Fair-Play-Geste von Miroslav Klose:Ganz ehrlich

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Er hat sich als fairer Sportsmann erwiesen und wird dafür gefeiert: Miroslav Klose erzielt im Spiel beim SSC Neapel beim Stand von 0:0 ein Tor per Hand. Im Anschluss zeigt der Stürmer von Lazio seine Regelwidrigkeit an, der Treffer wird annulliert. Die italienischen Medien überschütten Klose jetzt mit Lob.

Miroslav Klose ist es gewohnt, dass er nach einem Tor geherzt und getätschelt wird, dass ihm die anderen Spieler auf die Schulter klopfen. Bisweilen wird er sogar geküsst. Stets erfährt er diesen Ausdruck der Freude seitens seiner Mitspieler. Bis jetzt. Denn im Ligaspiel zwischen dem Klose-Klub Lazio Rom und dem SSC Neapel herzten und tätschelten plötzlich die Gegenspieler den Stürmer, obwohl er nur kurz zuvor für Lazio und gegen Neapel getroffen hatte.

Miroslav Klose (links) gibt sein Handspiel gegenüber Schiedsrichter Luca Banti zu und wird anschließend von allen Seiten gefeiert.  (Foto: AP)

Der Grund für die Knuddelei: Bei seinem Tor in der dritten Spielminute nahm Klose geschickt die Hand zu Hilfe. Der Schiedsrichter hatte es nicht gesehen und erkannte das 1:0 zunächst an. Doch dann räumte Klose die Regelwidrigkeit ein, der Treffer wurde annulliert und die Neapel-Spieler feierten den Lazio-Stürmer, als habe er gerade den Siegtreffer für Neapel erzielt.

Miroslav Klose hat mit dieser Fair-Play-Geste des Jahres für Aufsehen im italienischen Fußball gesorgt und wurde von allen Seiten mit Lob überschüttet: "Klose, Meister und Gentleman. Er verdient den ersten Preis wegen seines korrekten Verhaltens", kommentierte der Corriere dello Sport und für die Gazetto dello Sport ist Klose ein "Vorbild an Fairness in einer von Ergebnismanipulationen und Wettskandalen erschütterten Serie A".

Klose sei in einem kranken Fußball eine Anomalie: "Die großen Meister des Fußballs erkennt man an gewissen Gesten und es müssen nicht unbedingt unvergessliche Tore sein. Klose, der ein wahrer Meister ist, hat eine weitere Seite im Buch seiner tollen Karriere geschrieben und dies mit dem Verzicht auf ein bereits gegebenes Tor."

Klose hatte schon zu Bundesliga-Zeiten bei Werder Bremen mit einer vergleichbaren Fair-Play-Aktion für Schlagzeilen gesorgt. Am 30. April 2005 gegen Arminia Bielefeld war es ein Foulelfmeter, den der Angreifer durch den Unparteiischen revidieren ließ. Klose erklärte damals dem Schiri ebenfalls beim Stande von 0:0, dass er von Arminia-Torwart Mathias Hain im Strafraum regelkonform vom Ball getrennt worden sei. Der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) zeichnete Klose schließlich mit der Fair-Play-Trophäe aus.

Der Unterschied zu Mittwoch: Bremen gewann damals am Ende mit 3:0 gegen Bielefeld. Kloses bemerkenswerte Handlungsweise löste viel Beifall aus.

Am Ende 3:0 verloren

Diesmal applaudierten die Neapel-Fans im San-Paolo-Stadion dem Deutschen, auch die Napoli-Spieler lobten den Routinier. "Man kann Klose für sein Verhalten nur bewundern", sagte Neapels Kapitän Paolo Cannavaro und möchte dem Deutschen für sein Verhalten ebenso gleich mit einem Preis auszeichnen lassen. Genauso wie fast alle anderen Napoli-Spieler war er nach der überraschenden Aussage des Deutschen auf dem Platz auf ihn zugelaufen und hatte ihn voller Respekt zum Dank umarmt. "Bravo!", meinte auch Neapels Coach Walter Mazzarri. Und selbst Lazio-Coach Vladimir Petkovic sieht Klose als Vorbild: "Sein Verhalten ist für den ganzen Fußball ein Beispiel."

Kloses Lazio musste in Neapel allerdings eine schmerzhafte Niederlage aufgrund eines Dreierpacks von Napoli-Stürmer Edinson Cavani (19./31./64.) hinnehmen. Lazio rutschte mit neun Punkten auf den fünften Platz ab. Dank des Erfolgs gegen die Klose-Truppe konnte Napoli mit 13 Punkten zusammen mit Rekordmeister Juventus Turin die Führung in der Serie-A-Tabelle übernehmen.

"Wir haben nicht auf dem Niveau unserer Rivalen gespielt. Wir müssen konzentrierter sein", sagte Lazio-Spieler Cristian Ledesma. Sein Teamkollege Lorik Cana sparte nicht mit Mannschaftskritik: "Klose ist der beste Stürmer der italienischen Meisterschaft, doch wenn die Abwehrspieler sich ganz auf ihn konzentrieren, ist es für uns schwierig, Tore zu schießen. Wir müssen Klose stärker unterstützen."

© sueddeutsche.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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