DFB-Team:Abstecher zum Papst

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Die Länderspiele gegen San Marino und Italien will Bundestrainer Joachim Löw vor allem zu Testzwecken nutzen. Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge kritisiert derweil die Terminplanung der Fifa - und die Belastung seiner Spieler.

Die neuen Debatten um die Termine und den Sinn des anstehenden Länderspiel-Doppelpacks prallen am Bundestrainer ab. Auch wenn der Jahresabschluss des deutschen Fußball-Nationalteams ab Mittwoch einige Elemente außerhalb des Sports beinhaltet, betont Joachim Löw die Seriosität der Reise nach Rimini, Serravalle, Rom und Mailand: "Wir nehmen das WM-Qualifikationsspiel in San Marino genauso ernst wie die drei Partien zuvor." Doch natürlich ist das Aufeinandertreffen mit den Kickern der 32 000 Einwohner umfassenden Klein-Republik am Freitag (20.45 Uhr/RTL) eher eine Pflichtaufgabe.

Dass Karl-Heinz Rummenigge den neuen Vorstoß der Kritiker eröffnete, verwundert nicht. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München bezeichnete den Terminplan des Weltverbandes Fifa als "katastrophal", da der Klubfußball schon in der frühen Saisonphase permanent unterbrochen werde. "Man muss in einer gewissen Harmonie und einem gegenseitigen Verständnis diesen Kalender so aufräumen, dass er nicht nur pro Nationalmannschaften aufgestellt ist", forderte Rummenigge.

Auch für die Partien gegen die Kleinen des Weltfußballs hat er kein Verständnis: "Es gibt in der Champions League drei Qualifikationsrunden", sagte der Bayern-Boss: "Aber vielleicht ist man bei den Verbänden irgendwann mal lernfähig." Zumindest in Punkt zwei denkt Löw ähnlich, auch wenn er sich mit öffentlichen Aussagen darüber zurückhält. Tests wie gegen den viermaligen Weltmeister Italien am 15. November in Mailand sind dem Bundestrainer wichtiger, um im Hinblick auf die WM 2018 Spieler und Varianten zu testen. "Für uns ist das Ergebnis zweitrangig. Letztlich haben wir nur in wenigen Testspielen die Chance, mal etwas auszuprobieren", sagte Löw.

Die Italiener müssen auf Barzagli und Marchisio verzichten

Dass auch Spieler die Länderspiel-Verpflichtungen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, ist vor allem aus der Stellung im Team begründet. Für die Neulinge Yannick Gerhardt, 22, Benjamin Henrichs, 19, und Serge Gnabry, 21, kann die Italien-Reise eine neue Etappe ihrer Karriere einleiten. Für Weltmeister Jérôme Boateng dagegen ist sein Ausfall wegen Knie- und Adduktorenproblemen nicht so schlimm. Spielmacher Mesut Özil hat von Löw ohnehin eine Pause bekommen. Ilkay Gündogan, der wegen Verletzungen die WM 2014 und EM 2016 verpasst hatte, freut sich dagegen "riesig" auf die Partien. "Ich habe so wenig Länderspiele, obwohl ich schon so lange dabei bin. Deshalb versuche ich, alles mitzunehmen, was mir angeboten wird", sagte er im kicker. Italien muss im Prestigeduell gegen Deutschland auf Verteidiger Andrea Barzagli und Mittelfeldspieler Claudio Marchisio verzichten.

Den zweiten Teil des Länderspiel-Doppelpacks will Löw vor allem als Testwiese und Teambuilding-Maßnahme nutzen - eine Privataudienz beim Papst eingeschlossen. Teammanager Oliver Bierhoff sagt: "Das wird zum Jahresende sicher ein spezielles Erlebnis - für jeden einzelnen, aber auch fürs gesamte Team."

© SZ vom 08.11.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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