VfL Wolfsburg:Die Wut des Kapitäns

Lesezeit: 2 min

Nach einem 0:0 zum Vergessen klagt Wolfsburgs Mario Gomez seinen Gegenspieler Kyriakos Papadopoulos an. Beim Hamburger Verteidiger sei der "Fair-Play-Gedanke nur minimal" ausgebildet.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Es war kein schönes Spiel für einen Torwart, der nichts zu tun bekommt: knapp über null Grad, Schneeschauer, glitschiger Boden und ein Ball, der laut Mario Gomez als "Eiskugel" daherkam. "Ich habe mich ein bisschen warmgelaufen", sagte HSV-Torwart Christian Mathenia nach dem 0:0 im Nordderby gegen den VfL Wolfsburg nur. Es war die erste torlose Partie zwischen beiden Mannschaften im 41. Bundesliga-Duell. Mathenia musste praktisch nie eingreifen in den 92 Minuten, während sein Gegenüber Koen Casteels immerhin 13 Hamburger Torschüsse überstehen musste gegen diesmal wieder stürmische Hamburger.

Die Rolle des HSV, der nach dem 3:0 gegen Hoffenheim beim 0:0 in Freiburg quasi das Fußballspielen verweigert hatte, übernahmen diesmal die Wolfsburger. Sie ließen nach einem brillanten 3:0 über Borussia Mönchengladbach die Offensive einfach ausfallen. Oder, wie VfL-Trainer Martin Schmidt es sagte: Man habe alle Duelle gegen die Hamburger Vierer-Abwehrkette mit Diekmeier, Papadopoulos, Mavraj und Santos verloren. Nichts war zu sehen von jenen Spielern, die, so Schmidt, eine Woche lang "in den Himmel gehoben wurden". Das galt besonders für den zuletzt so torgefährlichen Regisseur Yunus Malli, der nach 78 Minuten ausgewechselt wurde, und noch mehr für Divock Origi, der nur 56 Minuten auf dem Feld bleiben durfte, eher er durch den kaum besseren Paul-Georges Ntep ersetzt wurde.

Das galt aber auch für Kapitän Mario Gomez, der sich ein paar windige Duelle mit Kyriakos Papadopoulos lieferte und dabei wegen Nachtretens auch Rot hätte sehen können. Allerdings klagte der Nationalspieler seinen Gegenspieler an wie es kaum einmal ein Profi öffentlich tut. Gomez redete sich in Rage über einen Spieler, bei dem der "Fair-Play-Gedanke nur minimal" ausgebildet sei. Er habe ihn ständig in den Rücken gezwickt, er laufe einen bei einem Eckball einfach um. Und zu jener Szene, in der er selber foulte, sagte er: er habe ihn nur ein bisschen am Stutzen getroffen, aber er habe sich gewälzt, als sei ein Gelenk gebrochen. Und als er den Freistoßpfiff bekommen habe, sei er sofort wieder munter aufgesprungen.

Gisdol verteidigt Papadopoulos gegen Gomez' Kritik

Natürlich hat HSV-Coach Markus Gisdol seinen Ersatz-Kapitän verteidigt. Immerhin hatte er ihn ja vor allem verpflichtet, um mehr Kampfkraft und Abgezocktheit ins Team zu bringen. Solche Auseinandersetzungen, befand Gisdol, gehören bei einem Fußballspiel dazu, Gomez sei bei seiner Kritik ein wenig zu weit gegangen, denn "nächste Woche könnte es ihn treffen". Und im Übrigen würde Gomez sich wohl eher wünschen, "dass dieser hervorragende Abwehrspieler in seiner eigenen Mannschaft spielt". Eine These, der Martin Schmidt nicht widersprach.

Weshalb beim HSV, der weiter auf Platz 15 hängen blieb, die "Entwicklung nicht am Punktestand" ablesbar sei, wie Sportchef Jens Todt beklagte? Einerseits, weil ihm "das letzte bisschen Überzeugung fehlte", wie Mathenia in seinem Strafraum beobachtete. Anderseits, weil die beste Aktion des 17-jährigen Stürmers Jan-Fiete Arp in der 31. Minute nicht zum Treffer führte. Arp umdribbelte nach einem Pass von Gideon Jung Felix Uduokhai und schickte den Ball um Millimeter am linken Pfosten vorbei. Es sei eben "nicht so, dass ich jeden Ball über die Linie drücke", entschuldigte sich das Talent. Man merkt, wie sehr ihn die hohen Erwartungen schon beschäftigen.

Dennis Diekmeier, dem stürmenden Verteidiger, gelang auch in seinem 166. Bundesligaspiel für den HSV nicht sein erster Treffer, obwohl er mal wieder nah dran war. Diesmal parierte Casteels seinen gefährlichen Schuss in der 69. Minute. Und auch, wenn fast alles in dieser Partie für einen Sieg der Hamburger sprach: in der 82. Minute wäre es fast passiert, dass die deutlich schwächere Mannschaft gewonnen hätte. Da schlug Maximilian Arnold von links eine Flanke in den Strafraum, Gomez und der aufgerückte Verteidiger Anthony Brooks lauerten, doch beide verpassten den Ball.

© SZ vom 10.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: