Wo ist Ousmane Dembélé? Diese Frage elektrisierte am Donnerstagvormittag Dortmund. Der französische Stürmer hätte eigentlich bei seinem Arbeitgeber Borussia Dortmund zum Training erscheinen müssen. Doch Dembélé, 20, fehlte unentschuldigt, wie Trainer Peter Bosz erklärte: "Wir haben versucht, ihn zu erreichen und hoffen, dass nichts Schlimmes passiert ist", sagte der Coach. Wirklich Anlass zu Sorge gab es aber nicht. Als wahrscheinlich galt rasch, dass Dembélé rebellierte, um einen Wechsel zu seinem Traumverein FC Barcelona zu erzwingen. Am Abend sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc, Dembélé habe sich "offenbar bewusst zu diesem Schritt entschieden". Die Dortmunder reagierten verärgert: "Wir haben den Spieler zunächst bis nach dem Pokalspiel am Wochenende vom Trainings- und Spielbetrieb suspendiert", sagte Zorc.
Wie vermeldet, schickte Barcelona vor wenigen Tagen eine Abordnung, um mit dem BVB über einen Transfer zu sprechen. Als am Donnerstag L'Équipe und Le Parisien berichteten, Dortmund und Barça seien sich über eine Ablöse von 130 Millionen Euro einig, reagierte der börsennotierte BVB um 16 Uhr mit einer Ad-hoc-Mitteilung. Darin bestätigte er Verhandlungen. Barça-Vertreter hätten aber ein Angebot unterbreitet, das "nicht dem außerordentlichen fußballerischen und sonstigen Stellenwert des Spielers und auch nicht der Marktsituation des europäischen Transfermarktes entsprach. Dieses Angebot hat der BVB daher abgelehnt". In Spanien wurde von einer 110-Millionen-Offerte berichtet, mit 80 Millionen als Sockelbetrag.
Der BVB erklärte lediglich, dass "derzeit mit einem Transfer des Spielers zum FC Barcelona nicht zu rechnen und dieser folgerichtig aktuell nicht überwiegend wahrscheinlich" sei. Zuvor hatte auch Barcelona die Nachrichten aus Dembélés französischer Heimat dementiert. Auf die Frage, ob man sich einig sei, hieß es: "No". Spekulationen, dass Dembélé am Donnerstag schon in Barcelona weilte, dementierte Zorc. Der Spieler halte sich "entgegen anderslautender Berichte in Dortmund auf". Aus Barça-Kreisen war zu hören gewesen, dass man sich eine "Geste" des Spielers erhoffe; dem Vernehmen nach, um den Verkaufsdruck auf den BVB zu erhöhen. Ob damit eine Meuterei gemeint war, darf bezweifelt werden, sie lässt ja auch Rückschlüsse auf Werte wie Vertragstreue zu. Barças Fans ist in guter Erinnerung, dass ein sehr talentierter Stürmer vor einem Wechsel zu Barça seinen damaligen Verein vergrätzt hatte. Sein Name: Neymar Jr., seinerzeit beim FC Santos unter Vertrag und jetzt einer heißen Liebe namens PSG verfallen. Wie berichtet, hat PSG angekündigt, 222 Millionen Euro für Neymar zahlen zu wollen. Da das Geld noch nicht auf Barças Konto eingegangen ist, steht die Spielberechtigung für Neymar in Frankreich noch aus. Gleichwohl bemüht sich Barça, die Lücke zu schließen. Neben Dembélé umwirbt der Klub Philippe Coutinho vom FC Liverpool. "Wir sind kein Klub, der verkaufen muss. Aus finanzieller Sicht gibt es keine Schmerzgrenze", sagte FCL-Coach Jürgen Klopp bei Sky. So ähnlich klangen vor wenigen Tagen auch die BVB-Funktionäre. Allerdings berichtete der Kicker, dass Maxwel Cornet von Olympique Lyon schon als Nachfolge-Kandidat für Dembélé gilt.