Europa League:Und dann trifft Trochowski

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Der FC Augsburg beendet beim AZ Alkmaar seine sieglose Zeit. Nach zuletzt durchwachsenen Auftritten erlöst Mittelfeldmann Piotr Trochowski seine Mannschaft per Freistoß.

Von SZ

"Irgendwer", hatte Markus Weinzierl noch am Wochenende gesagt, "irgendwer muss einfach mal so ein Ding rein machen." So ein Ding, so eine Torchance eben, egal wie klar oder schwierig sie sein mag. Der Trainer des FC Augsburg und seine Fußballprofis sind es müde, ständig über Niederlagen und vergebene Chancen sprechen zu müssen. Dergestalt mäßig war die Chancenverwertung der Augsburger zuletzt, dass der Bundesligafünfte der vergangenen Saison sich am Sonntagabend schließlich plötzlich auf dem allerletzten Tabellenplatz wiederfand. "Mit dem Selbstbewusstsein ist es gerade nicht so weit her", gestand zuletzt Daniel Baier. Das Auswärtserlebnis am Donnerstagabend aber dürfte die Köpfe wieder etwas heben bei den Schwaben: Durch einen Freistoßtreffer von Piotr Trochowski gewann der FC Augsburg am dritten Spieltag der Europa League beim AZ Alkmaar mit 1:0 (1:0). Es war der erste Augsburger Sieg überhaupt auf internationaler Bühne, die ersten drei Punkte - und zusätzlich die Gewissheit, das Fußballspielen nicht komplett verlernt zu haben.

Ein Mann, ein Fuß, ein Ball - und gleich ein Tor: Seinen Freistoß zum 1:0 in Alkmaar schlenzte Piotr Trochowski genau in den linken oberen Winkel. (Foto: Imago)

FCA-Trainer Markus Weinzierl schickte gegen den niederländischen Tabellenzehnten von Beginn an eine sehr offensiv ausgerichtete Elf auf den Platz. Schon gegen Darmstadt hatten Trochowski, Ja-Cheol Koo und Raul Bobadilla nach ihren Einwechslungen das Augsburger Spiel verbessert, diesmal sollte das Trio von der ersten Minute weg dafür sorgen, dass das Spiel der Schwaben mehr Gefahr verströmt als zuletzt. Bobadilla hatte zwar in den Tagen zuvor über muskuläre Probleme geklagt, doch die schienen rechtzeitig zum Anpfiff vergessen zu sein. Der im Sommer verpflichteten Trochowski, der nach einer Verletzung kurz vor Saisonbeginn lange Ausgefallen war, bekam damit seinen ersten Startelfeinsatz. Und der 31-jährige ehemalige Nationalspieler zeigte, warum er für den FCA nicht nur als passgenauer Antreiber im Mittelfeld wertvoll sein kann: Waren die Standards der Augsburger bislang eher langweilige Veranstaltungen bis hin zu dem Risiko, dem Gegner einen Konter zu eröffnen, musste Alkmaar nun aufpassen, wenn der FCA einen Freistoß bekam.

Nicht nur mit seiner Parade in der Nachspielzeit sicherte Torhüter Marwin Hitz den Erfolg des FCA

Bevor Trochowski allerdings seine Stärke am ruhenden Ball ausspielen konnte, musste Torhüter Marwin Hitz für seine Vorderleute mehrmals in letzter Not retten: Schon in der neunten Minute kam Alkmaars Dabney dos Santos Souza aus 16 Metern völlig frei aus zentraler Position zum Schuss - doch Hitz konnte den Ball mit einer tollen Parade per Fuß abwehren. Immer häufiger spielten die Niederländer sich die motivierten, oft aber nervös auftretenden Augsburger vor das Tor von Hitz. Der war in der ersten Spielhälfte gut beschäftigt, aber auch ebenso aufmerksam. Und er blieb ruhig, obwohl ihn die Nachlässigkeiten der Kollegen innerlich zur Weißglut gebracht haben dürften.

Bislang hieß es beim FC Augsburg ja, die Mannschaft tue sich schwer mit Gegnern, die eher aufs Kontern als aufs Mitspielen setzen. Nach dem Abend in Alkmaar weiß man: Auch ein offensiv mitspielender Gegner stellt die Schwaben derzeit vor Probleme, allerdings weiß der FCA ihnen jetzt besser zu begegnen. Innenverteidiger Ragnar Klavan, der vor dem Wechsel zum FCA für Alkmaar auflief und dort auch Meister wurde, unterliefen zunächst jedoch ungewohnte Fehler, die zum Glück ungestraft blieben: Erst brachte Hendricksen den Ball nicht aufs Tor, nachdem Klavan ein Luftloch geschlagen hatte (36.). Dann schoss Janssen aus gut elf Metern über das Tor (38.). Kurz vor der Pause holte Bobadilla dann für den FCA einen Freistoß aus zentraler Position heraus, Trochowski legte sich den Ball zurecht, nahm Maß und - traf mit einem passgenauen Schuss in die linke obere Ecke zum 1:0 (43.). Alkmaar kam zur zweiten Halbzeit wieder mit viel Dynamik aus der Kabine und zwang den FCA erneut in die Defensive. Und auch wenn es den Schwaben nicht immer gelang, den Gegner vom Tor wegzuhalten - die Reihen blieben diesmal geschlossen. Und da war ja auch noch Hitz. Immer wieder musste der 28-Jährige all sein Können aufbieten. Als schließlich Hendricksen in der vierten Minute der Nachspielzeit wuchtig abzog, sahen viele schon den Ausgleich im Tor, doch Hitz hielt erneut und bescherte so dem FCA das lang ersehnte Erfolgserlebnis. "Wir haben nicht gut gespielt", urteilte Kapitän Paul Verhaegh: "Aber es ist egal, wie wir die Punkte holen, wir brauchen sie. Wir waren auch schon die bessere Mannschaft und haben verloren, heute war es eben andersrum."

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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