Eintracht Frankfurt:Von Hradecky bis Rebic

Frankfurt hat sich eine durchaus bemerkenswerte Mannschaft gebastelt - die wichtigsten Spieler im Kurzporträt.

Von Christof Kneer

Lukas Hradecky - Torwart mit Sprachbegabung

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Gibt es einen passenderen Torwart für diese internationale Elf als einen Finnen slowakischer Herkunft, der in Dänemark Profi wurde und nach neuesten Zählungen mindestens alle Sprachen der Welt spricht? Wenn man maßlos übertreibt, dann hat Lukas Hradecky, 27, die Eintracht alleine ins Finale gebracht. In Runde eins rettete er sein Team in Magdeburg im Elfmeterschießen, im Halbfinale in Gladbach ebenso (die Behauptung ist also kein bisschen übertrieben/Anm.d. Red.). Jetzt fordert Hradecky aber einen neuen Vertrag und viel mehr Geld, sonst könnte das Finale sein letztes Spiel für Frankfurt sein. Er würde aber nur in Länder wechseln, deren Sprache er spricht.

Jesús Vallejo - Innenverteidiger ohne Tattoo

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(Foto: imago/Jan Huebner)

Jesús Vallejo sei "ein extrem geerdeter Junge", sagt Sportchef Fredi Bobic, er sei "fokussiert, wie ich das bei einem jungen Spieler noch nie erlebt habe", er fahre ein ganz normales Auto und trage keinerlei Tattoos. Letzteres ist eine feine Anspielung auf den Spieler Varela, den Bobic wegen einer entzündeten Heiligenfigur gerade rausgeschmissen hat. Vallejo, 20, ist dagegen selber eine Art Heiliger, ein unfassbar begabter Verteidiger, der Real Madrid gehört und im Sommer wohl wieder zurück muss, um dort den Weltstar Pepe zu ersetzen. Das Cupfinale könnte also auch für Vallejo das letzte Eintracht-Spiel sein, in dem er immerhin auf den tätowierten Aubameyang trifft, der keine normalen Autos fährt.

Taleb Tawatha - Linksverteidiger mit guten Noten

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(Foto: imago/Revierfoto)

Als Taleb Tawatha, 24, im Herbst sein erstes Ligaspiel für Frankfurt machte, war er schrecklich aufgeregt, wie er später eingestand, was Reporter nicht daran hinderte, sein Spiel mit einer "6" zu benoten. In seiner Heimat Israel waren sie daraufhin auch etwas aufgeregt, die "6" machte riesige Schlagzeilen, aber inzwischen sind sie ziemlich stolz. Der israelische Linksverteidiger mit sudanesischen Wurzeln hat im Halbfinale in Gladbach ein Tor erzielt und sich mit munteren Seitenlinien-Sprints gute Noten und einen Stammplatz gesichert. Sensationell übrigens: Er ist nicht geliehen. Die Eintracht hat ihn gekauft. Es geht also weiter nach dem Pokalfinale.

Michael Hector - Defensivspieler mit Vertrag bei Chelsea

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(Foto: imago/Jan Huebner)

Michael Hector, 24, ist ein Spektakel und schon deshalb auf gar keinen Fall mit Jonas Hector zu verwechseln, der kein Spektakel ist. Hector ist der klassische Vertreter der Frankfurter Bobic-Phase: Der jamaikanische Defensivspieler wurde beim Gold Cup vom FC Chelsea gesehen und gekauft, und nachdem sie in London dann halt doch keine Verwendung für ihn hatten, wurde er an den Zweitligisten Reading ausgeliehen. Dort sah ihn Fredi Bobic, der ihn von früher kannte und für ein Jahr nach Frankfurt umleitete. In Frankfurt mischt Hector seitdem imposante Momente mit wilden Fehlern, und ja: Auch für ihn könnte das Finale das letzte Spiel im Eintracht-Trikot sein.

Shani Tarashaj - Dribbler mit typischer Biografie

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(Foto: Thomas Frey/dpa)

Gäbe es bei der Eintracht nicht schon so viele Spieler, die typische Vertreter für die Zusammenstellung dieser Elf sind, dann müsste man sagen: Shani Tarashaj ist der typische Vertreter für die Zusammenstellung dieser Elf. Ein kosovostämmiger Schweizer, 21, Dribbler, talentiert, im Januar 2016 vom FC Everton den Züricher Grashoppers abgekauft. Dann: keine Chance in Everton, deshalb nach Zürich zurückverliehen. Dann im Sommer 2016: Immer noch keine Chance in Everton. Dann: Kommt Bobic und leiht ihn ein Jahr aus. Hatte zuletzt viel Verletzungspech, weshalb das Pokalfinale vermutlich sein letztes Spiel für die Eintracht ist. Falls er spielt natürlich nur.

Mijat Gacinovic - Techniker mit Zukunft in Frankfurt

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(Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Sehr wichtig zu wissen: Für Mijat Gacinovic, 22, ist das Finale nicht das letzte Spiel für Frankfurt. Er soll keine Gelegenheitsbekanntschaft sein, mit ihm schmiedet die Eintracht tatsächlich Zukunftspläne, gemeinsame Wohnung und spätere Heirat nicht ausgeschlossen. Der serbisch-bosnische Mittelfeldspieler, 2015 noch in der Ära Bruchhagen verpflichtet, ist kein verzärtelter Techniker, sondern ein technisch begabter Jungprofi, der nach Anlaufproblemen uneitel in eine tragende Rolle wuchs und zuletzt sogar auf der Sechs aushalf, obwohl er nun wirklich kein Sechser ist. Hat inzwischen für Serbiens A-Elf debütiert und ist jetzt ein richtiger Transferwert.

Marco Fabian - Regisseur mit Bein und Pfiff

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(Foto: BABANI/EPA/REX/Shutterstock)

Marco Fabian hat kürzlich erklärt, dass er Uwe Bein kenne. Das spricht für Fabians Allgemeinbildung, denn Uwe Bein ist ähnlich wie die grie Soß (= grüne Sauce) eine Art Frankfurter Wahrzeichen. Im Grunde gibt es keine großen Unterschiede zwischen Bein und der Soß, beide geben einer Sache den letzten Pfiff, der eine gibt den Pfiff halt dem Fußball, die andere den Kartoffeln. Der Mexikaner Fabian, 27, steht fest in der Tradition der beiden, seine Pässe verleihen dem sonst recht ungewürzten Eintracht-Spiel den Geschmack. Fabians Vertrag läuft bis 2019 - für eine Uwe-Bein-Ära reicht das nicht, aber zum Ehren-Hessen bringt er's bis dahin bestimmt.

Branimir Hrgota - Angreifer mit Alex-Meier-Stammplatz

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(Foto: Fabisch/Nordphoto)

Den Hrgota mache er zum Weltfußballer, hat Lucien Favre in Gladbach mal gesagt, bzw.: Er hat natürlich "Weltfußballääär" gesagt. Favre und Hrgota sind nicht mehr in Gladbach, Weltfußballääär ist der bosnisch-kroatische Schwede ebenso wenig geworden wie der neue Zlatan, der er ebenfalls mal werden sollte. Dafür besitzt Hrgota, 24, in Frankfurt einen schönen Dreijahresvertrag sowie jenen Stammplatz im Sturm, der eigentlich Alex Meier zusteht, der auch kein Weltfußballääär und neuer Zlatan ist, aber immerhin der Fußballgott. Meier zu verdrängen, grenzt in Frankfurt an Gotteslästerung, aber sie wurde Hrgota verziehen, als er im Halbfinale gegen Gladbach den letzten Elfmeter verwandelte.

Ante Rebic - Stürmer ohne Heimat

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(Foto: imago/Jan Huebner)

Ante Rebic ist erst 23 und hat schon eine Visitenkarte wie ein Routinier. Als Stationen stehen da: RNK Split, AC Florenz, RB Leipzig, Hellas Verona, Eintracht Frankfurt. Rebic sei auch eines jener Talente, "die immer noch eine Heimat suchen", sagt Fredi Bobic. Aktuell heißt Rebics Heimat Niko Kovac, Frankfurts Coach schätzt Rebic aus seiner Zeit als kroatischer U 21- und A-Nationaltrainer. Ob Rebics Heimat aber Rebics Heimat bleibt, ist offen, der Stürmer gehört immer noch dem AC Florenz. Immerhin: Die Eintracht besitzt eine Kaufoption, hat aber noch nicht entschieden, ob sie die ziehen soll. Falls nicht, könnte das Finale Rebics letztes Spiel für... Siehe oben.

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