Doping-Prozess in Madrid:Fuentes zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt

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Zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden: Eufemiano Fuentes (Archivfoto). (Foto: dpa)

Einer der spektakulärsten Prozesse der Sportgeschichte ist entschieden: Eufemiano Fuentes ist zu einem Jahr Haft auf Bewährung und vier Jahren Berufsverbot verurteilt worden. Der Arzt, der Radsportlern zum Doping mit Eigenblut verholfen hat, kam damit glimpflich davon.

2534 Tagen hat es gedauert - nun hat die Richterin Julia Patricia Santamaría am Dienstag in Madrid das Urteil im Skandal um Dopingarzt Eufemiano Fuentes gesprochen. Fuentes ist zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden - sowie vier Jahren Berufsverbot.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mediziner die Gesundheit seiner Kunden gefährdet hat. Die Staatsanwaltschaft hatte das doppelte Strafmaß gefordert. Viele Experten hatten schon zuvor nur mit einer Bewährungsstrafe, nicht mit einer Haftstrafe, für den Angeklagten gerechnet. Fuentes hatte Dutzenden Sportlern, vor allem Radprofis, beim Doping mit Eigenblut geholfen. Drei weitere Angeklagte wurden sogar freigesprochen. Damit hat einer der spektakulärsten Dopingfälle der Sportgeschichte zumindest juristisch ein Ende genommen.

Am 23. Mai 2006 war einst die Operación Puerto mit der Durchsuchung mehrerer Gebäude in Madrid und Saragossa angelaufen. Rund 200 Beutel mit Blutkonserven sowie Apparate für Blutdoping, umfangreiche Karteien und Aufzeichnungen wurden von den Fahndern sichergestellt. Es gab Festnahmen von Fuentes, Laborbesitzer José Luis Merino Batres, den Rennstallmanagern Manuel Saiz und Ignacio Labarta sowie des Ex-Radsportlers Alberto León. Mehrmals wurden Verfahren eingeleitet und ergebnislos wieder eingestellt.

Einige prominente Radsportler wie Jan Ullrich und Ivan Basso wurden enttarnt, doch viele Athleten kamen - gewollt oder ungewollt - unbeschadet davon. Im Zentrum der ganzen Angelegenheit stand Fuentes.

Angesichts des möglichen Schuldspruchs hatte der Mediziner zuletzt noch versucht, durch eine Kooperation mit der spanischen Anti-Doping-Agentur AEA die Einstellung des Verfahrens im Madrider Dopingprozess zu erwirken.

Nach dpa-Informationen war Fuentes vor wenigen Wochen zusammen mit seinem Anwalt sowie dem früheren Vereinspräsidenten des Fußball-Erstligisten Real Sociedad San Sebastián, Iñaki Badiola, bei der AEA-Direktorin Ana Muñoz vorstellig. Mit einem Deal wollte er einen Schuldspruch abwenden. Muñoz lehnte das Angebot allerdings ab.

Fuentes hatte im Büro von Muñoz seine Expertise rund ums Doping angeboten. Im Gegenzug sollte die Anti-Doping-Agentur sich für ihn einsetzen und die Einstellung des Verfahrens ermöglichen. "Wenn sie meinen, ich sei nützlich und mich darum bitten, würde ich darüber nachdenken und stünde bereit. Wenn sie die Liste der Kunden haben wollten, würden sie die bekommen", hatte Fuentes später auch im Gerichtsgebäude gesagt.

Ob die Namen der rund 200 Sportler, die Fuentes allein zwischen 2003 und 2006 betreut haben soll, jemals publik werden, ist äußerst fraglich. Der gelernte Gynäkologe sagte während des Prozesses, er habe ein Notizbuch mit den Namen all seiner Ex-Kunden in einem Safe gut verschlossen, "damit es mir niemand klaut". Richterin Santamaría hatte darauf verzichtet, Fuentes zur Herausgabe von Namen aufzufordern. Sie hatte auch entschieden, dass die Justiz die Daten aus dem persönlichen Computer des Mediziners nicht preisgeben wird.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hatte als Nebenkläger einen entsprechenden Antrag gestellt.

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