Deutsche Frauen bei Australian Open:Schnell weg

Lesezeit: 3 min

  • Angelique Kerber erlebt bei den Australian Open einen Frust-Tag, Sabine Lisicki hilft selbst ein neuer Trainer nicht.
  • So rückt im deutschen Team plötzlich Julia Görges in den Fokus.
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Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Die Minuten verstrichen, ohne das etwas passierte, sie war, wie kolportiert wurde, partout nicht zu finden. Sabine Lisicki war verschwunden. Ob sie schon abgereist war? Untergetaucht in einer der herrlichen Bars in Melbourne, um bei einem Glas Syrah über den neuesten Kummer nachzudenken? Sabine Lisicki wurde gesucht, hieß es, Turnierverantwortliche seien ausgeschwärmt, und dann, tatsächlich, ward sie gefunden.

Sie kam dann doch noch verspätet zu einer kurzen Pressekonferenz, zu der nur deutsche Reporter erschienen und entsprechend keine englische Frage gestellt wurde. Bei den Australian Open ist Lisickis frühe Niederlage in Runde eins gegen die Französin Krisitina Mladenovic nicht das Mega-Ereignis.

Aus deutscher Sicht ist ihre Geschichte aber durchaus eine interessante, denn die Partie gegen Mladenovic war ja die erste, in der die auf Weltranglisten-24 abgerutschte Troisdorferin von ihrem neuen Trainer Christopher Kas betreut wurde. Mit dem herzerfrischenden Oberbayer aus Trostberg hatte sie 2012 in London bei den Olympischen Spielen nur knapp Bronze verpasst im Spiel um Platz drei, die beiden kennen und schätzen sich, "ich mag seinen Humor, seine Lockerheit, aber auch das zielstrebige Arbeiten", sagte Lisicki.

Die Wimbledonfinalistin von 2013 neigt nicht dazu, besonders viele Einblicke in ihre Gedanken zu geben, aber diesmal sagte sie doch einige anschauliche Dinge. Wenn es etwa darum gehe, "die wichtigen Punkte zu machen", fehle ihr "eine gewisse Coolness". Es seien nur Kleinigkeiten geradezurücken, "die Ruhe zu haben, wenn die Gegnerin ein paar Punkte hintereinander macht", "nicht in Panik zu geraten", all das, was ihr gegen Mladenovic nicht gelang.

War Lisicki im vergangenen Jahr bei 40 Grad und mehr in Melbourne auch aus körperlichen Gründe früh gescheitert in Runde zwei, sind es nun mentale, so machte sie das klar. Immerhin, mit einem Sportpsychologen arbeitet sie schon lange, sagte sie, ließ aber offen, ob sie diesen Weg weitergehe. Kas, ein Doppelspezialist, der fröhlich und tiefsinnig zugleich sein kann und stets positiv denkt, dürfte ihr in der Tat gut tun.

Kerber: "Das war nicht mein Tag"

Die zweite große Verliererin bei den deutschen Frauen war Angelique Kerber, die gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu verlor, mit 4:6, 6:0, 1:6. Sie wählte einen anderen Ansatz der Niederlagenverarbeitung - kaum vom Platz, wurde ihr Erscheinen im Presseraum angekündigt, sie wollte das alles ganz schnell hinter sich bringen.

Die Neunte der Welt und Setzliste, die Favoritin in diesem Duell mit der Weltranglisten-42., die zuvor in Sydney bei einem kleineren Turnier noch im Halbfinale stand, brachte wenig zustande. "Ich habe den Ball nicht gespürt", sagte die 27-Jährige, sie habe sich schlecht bewegt, "auch im zweiten Satz habe ich nicht gut gespielt". Ihr Fazit: "Das war nicht mein Tag", das sagte sie gleich mehrmals, denn selbst als sie ja versucht hatte, sich nur "auf ein, zwei Dinge zu konzentrieren", die sie besser machen wollte, glückte das nicht.

Die Beine waren schwer, die Einstellung nicht positiv genug, der bekannte Kerber-Kampfmodus, er funktionierte nicht. "Das wird noch einige Tage dauern, um das sacken zu lassen", gab Kerber zu. Verständlich, ihre letzte Erstrunden-Niederlage erlitt sie vor vier Jahren in Wimbledon, überdies hatte sie seitdem auch nur ein Zweitrunden-Aus (Wimbledon 2013) erlebt.

Kohlschreiber siegt deutlich

Erfreulich dagegen aus deutscher Sicht waren vorerst die Siege von Philipp Kohlschreiber (Augsburg), der den Franzosen Paul-Henri Mathieu 6:2, 6:2, 6:1 abfertigte, sowie von Julia Görges (Bad Oldesloe), die die talentierte Schweizerin Belinda Bencic mit 6:2, 6:1 dominierte und dabei vor allem mit den Grundlinienschlägen glänzte. Auch die 19-jährige Carina Witthöft gewann überraschend gegen die an Nummer 17 gesetzte Carla Suárez Navarro aus Spanien mit 6:3, 6:1.

Ausgeschieden sind Tobias Kamke (5:7, 7:6, 3:6, 2:6 gegen den Australier Bernard Tomic), Dustin Brown (2:6, 3:6, 2:6 gegen den Bulgaren Grigor Dimitrov), Tatjana Maria (4:6, 5:7 gegen die Chinesin Peng Shuai), Annika Beck (5:7, 4:6 gegen die Spanierin Silvia Soler-Espinosa) und Anna-Lena Friedsam (2:6, 4:6 gegen Eugenie Bouchard).

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