter. Und das größte Chaos herrscht natürlich beim TSV 1860. Zehn Fakten zum Zweitliga-Start.

Von Johannes Kirchmeier und Tim Brack

Die Transfermeister

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(Foto: dpa)

RB Leipzig war in der Transferperiode im Kaufrausch - 18 Verpflichtungen (unter anderem Stürmer Davie Selke von Werder Bremen) stehen bis jetzt zu Buche. Die Politik des Vereins, vermehrt auf junge Talente zu setzen, verfolgte Leipzig vor dieser Saison konsequent. Im Durchschnitt sind die Zugänge 22 Jahre alt. Der FC St. Pauli hielt sich auf dem Transfermarkt dagegen zurück: Nur zwei Spieler, die nicht aus der eigenen Jugend kommen, kicken in dieser Saison neu am Millerntor: Lasse Sobiech kam vom Stadtrivalen Hamburger SV und Ryo Miyaichi wechselt ablösefrei vom FC Arsenal an die Elbe.

Der Größte und der Kleinste

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(Foto: dpa)

Fast 40 Zentimeter trennen Gaetan Krebs (r.) vom Karlsruher SC und 1860-Stürmer Fejsal Mulic. Für den Münchner werden seine 2,03 Meter im Luftduell ein Vorteil sein. Der Serbe kommt aus der zweiten Mannschaft von 1860 und soll als wuchtiger Mittelstürmer für Kopfballtore sorgen. Gaetan Krebs geht in seine sechste Saison mit den Karlsruhern. Mit seiner Körpergröße von 1,65 Meter wirbelt der Franzose bevorzugt im zentralen Mittelfeld.

Der Elfmetertöter

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die psychische Belastung für einen Elfmeterschützen ist enorm. Jeder erwartet, dass der Schuss sitzt. Wenn Elfmeter-Spezialisten es diese Saison mit Bochums Andreas Luthe zu tun bekommen, dürfte die Anspannung umso größer sein. Der VfL-Keeper ist eine Macht im Verhindern von Elfmetertoren. In seiner Karriere wehrte der Keeper bislang elf Strafstöße ab - das ist Rekord. Nur Oliver Adler gelang es, genauso viele Elfmeter zu vereiteln. Der gebürtige Duisburger beendete seine Karriere 2010 bei RW Oberhausen. Luthe winkt der alleinige Rekord.

Die Bundesliga-Brüder

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(Foto: dpa)

Den Sprung in die Bundesliga will jeder Spieler in der zweiten Liga schaffen. Immerhin drei der fast 500 Kicker können sich bei Familienfeiern mit ihren Brüdern über deren Erfahrungen in Liga eins austauschen. Beim Erstligisten SV Darmstadt 98 spielen Mario Vrancic und Tobias Kempe. Deren Brüder Damir Vrancic (Eintracht Braunschweig, l.) und Dennis Kempe (Karlsruher SC, r.) könnten in dieser Saison um den Aufstieg in Liga zwei mitspielen. Florian Hübner vom SV Sandhausen ist der Sohn des Eintracht-Frankfurt-Sportdirektors Bruno Hübner. Florians Bruder Benjamin verteidigt für den Erstliga-Neuling FC Ingolstadt.

Der chaotischste Klub

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(Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Kaum ein Tag in der Sommerpause verging, an dem der TSV 1860 München nicht in den Nachrichten auftauchte - und zwar ganz selten mit sportlichen Taten. Der Flirt mit Felix Magath, der in Amtsunion den Sportdirektor und Trainer geben sollte, scheiterte an den Vorstellungen von Investor Hassan Ismaik. Der Vorstand wollte mit dem Magath-Coup den ungeliebten Gerhard Poschner, Geschäftsführer Sport, loswerden. Nach dem verunglückten Versuch trat die Führung zurück. Mit dem Interims-Vorstand fand Ismaik kurz vor der Mitgliederversammlung eine Lösung: Gerhard Poschner wurde zum Sportdirektor degradiert, Ismaiks Cousin und Statthalter Noor Basha übernahm als Sport-Geschäftsführer. An den Machtverhältnissen änderte das kaum etwas, denn Basha und Poschner gelten als unzertrennliche Einheit. Im Führungs-Chaos blieb entsprechend wenig Zeit für Transfers. Trainer Torsten Fröhling klagte, seine Wunschspieler seien auf dem Transfermarkt nicht mehr verfügbar. Bisher verpflichteten die Sechziger die Innenverteidiger Rodnei und Milos Degenek und den Mittelfeldspieler Romuald Lacazette. Könnte zu wenig sein für eine sorgenfreie Saison fern der Abstiegsplätze.

Der Torjäger

Den erfolgreichsten Torjäger der zweiten Liga stellt der FSV Frankfurt. Edmond Kapllani (rechts) netzte in seiner Zweitliga-Karriere bisher 70 Mal ein. Mit dieser Quote ist der Albaner zudem der erfolgreichste ausländische Stürmer der Zweitliga-Geschichte. Um den Rekord von Dieter Schatzschneider zu knacken, müsste der 32-Jährige noch die eine oder andere Saison dranhängen: Dem gebürtigen Hannoveraner gelangen in seiner Karriere 153 Treffer in der zweiten Liga. Über seine wenig erfolgreiche Bundesliga-Zeit beim HSV sagte Schatzschneider: "Wenn ich bedenke, was mir Magath und Co. damals so alles vorgelegt haben, da hätte ich mindestens dreißig Dinger machen müssen!"

Die Raubeine der Liga

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(Foto: Micha Will/Getty Images)

Goran Sukalo (links) von der Spielvereinigung Greuther Fürth sammelte die meisten Karten aller aktiven Spieler in der zweiten Bundesliga. 81 Mal erhielt der Slowake die Gelbe, zweimal die Rote Karte. Nach ihm folgt der Karlsruher Dominic Peitz, der insgesamt 60 Gelbe Karten sah und zweimal vom Platz gestellt wurde. Neben Sukalo langt noch ein weiterer Fürther kräftig zu: Stephan Schröck flog bereits fünfmal vom Platz - genauso oft wie Kai Bülow vom TSV 1860 München. Alemannia-Aachen-Legende Willy Landgraf, der die meisten Spiele in der zweiten Bundesliga absolvierte, führt die ewige Sünderkartei mit 122 Gelben Karten an.

Die Gastarbeiter

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Auf Österreicher vertrauen die Zweitliga-Trainer gerne. 20 Spieler aus Austria (unter anderem Rubin Okotie bei 1860, r.) spielen bei den 18 Klubs. RB Leipzig setzt in Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker, Georg Teigl und Stefan Hierländer gleich auf vier. Alle kamen vom Partnerverein Red Bull Salzburg nach Sachsen. Nach den Österreichern sind polnische Kicker sehr beliebt, acht Polen spielen in Liga zwei. Je sieben Spieler stammen aus den Niederlanden, Norwegen und der Türkei.

Die Mitglieder

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(Foto: dpa)

Gerade einmal 14 stimmberechtigte Mitglieder hat RB Leipzig (im Bild: Trainer Ralf Rangnick). Das liegt an der etwas skurrilen Vereinsstruktur. Der von einem österreichischen Energy-Drink-Hersteller unterstützte Klub unterscheidet zwischen ordentlichen und Fördermitgliedern. Stimmberechtigt sind nur die 14 ordentlichen Mitglieder, die einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 800 Euro beisteuern müssen. Zudem hat der Klub etwa 200 Fördermitglieder - diese zahlen 100 bis 1000 Euro für ihre Mitgliedschaft. Die Traditionsvereine Fortuna Düsseldorf (24 000), TSV 1860 München (19 950) und 1. FC Kaiserslautern (18 768) stellen die meisten Mitglieder der Liga.

Der Treueste

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ein Sachse auf der Schwäbischen Alb ist die treueste Seele der Liga. Tim Göhlert (rechts) läuft seit mehr als zehn Jahren für den 1. FC Heidenheim auf. Als der Abwehrchef 2005 zum FCH wechselte, spielte der Verein noch unterklassig. "Damals bin ich zu einem Oberligisten gewechselt, ohne Ambitionen, Profi zu werden. Das war auch nie ein Kindheitstraum von mir", sagte der 30-Jährige in einem Interview. In den folgenden Jahren stieg er mit dem Klub dreimal auf, seit vergangener Saison spielt er in der zweiten Bundesliga.

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