DFB-Pokal:Glaube ans System

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Trainer Torsten Fröhling will mit dem TSV 1860 gegen den Bundesligisten aus Hoffenheim mutig mitspielen. Markus Gisdol, der Trainer des Gegners, hat allerdings vor allem Respekt vor der Münchner Defensive.

Von Markus Schäflein

Auch der frühere Sechziger Peniel Mlapa ist nun, wie es auf Fußballdeutsch heißt, vom Markt; der Stürmer hat beim VfL Bochum angeheuert. Torsten Fröhling wünscht sich sehnlichst einen Stürmer, dazu einen weiteren Offensivspieler, aber er ist dazu übergegangen, die Lage beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München mit Humor zu nehmen. Als er mal wieder gefragt wurde, ob er sich am Abend zuvor mit einem potenziellen neuen Spieler getroffen habe, antwortete er: "Nein, aber mit einer Spielerfrau."

Fröhling hat sich abgefunden mit dem Umstand, dass er auch zum Pokalspiel gegen den Bundesligisten 1899 Hoffenheim an diesem Samstag (18 Uhr, Arena Fröttmaning) mit dem vorhandenen Personal antreten muss. Ja, er hätte schon gerne neue Spieler: "Aber wenn das nicht geht, muss ich mich um meine Mannschaft kümmern." Und diese Mannschaft wird vermutlich nicht viel anders aussehen als zuletzt im Ligaspiel gegen Freiburg, das nach ordentlicher Vorstellung äußerst unglücklich 0:1 verloren ging.

Sie solle "an diese Leistung anknüpfen", fordert Fröhling, was bedeuten dürfte, dass er auch gegen den großen Favoriten keine Abwehrmauer errichten lässt. "Wir dürfen uns nicht hinten reinstellen, sonst kriegen wir richtig Probleme", meint der Trainer, "wir müssen den Gegner bearbeiten, wenig Räume lassen und selbst mutig spielen". Sein Team nehme die Vorgaben "immer mehr an", sagt er, "sie glaubt an das System, und jeder arbeitet für den anderen". In der Tat hatte das Spiel gegen Freiburg in der zweiten Hälfte strukturiert und bissig wie lange nicht ausgesehen; was fehlte, waren die Tore - oder besser gesagt: die Torchancen.

Die Hoffenheimer reisen nach Angaben ihres Trainers Markus Gisdol trotzdem mit großem Respekt an. "Es ist die denkbar schwerste Aufgabe, gegen einen Zweitligisten zu spielen, der schon im Rhythmus ist", bedauert er das Lospech, das den Hoffenheimern eine Reise nach München statt nach Nöttingen, Erndtebrück oder Barmbek-Uhlenhorst bescherte. Die Löwen waren durch den 16. Platz in der vergangenen Saison in den Erstrunden-Lostopf mit den Amateuren und Drittligisten gerutscht. "Wir müssen sehen, wie wir nach der Vorbereitung in den Wettkampf kommen", sagt Gisdol. Dass seine Mannschaft, in der womöglich Zugang Kevin Kuranyi im Sturm neben dem früheren Löwen Kevin Volland beginnt, den Gegner unterschätzt, befürchtet er daher nicht: "Diese Problematik wird nicht aufkommen." Jeder wisse, dass 1860 vor allem "defensiv stark" sei.

Und im zuletzt tatsächlich recht stabilen Defensivbereich dürfte sich personell nichts ändern, abgesehen davon, dass Stefan Ortega im DFB-Pokal statt Vitus Eicher im Tor steht. "Er ist mit seiner positiven Art wichtig für uns und will sich natürlich auch mal zeigen", sagt Fröhling. Gary Kagelmacher agiert mittlerweile - mangels Zugang - wieder als Rechtsverteidiger. In Dominik Stahl fällt ein Spieler für die Sechserposition weiterhin aus: "Das Knie hat jetzt eine neue Behandlung bekommen, ein paar Spritzen gekriegt. Da darf jetzt keine Belastung drauf", erklärte Fröhling. "Er hatte noch einen kleinen Tick im Hinterkopf, weil er bei gewissen Sachen noch etwas gespürt hat." Also wird wieder Milos Degenek, Zugang vom VfB Stuttgart II, im defensiven Mittelfeld hinter Daniel Adlung spielen. "Das ist ohnehin seine Stammposition", sagte Fröhling über den zunächst als Innenverteidiger eingeplanten Degenek. An der Seite von Christopher Schindler spielt stattdessen wohl wieder Kai Bülow.

Ein paar Variationsmöglichkeiten mehr hat Fröhling in der Offensive, in der er gegen Freiburg wie alle in der Arena "den letzten Pass" vermisste. "Wir sind zu oft nicht kurz gelaufen an den ersten Pfosten", bemängelt Fröhling. Als Alternativen für den Angriff stünden Korbinian Vollmann und Marius Wolf bereit. Wolf, 20, hat in dieser Woche gemeinsam mit Richard Neudecker, 18, Gespräche über eine langfristige Vertragsverlängerung inklusive Ausstiegsklausel bei festgeschriebener Ablöse aufgenommen. Die derzeitigen Verträge der beiden Talente laufen zum Saisonende aus.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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