Dortmund:Schweizer Qualität für den BVB

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Wertarbeit hat ihren Preis: Der junge Defensivstratege Manuel Akanji ist dem Vernehmen nach der zweitteuerste Fußballspieler, der jemals die Schweiz verlassen hat. (Foto: Georgios Kefalas/dpa)

Manuel Akanji soll die Innenverteidigung des Tabellenfünften stärken, dessen Defensivquote ist bisher mau.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Der Lieblingsverein von Manuel Akanji heißt Manchester United. So oft es geht, schaut der 22 Jahre alte Schweizer die Spiele des englischen Traditionsklubs im Fernsehen an. Vor diesem Hintergrund überrascht es ein bisschen, dass der Innenverteidiger vom FC Basel jetzt wohl zu Borussia Dortmund wechselt und nicht nach Manchester, wo man dem Vernehmen nach ebenfalls Interesse an ihm hatte. In Manchester hätte Akanji ziemlich viele Spiele seines Lieblingsklubs anschauen und sogar erleben können, aber seine Chancen, dann auch wirklich zu spielen, sind in Dortmund vermutlich größer.

Die Borussia ist offensiv eine der stärksten und defensiv eine der schwächsten Mannschaften der Bundesliga. Das hat es dem Vereinsboss Hans-Joachim Watzke und seinem Sportdirektor Michael Zorc erleichtert zu entscheiden, in welchem Mannschaftsteil man sich in dieser Winterpause verstärken will. Schon fünf verschiedene Fußballer, Marc Bartra, Ömer Toprak, Julian Weigl, Dan-Axel Zagadou und Sokratis, haben in dieser Saison in der Innenverteidigung gespielt, doch 24 Gegentore in der Bundesliga-Hinrunde und 13 Gegentore in den sechs Gruppenspielen der Champions League bedeuteten eine maue Quote. Mit Akanji, 1,87 Meter groß, erhoffen sich die Dortmunder mehr Qualität vor dem eigenen Tor. Diese Hoffnung ist ihnen dem Vernehmen nach circa 18 Millionen Euro wert, die sich durch spätere Bonuszahlungen noch vermehren könnten.

Auch Liverpool hatte zuletzt um den 22-Jährigen geworben

Der Sohn einer Schweizerin und eines Nigerianers wechselte vor zweieinhalb Jahren für geschätzt eine Million Franken vom FC Winterthur zum FC Basel und entwickelte sich dort trotz eines zwischenzeitlichen Kreuzbandrisses im März 2016 derart prächtig, dass man seinen Vertrag im vergangen Jahr vorzeitig bis 2021 verlängerte. Dieser Umstand und seine Raketenkarriere im schweizerischen Nationalteam ließen seinen Marktwert zuletzt explodieren. Als die Schweiz kürzlich ihre Playoffspiele zur Weltmeisterschaft gegen Nordirland ohne Gegentreffer (1:0 und 0:0) gewann, stand Akanji durchgängig in der Innenverteidigung an der Seite von Fabian Schär, der sich bei der TSG Hoffenheim nicht durchsetzen konnte und heute bei Deportivo La Coruna in Spanien spielt.

Akanji, mit Basel zwei Mal Meister und im vergangenen Jahr Schweizer Nachwuchsspieler des Jahres, ist am Samstag aus dem Trainingslager des FC Basel abgereist und hat am Sonntag in Dortmund den Medizincheck absolviert. Auch Jürgen Klopps FC Liverpool soll zuletzt um ihn geworben haben. Akanji wäre mit der kolportierten Ablöse der zweitteuerste Fußballer, der jemals die Schweiz verlassen hat. 2016 war Breel Embolo, ebenfalls vom FC Basel, für 22,5 Millionen Euro zu Schalke 04 gewechselt. Wenn es nach Akanji geht, ist Dortmund aber nicht seine letzte Station. Nach seinem Traum befragt, antwortete er noch im vergangenen Sommer: "Eines Tages will ich für Manchester United spielen."

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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