Dritte Liga:Klaus Gjasula - der einzige deutsche Fußballer mit Helm

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"Bei Kopfbällen fehlt mir mitunter die Präzision": Klaus Gjasula trägt seine eigenwillige Kopfbedeckung trotzdem. Aus Sicherheitsgründen. (Foto: Baumann/imago)

Klaus Gjasula von den Stuttgarter Kickers trägt seit einer Verletzung Kopfschutz - und muss manchen Spott seiner Gegenspieler ertragen.

Von Matthias Schmid

Schön findet Klaus Gjasula seine etwas schräge Kopfbedeckung nicht, die Beobachter je nach Vorliebe an den amerikanischen Comic-Helden Magneto oder einen Gladiator aus dem alten Rom erinnert. Aber nützlich ist der Helm in jedem Fall. "Ich habe ihn ja nicht aus modischen Gründen auf, sondern weil ich mich damit sicherer fühle, seit ich mir den Jochbogen gebrochen habe", sagt der Profi des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers. Gjasula ist der einzige Spieler im deutschen Berufsfußball, der sich auf diese recht unkonventionelle Weise vor Verletzungen schützt.

Allein auf dem Planeten ist er damit nicht. Der bekannteste Helmträger im internationalen Fußball ist Petr Cech, Torhüter des englischen Erstligisten FC Arsenal. Noch sind sich die beiden auf dem Platz nicht begegnet oder haben sich anderweitig fachmännisch über ihre unterschiedlichen Editionen ausgetauscht. "Ich bin aber jederzeit dazu bereit", sagt Gjasula mit einem Lächeln. Anders als beim Tschechen reicht sein Helm noch über die rechte Wange.

Gjasula kassierte gehässige Kommentare wie: "Spiel' lieber Schach"

Der 26-Jährige geht inzwischen entspannt damit um, dass er meistens eher auf seine Kopfbedeckung als auf seine meist gelungenen Darbietungen auf dem Rasen angesprochen wird. Aber mittlerweile sparen sich zumindest die Gegenspieler ihre gehässigen Kommentare. "Mädchen" oder "Spiel' lieber Schach", das war noch das Harmloseste, was er sich anhören musste. "Aber meistens war der Spott nach dem ersten Zweikampf beendet", sagt Gjasula. Der Bruder des Fürther Zweitliga-Profis Jürgen Gjasula ist ein wuchtiger defensiver Mittelfeldspieler, der sich lustvoll in jeden Zweikampf wirft und auch die Grätsche nicht für eine aussterbende Technik hält. "Ich spiele sehr aggressiv", sagt er selbst.

Als sich Gjasula vor drei Jahren den Jochbogen brach, reichte die übliche und im Fußball häufig genutzte Gesichtsmaske bei der Rückkehr auf den Rasen nicht mehr aus. "Also war ich froh, als unser Sponsor mir einen Helm aus Karbon bastelte und mir so ein schnelles Comeback ermöglichte", erzählt Gjasula.

Seinen Helm hat ein Sattler gebaut

Der gebürtige Albaner lief damals für den Regionalligisten Kickers Offenbach auf. Die Spezialanfertigung eines Sattlers musste aber erst noch den Stresstest des Hessischen Fußball-Verbandes überstehen, bevor er die Zulassung für die Sportplätze erhielt. Das erste Modell fiel noch durch, erinnert sich Gjasula, "weil es zu hart war und die Gegenspieler gefährdete". Also besserte die Firma nach und mischte noch Schaumstoff bei. Die erhoffte Genehmigung erfolgte - und seither hat er den Helm in den Spielen nicht mehr ausgezogen. Im Training verzichtet er aber darauf, "weil wir da vorsichtiger miteinander umgehen", sagt er.

Ganz perfekt sitzt der Helm allerdings nicht, er hat seine Schwächen, vor allem bei Kopfbällen "fehlt mir mitunter die Präzision", räumt Gjasula ein. Ein Tor per Kopf war ihm deshalb bisher nur in einem Testspiel vergönnt gewesen.

Aber die Probleme sind nicht so gravierend oder gar störend, dass er deshalb auf seinen Helm verzichten würde, im Gegenteil. Es gab sogar schon potenzielle Käufer, die sich für seine Ausführung interessierten. Gjasula konnte dem Saarbrücker Torhüter David Hohs allerdings nicht wirklich weiterhelfen, weil er ja nicht im Besitz eines Serienmodells, sondern einer Sonderanfertigung ist; der Torwart Hohs hatte bei einem Zweikampf ein Schädeltrauma erlitten. Wegen solcher schwerwiegenden Verletzungen plädiert Gjasula genauso wie der prominente Petr Cech dafür, Helme im Fußball flächendeckend einzuführen. "Die Verletzungsgefahr würde deutlich sinken", davon ist Gjasula überzeugt.

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"Die erste Liga kann ich ausschließen"

Angst um seine Gesundheit muss der Kickers-Spieler am Samstag also nicht haben, obwohl es da schon etwas ruppiger zugehen und sein Kopfschutz etwas mehr als sonst strapaziert werden könnte. In Stuttgart steht das Stadtduell an, die Kickers gegen die zweite Mannschaft des VfB. "Das wird ein Spiel mit vielen fiesen Zweikämpfen werden", sagt Gjasula. Abstiegskampf in der dritten Liga eben. Diese Liga würde er am liebsten irgendwann hinter sich lassen, wie jeder Profifußballer träumt auch er davon, eines Tages in der ersten oder zweiten Liga spielen zu dürfen.

Wobei: "Die erste Liga kann ich für mich ausschließen", findet Gjasula, "dafür bin ich nicht gut genug." Ihm würde es schon reichen, wenn er mal mit seinem Bruder Jürgen gemeinsam in einer Zweitliga-Elf stehen dürfte. "Ich würde natürlich auch gegen ihn spielen", sagt er. So wie früher auf dem Bolzplatz in Freiburg, wo die beiden jeden Tag kickten.

"Da hätten wir einen Helm schon gut gebrauchen können", sagt Klaus Gjasula, der seinen Vornamen ebenso wie Bruder Jürgen von seiner Großmutter erhielt. Sie war ein großer Fan von Klausjürgen Wussow, dem Professor aus der Schwarzwaldklinik.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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