Deutsche Eishockey-Liga:Keine Angst vor Mannheim

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Gerüchte um den erfolgreichen Trainer: Laut einem Zeitungsbericht wechselt Larry Huras (li.) nach der Saison zu einem schwedischen Erstligisten. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Halbfinalserie gegen Düsseldorf hat beim ERC Ingolstadt den Meister-Geist aus dem Vorjahr wieder erweckt. In die Endspiele gegen die Adler gehen die Oberbayern dennoch als Außenseiter.

Von Christian Bernhard

Kalt war es am Montag in Ingolstadt, der Wind wehte, und wie in großen Teilen Bayerns schneite es phasenweise auch. Trotzdem waren schon um 6 Uhr morgens Menschen vor der Eisarena anzutreffen, eingehüllt in Decken saßen sie auf Campingstühlen und warteten. Der Grund ihres Wartens waren die Kassen der Arena, an denen die Eintrittskarten für die Finalserie um den Titel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) verkauft wurden. Seit Samstag steht der ERC Ingolstadt erneut in den Endspielen, der 6:2-Heimerfolg über die Düsseldorfer EG war der vierte Sieg in der "Best-of-seven"-Halbfinalserie gewesen. Der ERC bekommt damit die Chance, seinen im Vorjahr sensationell errungenen Titel zu verteidigen. Ursprünglich hatte der ERC um 14.30 Uhr mit dem Vorverkauf beginnen wollen, da die Menschenschlange aber mehrere 100 Meter lang war und selbst Straßen von dem Ansturm betroffen waren, öffnete der Verein die Schalter früher.

Köppchen freute sich, "dass wir kurz die Füße hochlegen können"

Die ERC-Spieler betraf dieser Auflauf freilich nicht. Trainer Larry Huras hatte am Montag nach einem Tag Pause ein freiwilliges Training angesetzt, rund die Hälfte seiner Spieler nutzten diese Möglichkeit. Ab Dienstag beginnt die reguläre Vorbereitung auf die Endspielserie, die für den ERC am Freitag mit einem Auswärtsspiel bei den Adler Mannheim startet. Um Huras waren gegen Ende der Halbfinalserie Gerüchte aufgekommen. Die schwedische Zeitung Aftonbladet berichtete, Huras wechsle zur kommenden Saison nach Schweden zu Erstligist MoDo Hockey. Außerdem sollen dem Kanadier Angebote aus der Schweiz vorliegen, wo er mit Ausnahme von zwei Spielzeiten von 1994 bis 2013 gearbeitet und drei Meistertitel gewonnen hatte. Huras und der ERC ließen die Meldungen unkommentiert, der Fokus liege voll und ganz auf der Finalserie.

Besonders froh waren die Ingolstädter Spieler, dass Düsseldorf trotz der Heimniederlage im ersten Spiel der Serie schon nach fünf Spielen bezwungen wurde. "Mannheim hatte Regenerationsphasen", erklärte Patrick Hager, "wir bisher keine." Die Mannheimer, die Wolfsburg im Halbfinale mit 4:0 Siegen nach Hause geschickt hatten, bestritten in den Playoffs insgesamt drei Spiele weniger als der ERC, deshalb freute sich Ingolstadts Kapitän Patrick Köppchen nach dem Spiel, "dass wir mal kurz die Füße hochlegen und das Osterfest genießen können". Die kurze Regeneration dürfte dem Meister gut getan haben, schließlich wartet gegen Mannheim eine Herkulesaufgabe auf ihn. Drei der vier Hauptrundenspiele verloren die Ingolstädter gegen die Adler, zudem kam in der einzigen Playoff-Serie gegen die Kurpfälzer ebenfalls das Aus: 2012 war der ERC im Halbfinale mit 1:3 gescheitert. "Die Adler haben eine unglaubliche Tiefe und Qualität im Kader", sagte Köppchen und sieht seine Mannschaft "zum ersten Mal nicht als Favorit". Trotzdem: In den Playoffs ist "alles möglich", betonte er, "wie wir letztes Jahr schon gezeigt haben, oder Düsseldorf dieses Jahr." Der ERC, so sein Fazit, brauche sich "vor niemanden" zu verstecken, "auch nicht vor Mannheim".

Die Meister der vergangenen Saison reißen die Neuen mit

Die Halbfinalserie gegen Düsseldorf scheint bei den Oberbayern den Meister-Geist aus dem Vorjahr wieder erweckt zu haben. Erneut steigerte sich der ERC massiv, speziell in der Abwehr. Er ließ nur noch zwei Gegentreffer pro Spiel zu, die Vorderleute des souveränen Torhüter Timo Pielmeier blockten Schuss um Schuss und das Unterzahlspiel ließ in den fünf Partien gegen Düsseldorf nur ein Gegentor zu - und steuerte sogar einen Treffer bei.

Auffällig war zudem, dass jene Spieler, die vergangene Saison den Titel gewonnen hatten, die Mannschaft anführten und mitrissen: Im letzten Halbfinalspiel gingen alle sechs ERC-Tore auf ihr Konto. Für Hager war das keine Überraschung. Jeder, der noch nie Meister geworden ist, kenne nicht den Adrenalinschub, den der Titel auslöse, erklärte er. Man versuche "alles, es noch einmal zu schaffen. Die Jungs streben danach. Das ist das, was uns, die wir letztes Jahr dabei waren, antreibt und auf die Jungs, die jetzt neu dazugekommen sind, überspringt."

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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