Datenprojekt zum Tennis:Scharapowa serviert 369 Doppelfehler

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Nur Camila Giorgi hat 2014 mehr Doppelfehler geschlagen als Maria Scharapowa. (Foto: Getty Images)

Maria Scharapowa zittern die Hände, wenn sie zum Aufschlag ansetzt. Lucie Safarova wehrt die meisten Breakbälle ab - und eine unbekannte Schweizerin gewinnt mehr Spiele als Serena Williams. Statistiken zur Tennissaison.

Von Saskia Aleythe und Lisa Sonnabend

Schon wieder: Serena Williams beendet das Jahr 2014 als Nummer eins der Welt. Doch die Amerikaner agierte weniger dominant als zuletzt. Bei den vier Grand-Slam-Turnieren gab es vier verschiedene Siegerinnen. Bei den Australian Open gewann die mittlerweile zurückgetretene Li Na, bei den French Open Maria Scharapowa, in Wimbledon Petra Kvitova. Bei den US Open sicherte sich Serena Williams schließlich den Titel. Auch bei den Statistiken der WTA liegt die Weltranglistenerste nicht immer ganz vorne. In einem Datenprojekt zum Saisonabschluss hat Süddeutsche.de Zahlen zu den Top-75-Spielerinnen erfasst und wertet die wichtigsten Zahlen des Jahres aus.

  • Bacsinszky gewinnt häufiger als Serena Williams

Serena Williams' Vorsprung in der Weltrangliste ist gewaltig. Bei sieben Turnieren holte die Amerikanerin 2014 den Titel, Maria Scharapowa und Ana Ivanovic stemmten viermal den größten Pokal in die Höhe. Doch die meisten Siege sicherte sich nicht die Weltranglistenerste, sondern eine andere Spielerin: Ana Ivanovic ging 58 Mal als Gewinnerin vom Platz, mehr als jede andere Spielerin der WTA-Tour. Serena Williams gelang dies nur 52 Mal.

Die zweitmeisten Siege gelangen 2014 einer Schweizerin, die weit hinten in der Weltrangliste geführt wird: Timea Bacsinszky machte in diesem Jahr 237 Plätze gut und wird nun an Position 47 geführt. Der Grund, warum die 25-Jährige noch nicht in den Top Ten steht? Viele ihrer Siege erzielte sie in der Qualifikation. 2015 darf sie aufgrund ihrer Leistungen nun bei fast allen Turnieren im Hauptfeld starten - ob sie erneut 56 Siege schafft? Zumindest wird sie, wenn sie so weiterspielt, weiterhin auf sich aufmerksam machen.

  • Mit einer Schwäche für Doppelfehler

Die Italienerin Camila Giorgi stieß in diesem Jahr in Katowice erstmals bis in ein WTA-Finale vor, im August erreichte sie mit Position 31 ihre bislang beste Weltranglistenposition - und eine Statistik der WTA führt Giorgi sogar an. Allerdings eine nicht gerade schmeichelhafte. Keine andere Spielerin produzierte 2014 so viele Doppelfehler. In 57 Matches gab Giorgi 377 Mal einen Punkt gleich nach eigenem Aufschlag her.

Einziger Trost für Giorgi: Mit ihrer Schwäche ist sie in prominenter Gesellschaft. Auf Rang zwei liegt Maria Scharapowa, die Weltranglistenzweite. Die Russin erlaubte sich 369 Doppelfehler.

  • So viele Asse schlägt niemand

Die Italienerin Sara Errani hat in diesem Jahr 35 Matches gewonnen, sie hat 66 Doppelfehler begangen und sich 581 Breakbälle erspielt. Ob sich die Weltranglisten-14. an jedes dieser Ereignisse erinnern kann? Wohl kaum. An eines jedoch mit ziemlicher Sicherheit: an jedes Ass in dieser Saison. Denn Errani gelangen 2014 lediglich acht unerreichbare Aufschläge. So wenige wie keiner anderen WTA-Spielerin.

Profis wie Serena Williams haben da sicherlich größere Erinnerungslücken: Die Amerikanerin schickte ihren Gegnerinnen 452 Asse über das Netz - mehr als jede andere Spielerin. Richtig dosiert hätte Williams also 113 Spiele nur mit dem Aufschlag gewinnen können, 18 Sätze. Errani musste dagegen deutlich mehr arbeiten für ihre Punktgewinne.

  • Das sicherste Händchen beim Aufschlag

Dass Sara Errani kaum Asse schlägt, liegt auch daran, dass sie bei der Spieleröffnung wenig Risiko eingeht. Die Folge: 81,6 Prozent ihrer Services landen im Feld. Sie hat das sicherste Händchen auf der WTA-Tour. Am zweitsolidesten serviert die deutsche Annika Beck. Die Weltranglisten-54. bringt 74 Prozent aller ersten Aufschläge ins Feld. In 55,7 Prozent der Fälle konnte Beck dann auch den Punkt machen.

  • Waffe: zweiter Aufschlag

Annika Beck hat einen soliden ersten Aufschlag, schwierig wird es jedoch, wenn der nicht kommt. In nur 37,7 Prozent der Fälle gewinnt die Spielerin aus Gießen dann den Ballwechsel. So selten wie keine andere Top-75-Spielerin der Tour. Deutlich gefährlicher ist da das zweite Service von Serena Williams und der Australierin Samantha Stosur. Sie gewinnen jeden zweiten Punkt (50,3 Prozent), wenn es heißt: "Second Service".

Den besten ersten Aufschlag auf der Tour hat die Amerikanerin Coco Vandeweghe. Wenn das erste Service der 1,85 Meter großen Spielerin im Feld landet, gewinnt sie 75,2 Prozent aller Punkte. Auch Serena Williams (74,7 Prozent) und ihre ältere Schwester Venus (71,2 Prozent) lassen den Gegnerinnen kaum eine Chance nach einem ersten Aufschlag.

  • Lucie Safarova hat die besten Nerven

Hobby-Tennisspieler kennen das Gefühl. Kaum beginnt der Tie-Break, kaum hat der Gegner eine Break-Chance, schon beginnen die Nerven zu flattern. Top-Spielerinnen kennen dieses Gefühl offenbar nicht. Denn sie wehren mehr als jeden zweiten Break-Ball ab, das zeigt die WTA-Statistik. Die nervenstärkste ist dabei Lucie Safarova. 451 Mal sah die tschechische Weltranglisten-16. sich mit einem Break-Ball konfroniert, in 64,5 Prozent der Fälle wehrte sie ihn ab. So cool ist nicht einmal Serena Williams, sie machte nur 61,6 Prozent aller Break-Chancen zunichte.

Überraschend auf Platz drei der Liste liegt Angelique Kerber. Dass die deutsche Top-Ten-Spielerin manchmal nicht allzu nervenstark ist, war zuletzt im Fed-Cup-Final in Prag zu erleben: Sie ließ sich einen sicher geglaubten Sieg gegen Petra Kvitova noch aus der Hand nehmen. Doch die Statistik widerlegt diesen Eindruck: Kerber wehrte 60,4 Prozent aller Breakbälle ab. Nur im Fed-Cup-Finale gelang ihr das deutlich seltener.

  • Vorsicht, wenn die Gegnerin Monica Niculescu heißt

Wenn der erste Aufschlag kommt, ist der Punkt schon fast gewonnen. Nicht jedoch, wenn die Gegnerin Monica Niculescu heißt. Die 1,68 Meter kleine Rumänin wird in der Weltrangliste nur an Position 46 geführt, doch sie hat den besten Return der WTA-Tour. Landete der erste Aufschlag ihrer Gegnerin im Feld, machte Niculescu trotzdem in 43,8 Prozent der Fälle den Punkt. Da können nicht einmal die Top-Ten-Spielerinnen wie Serena Wililams, Maria Scharapowa oder Simona Halep mithalten.

Niculescu verwertete zudem 48,5 Prozent aller Breackchancen und ihr gelang in fast jedem zweiten Aufschlagsspiel der Gegnerin ein Break (48,5 Prozent). Auch diese Werte werden von den besten Tennisprofis nicht erreicht.

Den schlechtesten Return der Branche hat übrigens Aufschlagmonster Coco Vandeweghe. Die Amerikanerin schlägt jede Menge Asse und gewinnt fast jedes Service Game, doch ein Break schaffte die Weltranglisten-29. nur in 26,1 Prozent der Fälle. Bis zum Saisonstart im Januar bleiben ihr nun noch ein paar Wochen, um an ihrer Schwäche zu arbeiten.

Datenprojekt zum Tennis
:Wer am coolsten und wer am vorsichtigsten ist

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Von Saskia Aleythe und Lisa Sonnabend
  • Linktipp: Die Statistiken zu allen WTA-Spielerinnen sind unter wtatennis.com zu finden.
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