Elf des Bundesliga-Spieltags:"Der hat keine Eier"

Der Mainzer Shinji Okazaki muss sich wüste Worte anhören. In Augsburg spielt Matthias Ostrzolek Theater unter Phantomschmerzen und HSV-Trainer Bert van Marwijk will nicht länger Kuschelpädagoge sein.

Die Elf des Spieltags

Elf des Bundesliga-Spieltags

Pierre-Emerick Aubameyang

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Mainzer Shinji Okazaki muss sich wüste Worte anhören. In Augsburg spielt Matthias Ostrzolek Theater unter Phantomschmerzen und HSV-Trainer Bert van Marwijk will nicht länger Kuschelpädagoge sein. Die Elf des Spieltags. Pierre-Emerick Aubameyang: Der Gabuner ist ein bescheidener Bursche, und er wusste ganz genau, wem sein erster Dank gebühren musste. "Ich muss mich bei Robert Lewandowski und Marco Reus bedanken, die meine Tore toll vorbereitet haben", sagte Aubameyang nach dem 2:1 von Borussia Dortmund am Freitagabend in Braunschweig. So langsam haben sie beim BVB wirklich eine Ahnung davon, dass der Transfer von Pierre-Emerick Aubameyang ein Volltreffer war. Elf Saisontore hat er schon auf dem Konto, damit hat er nach Treffern zu Lewandowski aufgeschlossen, dem erklärten Topstürmer des BVB. Doch Aubameyang? Bleibt bescheiden. "Ich werde weiter an mir arbeiten, denn ich will noch besser werden", bekannte er in Braunschweig. Und schlug einen Salto. Ganz bescheiden. (ebc)

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Stefan Kießling

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(Foto: dpa)

Stefan Kießling: Wenn Stefan Kießling immer gegen den VfB Stuttgart spielen dürfte, dann hätte der Stürmer von Bayer Leverkusen sogar beste Chancen zum Weltfußballer des Jahres gekürt zu werden. Er würde dann die bemerkenswerten Torquoten von Cristiano Ronaldo oder von Lionel Messi locker übertreffen. Es ist schon erstaunlich, dass der 30-Jährige immer dann ins Tor trifft, sobald seine Gegenspieler dieses VfB-Logo auf dem Trikot tragen. Beim 2:1-Sieg am Samstag gelang ihm schon der zehnte Treffer im siebten Heimspiel in Folge gegen die Schwaben. Insgesamt liegt er bei 14 Toren in 17 Partien. Dabei hatte er zuletzt eine schwierige Phase durchleben müssen. Exakt 428 Minuten hatte er auf den zehnten Saisontreffer warten müssen. Doch er war diesem Ärgernis stets mit dem Gleichmut eines Dalai Lama begegnet. Er wusste ja, dass er bald gegen Stuttgart spielen durfte. (schma)

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Tayfun Korkut

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(Foto: dpa)

Tayfun Korkut: Es muss wohl erst ein Schwabe nach Niedersachsen kommen, um einen gepflegten Fußball spielen zu lassen. Nachdem Ralf Rangnick zu Beginn des Jahrtausends Hannover 96 zurück in die Bundesliga gebracht hatte, glückte nun Tayfun Korkut, aufgewachsen im württembergischen Ostfildern, mit zwei Siegen der beste Einstand eines 96-Cheftrainers seit 50 Jahren. Auch wenn nun manche behaupten, dass Tayfun als Kind türkischer Eltern mit anatolischer Gelassenheit einen Stimmungswandel in Hannover herbeigeführt hätte, liegt sein wundersamer Aufschwung, der manche schon von einer Europapokalteilnahme träumen lässt, tatsächlich in seinen urschwäbischen Tugenden wie Fleiß und Pünktlicheit begründet. Auch 96-Präsident Martin Kind hat das längst erkannt: "Er ist ein unglaublicher Arbeiter und ist morgens schon um sieben Uhr da." (schma)

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Mame Diouf

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(Foto: dpa)

Mame Diouf: Es hätte nur ein Klub kommen müssen in diesen letzten Januartagen vor dem Transferschluss, der bereit gewesen wäre, etwa fünf Millionen Euro zu bezahlen - Mame Diouf würde jetzt in Spanien oder England spielen und nicht mehr für Hannover 96. Deshalb dürften seine Aussagen nach seinen beiden Toren beim 3:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach zu einer möglichen Vertragsverlängerung so ehrlich sein wie der Hochzeitsantrag eines professionellen Hochstaplers. "Ich mag die Stadt und die Mannschaft", bekannte der Senegalese: "Wir werden sehen." Bei Hannover 96 hoffen sie nach seinen Saisontoren sieben und acht alle darauf, dass er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag doch noch unterschreibt. Aber sehr viel wahrscheinlicher ist, dass der 26-jährige Stürmer mit dem hohen Unterhaltungswert Hannover nach zweieinhalb Jahren verlassen wird. Schade eigentlich. (schma)

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Thiago

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Thiago: Das Mitbringsel von Pep Guardiola aus katalanischen Zeiten kann in einem Spiel Bälle schlagen, die sich andere einmalig für ihre Karriere wünschen. Je mehr sich die Spieltage Richtung Meisterschale bewegen, desto feinfühliger werden seine Füße. Gegen Eintracht Frankfurt bediente Thiago seine Kollegen je nach persönlichem Bedarf und Vorlieben und sorgte damit einmal mehr für anerkennendes Raunen unter den Bestaunern. Mit 185 Ballkontakten stellte er einen neuen Rekord auf. Sogar Manuel Neuer konnte Thiago ins Spiel mit einbinden: Bei einer Abwehraktion fälschte er den Ball zum wunderschönen Lupfer ab, der Neuer beinahe aus unmöglichem Winkel ins rechte obere Eck flutschte. So hatte Neuer die Gelegenheit, sich schön in Szene zu setzen. Wirklich uneigennützig, dieser Thiago. (ska)

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Kevin Trapp

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kevin Trapp: Gefühlt war Kevin Trapp mit Thiago fast auf Augenhöhe: Nach dem Münchner schien der Frankfurter Keeper die meisten Ballkontakte der Partie zu haben, so oft musste er aus seinem Tor eilen und in höchster Not retten. Acht Paraden zählten die Statistiker, ohne die es am Ende 13:0 für den FC Bayern ausgegangen wäre. Hinzu kamen vier abgefangene Flanken, die ebenfalls Schlimmes hätten anrichten können. Trapp stemmte sich lange tapfer gegen eine Blamage, wurde dafür aber nicht entlohnt: Eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff verletzte er sich am Knie und musste vom Platz geleitet werden. Es war ein undankbarer Spätnachmittag für den Frankfurter. (ska)

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Bert van Marwijk

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bert van Marwijk: Als Kuschelpädagoge hatte es nicht funktioniert, nun also die Kehrtwende. Hatte es Bert van Marwijk nach dem 0:3 gegen Schalke noch mit zwei freien Tagen versucht (die ihm reichlich Kritik einbrachten), ließ der HSV-Coach nach dem 0:3 gegen Hoffenheim nun den harten Hund heraushängen. Der freie Montag: gestrichen. Außerdem wolle er ein Kurztrainingslager einlegen, teilte van Marwijk mit. Das wirkt nicht gerade stringent, eher ein bisschen ratlos, was er mit dieser HSV-Mannschaft noch anfangen will. Van Marwijk erklärt lapidar: "Wenn man nicht mehr an eine Besserung glauben würde, könnte man ja gleich aufgeben. Aber wir haben noch 15 Spiele, in denen 45 Punkte vergeben werden." Da kämpft einer gewaltig um seinen Job. (ebc)

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Der freie Tag

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(Foto: dpa)

Der freie Tag: Die schönsten Dinge im Leben realisiert der Mensch meist erst beim Verlust derselbigen. Insofern tun der HSV und Werder Bremen ihren Spielern gerade einen kumpeligen Gefallen: Beide streichen den freien Tag am Montag, um mit einer extra Trainingseinheit dem sportlichen Abstieg entgegenzuwirken. Das wird die müden Fußballer erst einmal schmerzen, positiver Nebeneffekt: Der freie Tag gewinnt in ihrem Empfinden wieder an Bedeutung. Und ganz vielleicht ist er ihnen dann so kostbar, dass sie gar nicht mehr verlieren können. Ganz schön gewiefter Plan der Nordklubs. (ska)

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Matthias Ostrzolek

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(Foto: dpa)

Matthias Ostrzolek: Natürlich gibt es eine ganz einfache Antwort auf die Frage, was der Augsburger Matthias Ostrzolek (fliegend) da am Wochenende gegen Werder Bremen auf dem Platz veranstaltet hat: ein theatralisches Schauspiel. Santiago Garcia rutschte ihm mit gestrecktem Bein entgegen, berührte ihn aber nicht, Ostrzolek hüpfte bemerkenswert hoch und landete dann auf der Seite neben dem Argentinier. Hätte er sich den Hintern gehalten, wäre das glaubhaft gewesen, doch Ostrzolek fasste sich ans Bein und ins Gesicht, als hätte ihm Garcia mit den Stollenschuhen das Schienbein zertreten. Geschauspielert? Nö, sagte Ostrzolek später. Dann müssen ihm wohl Phantomschmerzen früherer Fouls in die Glieder gefahren sein. Eine kleine medizinische Sensation, dieser Augsburger. (ska)

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Shinji Okazaki

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(Foto: dpa)

Shinji Okazaki: "Der hat keine Eier", schimpfte SC Freiburgs Oliver Baumann am Samstag gegen Shinji Okazaki, ob sich der Japaner diesen Satz im Nachhinein hat übersetzen lassen, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall gab es jede Menge schlechte Luft in Mainz gegen Okazaki. Er hatte per Hand zum vermeintlichen 1:0 getroffen und sich zum Mittelpunkt gestohlen, als wäre alles regulär verlaufen. Schiedsrichter Robert Hartmann erkannte den Treffer erst nach Beratung mit seinem Assistenten nicht an. "Er muss gleich das Maul aufmachen. Erst nach dem Spiel hat er sich bei mir entschuldigt", sagte Baumann weiter. Okazaki hatte auf jeden Fall schon glücklichere Auftritte. (ska)

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Michael Weiner

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(Foto: dpa)

Michael Weiner: Herthas Sportdirektor Michael Preetz war überzeugt: "Diese Entscheidung ist albern" Und auch Gertjan Verbeek, der Nürnberger Trainer, sagte, was ein Trainer nun einmal sagt, wenn er von einer umstrittenen Entscheidung profitiert: "Das war glücklich." Wirklich? Nürnbergs Ondrej Petrak hatte gegen Hertha BSC in der 89. Minute den Ball auf der Torlinie weggeboxt - Rot, Elfmeter, entschied Weiner, Hertha jubelte. Dann sprach Weiner mit seinem Assistenten, und Hertha tobte. Abseits lautete das Verdikt des Schiedsrichters, die Begründung: Berlins Ramos habe zuvor Nürnbergs Schäfer in einen Zweikampf verwickelt, abseits des Tatorts zwar, doch das spiele keine Rolle. Eine zulässige Interpretation: Ramos hatte, aus dem Abseits kommend, den Nürnberger Torwart per Bodycheck daran gehindert, an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren. Als Weiner kurz darauf den Nürnbergern auch noch einen Elfmeter zusprach (den Drmic zum 3:1-Endstand verwertete), tobten die Berliner wie HB-Männchen neben dem Unparteiischen auf und ab. "Mutig vom Schiedsrichter", sagte Drmic später. Das war, nun, eine mutige Einschätzung. Weiner hatte keine dubiosen Entscheidungen getroffen, sondern schlicht: die richtigen. (jkn)

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