DFB-Elf in der Einzelkritik:Goretzka glänzt mit klaren Gedanken

Der Schalker bekommt Sonderlob vom Bundestrainer. Niklas Süle fällt mit Kriechmomenten auf. Sandro Wagner macht - natürlich - ein Superspiel. Die DFB-Elf gegen Dänemark in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Kopenhagen

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Kevin Trapp

Wer gedacht hatte, dass Löw ihn nur zum Smörrebröd nach Dänemark befördert, durfte sich wundern: Da war er, der lebende Beweis, dass der Bundestrainer es ernst meint mit seinen Debütanten. Begann seine Länderspielkarriere dank Starkwind aus dem Öresund im flattrigen Trikot. Ließ sich vom Sauwetter aber nicht beeindrucken und parierte gekonnt gegen Vestergaard. Machtlos gegen Eriksens Peitschenhieb zum 0:1 und dann auch noch mit einem Regenguss bestraft. Nach der Pause beschäftigungslos und mit reichlich Gelegenheit, über seinen Lieblingsbelag für Smörrebröd nachzudenken,

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Joshua Kimmich

Smörrebröd? Debütanten? Alles Pipapo, er will spielen. Jetzt. Sofort. Am liebsten mit Stammplatz beim DFB und auch beim FC Bayern, wo der Post-Lahmismus ihm alle Möglichkeiten bietet. Bei Löw als Rechtsverteidiger gesetzt, schließlich kann man sich Außenverteidiger nicht schnitzen. Vermisste auf seiner Seite ein wenig die Unterstützung, weshalb er verloren wirkte mit all seinem Drang. Versuchte es mit Läufen, Dribblings und Flanken - doch er erwischte immer nur Dänen mit seinen Zuspielen. Versuchte es schließlich mit einem Fallrückzieher, und prompt war die Kugel drin. Traumtor. Smörrebröd für alle.

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Niklas Süle

Nimmt es ab dem Sommer beim FC Bayern mit Hummels und Boateng auf. Machte aber erst mal sein zweites Länderspiel. In der Luft der klare Chef (siehe Kopfballchance in der 58. Minute), am Boden dafür mit einigen Kriechmomenten und Kuddelmuddelpässen. Sollte sich in Punkto "Antritt" dringend ein paar Tipps von Boateng holen, notfalls auch von Dr. Müller-Wohlfahrt. Konnte eine gewisse Hüftsteifigkeit kaum kaschieren und war froh, dass seine Gegner nur Poulsen oder Jörgensen hießen - und nicht wie bald beim Confed Cup Alexis Sanchez.

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Antonio Rüdiger

Kommt als gemachter Serie-A-Haudegen zur Nationalelf, wo sie ihn eigentlich auch schon für die EM 2016 eingeplant hatten, aber dann riss sein Kreuzband. Bildete mit Süle eine Art "Baby-Ochsenabwehr", die ihre erste echte Probe gleich gründlich vermasselte. Wurde von Ginters Rückpass in die Bredouille gebracht und köpfelte den Ball Eriksen einfach vor die Füße. Wirkte oft zu lässig, sammelte Negativpunkte im Bereich "Bälle vertändeln" und verfehlte oft das Timing beim Anlaufen des Gegners.

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Matthias Ginter

Hat Tuchel überlebt, hat Watzke überlebt, ist Weltmeister (sic!), Pokalsieger und wird von Hoffenheim umworben - klar, dass er im Orkanwind von Bröndby starten durfte. Hatte Schwierigkeiten, sich als linker Verteidiger zurecht zu finden und trug mit einem Wackler im Spielaufbau prompt zum 0:1 bei. Bekam immer wieder viel Platz zum Ankurbeln, machte aber viel zu wenig daraus. Feuerte immerhin einen Kopfball aufs dänische Tor, den Keeper Rönnow gerade noch erwischte. Hat jetzt auch das fiese Skandinavien-Tief von Bröndby überstanden.

Dänemark - Deutschland

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Jonas Hector

Kommt als Köln-Kenner und mit sagenhaften 27 Länderspielen zum DFB - was ihn zu einer Art Herbergsvater in Löws Krabbelgruppe macht. Taktisch ohnehin längst im Alte-Hasen-Bereich, häufig anspielbar und gerne weit vorne unterwegs. Leider mit einigen zu gemütlich geratenen Flanken, die die Dänen auch mit einem Bein am Würstchenstand entschärft hätten. Nach dem Wechsel zurückhaltender, aber immer noch ein würdevoller Methusalem.

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Sebastian Rudy

Von Löw schon immer geschätzt, von anderen Experten oft unterschätzt - aber das kann sich nun beim FC Bayern auf der großen Bühne ändern. Ist mit seiner Technik eher was für Liebhaber, aber die soll es ja auch geben. Wollte sich aus der Tiefe um Struktur bemühen, doch es blies ihm die meisten Pässe gleich wieder um die Ohren. Schaffte es nicht, für Ordnung zu Sorgen, schlitterte durch den Regen und musste dann früh für Can weichen. Nicht sein Wetter, nicht seine Partie.

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Leon Goretzka

Bringt als sogenannter "Box-to-Box"-Spieler vieles mit, was in der Fußballmoderne gefragt ist und gilt als heimliche Schwärmerei des Bundestrainers (und des FC Bayern). Zeigte zwei entschlossene Schüsse aufs Tor, tat sich mit klaren Gedanken hervor und lief in Räume, die andere nicht erkannten. Im Zentrum der beste Deutsche, weil er als einziger eine gewisse Dynamik anbot. Bekam irgendwann eine wohlwollende Ansprache von Löw, der wohl auch weiterhin von ihm schwärmen wird.

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Julian Draxler

Käpt'n Draxler, auch so eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt. Schwärmte einst für Schalke, dann für Wolfsburg und irgendwann für beide nicht mehr. Schwärmt jetzt für Paris, wo ihm hoffentlich die nächste amour fou erspart bleibt. Konnte sich für dieses Spiel nur schleppend erwärmen und pinselte nur ein paar Capitano-Seitenwechsel übers Feld. Wachte ein wenig auf, als er knapp mit einem Fernschuss scheiterte. Deutete mit jeder Bewegung sein riesiges Können an, aber für einen Kapitän hätte es ruhig ein wenig mehr Cheffußball sein dürfen.

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Lars Stindl

In schwärmerischen Fußball-Hipsterkreisen längst als Nationalspieler gefordert, jetzt endlich sein Debüt mit 28 Jahren. Und dann direkt gegen seine Gladbacher Beton-Buddies Christensen und Vestergaard. Die meinten es leider nicht gut mit ihm und stiegen ganz schön auf die Hufen. Wollte er direkt spielen, dachten die Kollegen nicht mit. Hatte er Räume, traute er sich zu wenig zu. So wurde sein erster Auftritt im Nationaltrikot bei allem Engagement zum großen Naja.

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Sandro Wagner

Schwärmt in erster Linie gerne von Sandro Wagner, dem erklärtermaßen besten Mittelstürmer Deutschlands. Mit 29 ein sogenannter "Spätberufener", dem es an einem nicht fehlt: der Überzeugung, dass er längst 30 Länderspiele und einen Ferrari haben sollte. Schmiss seinen langen Körper in viele Duelle, ließ Bälle abtropfen und deutete an, dass er zumindest einen Alfa Romeo verdient hätte. Zeigte in Ansätzen, dass er sich in diesem Sommer noch höhere Wagenklassen erspielen kann. Hat nach Ansicht von Sandro Wagner ein Superspiel gemacht.

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Emre Can

Durfte herein, als es mal wieder kurz aufgehört hatte zu regnen. Aber gleiches Recht für alle: Nach wenigen Minuten wehte auch ihm die feuchte Ostseeluft um die Nase. Sauwetter ist er aus Liverpool ja gewohnt. Fügte sich mit einem Schlenzer ein, den das Stadion mit einem "Hui" quittierte. Knapp vorbei.

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Amin Younes

Ist er Deutschlands bester Dribbler? Ein echter "Straßenkicker"? Zumindest ist er jetzt Nationalspieler. Kam herein und war Löws vierter Debütant des Abends. Kann tatsächlich ganz schön wuseln. Einer wie früher Dariusz Wosz. Den nannten sie "Zaubermaus". Vorschläge für Younes bitte per Flaschenpost über das Kattegat schicken!

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Julian Brandt

Kam spät, verdaddelte unbedrängt einen Ball und lief dann zu langsam hinterher. Trotzdem will ihn der FC Bayern wohl 2018 verpflichten. Nunja.

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Kerem Demirbay

Noch ein Neuling - und dann gleich mit der Nummer zehn auf dem Rücken. Schoss einmal beherzt Richtung Malmö.

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Marvin Plattenhardt

Kam kurz vor Schluss und darf sich jetzt "Nationalspieler" auf die Visitenkarte schreiben.

© SZ.de/chge
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