Dortmund - Leverkusen:Ein Punkt für die Gescheiterten

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Bayern-Jäger mit Bayern-Unterstützung: Leverkusen verpflichtet das Münchner Talent Toni Kroos auf Leihbasis. Gegen Dortmund reicht es nur zu einem 1:1.

Michael König

In Zeiten von iPhone und Blackberry dürfte die Nachricht bis in die Leverkusener Kabine gedrunden sein, sofern die Bayer-Spieler es zuvor noch nicht wussten: Der FC Bayern leiht sein Spielmacher-Talent Toni Kroos an die Werkself aus. Der 19 Jahre alte Mittelfeldspieler war unter Jürgen Klinsmann nicht über die Rolle des Ersatzmannes hinaus gekommen, bei Bruno Labbadia soll er nun Spielpraxis sammeln.

Leverkusens Lukas Sinkiewicz (links) trug Mitschuld am Dortmunder Führungstreffer. Kevin-Prince Boateng blieb in seinem ersten Bundesliga-Spiel für den BVB unauffällig. (Foto: Foto:)

Publik wurde der Wechsel Mitte der ersten Halbzeit, das Fachmagazin Kicker vermeldete die Personalie auf seiner Internetseite, das Bezahlfernsehen zog kurz vor der Pause nach. Als hätten die Bayer-Bosse diese Nachricht gezielt lanciert, den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Denn Leverkusen spielte in der ersten Halbzeit so, als könnten sie einen Kreativen im Mittelfeld gut gebrauchen.

Das Dortmunder Bootcamp für Gescheiterte (Zidan, Boateng) brachte das Bayer-Ausbildungslager für Nationalspieler (Helmes, Kießling, Rolfes) mit Malocherqualitäten in Bedrängnis. Etwa beim Führungstor: Patrick Owomoyela lief auf der rechten Seite einem scheinbar verlorenen Ball hinterher. Er setzte Michal Kadlec unter Druck, der den Ball entlang der Grundlinie zu seinem Verteidiger-Kollegen Lukas Sinkiewicz passte. Sinkiewicz muss den anstürmenden Owomoyela im Augenwinkel gesehen oder seinen Atem gespürt haben, warum sonst hätte er sich so einen Patzer leisten sollen?

Er legte sich den Ball etwa einen halben Meter weit vor, ungefähr zwanzig Zentimeter zu weit. Owomoyela stürmte immer noch, er erreichte Sinkiewicz just in dem Moment, als der Leverkusener die Situation klären wollte, und das Leder ging nicht wie geplant in den Himmel, sondern quer durch den Strafraum. Dorthin, wo ein Torjäger stehen muss.

Hier stand Alexander Frei, er machte sich ganz klein und drückte die Kugel mit dem Kopf über die Linie - 1:0 für das Dortmunder Bootcamp. Jürgen Klopp boxte vor Freude in die Luft, links, rechts, links und wieder rechts, ein Aufwärtshaken zum Abschluss. Hätte er versehentlich jemanden getroffen, wäre es ein veritabler Fall von Körperverletzung geworden.

Auf Seiten der Leverkusener hielt nur Arturo Vidal kämpferisch mit, der sich nach zwei groben Fouls glücklich schätzen durfte, keinen Feldverweis kassiert zu haben. Und mit Abstrichen auch René Adler, der außerhalb des Strafraums mit Alexander Frei zusammen prallte - die Dortmunder Fans forderten einen Foulelfmeter. "Ich habe nur den Ball berührt", beteuerte Adler. Der Schiedsrichter sah es genauso.

Leverkusen war zur Halbzeit so beeindruckt wie der Lehrer eines englischen Privatinternats nach einem Besuch an der Berliner Rütli-Schule. Trainer Bruno Labbadia muss in der Kabine deutliche Worte gefunden haben. Vielleicht hat er auf seinem Handy die Nachricht vom gelungenen Kroos-Wechsel entdeckt. Nach der Pause spielte seine Mannschaft so zwingend, als wolle sie unbedingt beweisen, dass sie einen Bayern-Bubi nicht nötig hat.

Allen voran Tranquillo Barnetta, der sich in der 63. Minute auf der linken Angriffseite durchsetze und den Ball zu Patrick Helmes flankte. "Er hat schnelle Füße, der Tranquillo", staunte Gegenspieler Owomoyela. Helmes hatte genügend Zeit, sich die Ecke auszusuchen, und schoss präzise zum 1:1-Ausgleich ein.

Das beeindruckte Dortmund, die Gastgeber wirkten abgekämpft und waren zumeist einen Schritt zu langsam. Vor allem im Zweikampf mit Barnetta, der in der 73. Minute eine dicke Chance zum 2:1-Siegtreffer verpasste. Kurz darauf brachte Simon Rolfes das Kunststück fertig, 30 Zentimeter vor der gegnerischen Torlinie einen hohen Ball auf den Fuß gespielt zu bekommen - und ihn über die Querlatte zu schießen. Er hätte aber wohl ohnehin im Abseits gestanden.

Auch Kießling schoss noch einmal daneben und legte damit das Leverkusener Thema des Tages endgültig fest. Es hieß "schlechte Chancenverwertung" und wurde nach dem Abpfiff von den Spielern eifrig diskutiert. Übrigens im Gegenteil zum Wechsel von Toni Kroos.

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