Champions League:Familientreffen

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Hauptsache nicht der FC Barcelona: Im Achtelfinale spielt der FC Bayern München bereits zum vierten Mal gegen den FC Arsenal London.

Von Benedikt Warmbrunn, Nyon/München

Der Montag war beim FC Bayern ein Sofatag. Die Mannschaft, seit Samstag wieder Tabellenführer in der Fußball-Bundesliga, hatte frei, und so verbrachten einige Spieler den Mittag eben: auf dem Sofa. Und weil sie das im Internet dokumentierten, weiß man nun, dass Thomas Müller mehrere Tablets besitzt und dass er beim Einkaufen auf die Papiertüte setzt. Außerdem weiß man, dass in Javi Martínez' Wohnung eine rustikale Bricksteinwand steht, in der wiederum ein Holzofen eingebaut ist, der in etwa die Größe seines Fernsehers hat. Das alles wäre nun nicht weiter interessant, hätten nicht Müller auf einem seiner Tablets und Martínez auf seinem holzofengroßen Fernseher die Auslosung des Achtelfinales der Champions League angeschaut. Und hätten die von ihnen veröffentlichten Fotos nicht gezeigt, dass das Los des FC Bayern eines war, dass keinen der Spieler aus seinem Sofa hat aufspringen lassen, weder vor Freude noch vor Verzweiflung.

"Eine schwierige Aufgabe", schrieb Müller zum Gegner, dem FC Arsenal. Er guckte dabei allerdings so beeindruckt, als habe er soeben erfahren, dass es an Kasse 2 nur noch die teuren Stoffeinkaufstaschen gebe. So wie einer eben schaut vor dem Duell mit einem alten Bekannten.

Dortmund rechnet sich gegen Benfica Lissabon "schon gute Chancen" aus

Zum vierten Mal trifft der FC Bayern im Achtelfinale auf Arsenal, dreimal (2005, 2013, 2014) kam das Team weiter; in der Gruppenphase der vergangenen Saison gewann Arsenal zu Hause 2:0, der FC Bayern in der eigenen Arena 5:1. "Viel Erfahrung" habe der Klub mit diesem Gegner, sagte Klubboss Karl-Heinz Rummenigge. Dass er "schwere Spiele" ankündigte, war aber trotz der positiven Bilanz nicht tiefgestapelt. Die Mannschaft der deutschen Weltmeister Mesut Özil, Shkodran Mustafi und Per Mertesacker setzte sich in der Gruppenphase unter anderem gegen Paris St. Germain durch, in der Premier League steht sie hinter dem FC Chelsea auf dem zweiten Tabellenplatz. Der Gegner scheint in dieser Spielzeit etwas stärker zu sein als bei den bisherigen Duellen, und der FC Bayern spaziert nicht so souverän durch die Saison wie in den Jahren zuvor. Rummenigge sprach auch über das eigene Achtelfinale, als er sagte: "Es war eine spannende Auslosung mit einigen Kracher-Begegnungen."

Diese Auslosung in Nyon glich ja einem Familientreffen der großen europäischen Klubs, es fehlte der charmante Außenseiter. Für den FC Bayern, der Gruppenzweiter geworden war, war es spannend, weil die Mannschaft auf den FC Barcelona hätten treffen können (der ebenfalls auf einen alten Bekannten trifft, auf Paris, zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren). Wie eng die Champions-League-Klubs zusammengerückt sind, dafür steht dann auch das Duell zwischen dem FC Bayern und Arsenal, bei dem es keinen klaren Favoriten zu geben scheint, zumindest nicht zwei Monate vor dem Hinspiel in München (15. Februar). Auch diese Auslosung in Nyon hat also ein Achtelfinale mit acht Paarungen ergeben, sie ist jedoch eine Auslosung, die nicht ganz so eindeutige Kandidaten für das Viertelfinale ergeben hat.

Den vielleicht schwersten Gegner der drei deutschen Teams bekam Bayer Leverkusen zugelost. Der Tabellenachte der Bundesliga trifft auf Atlético Madrid, den Finalisten der vergangenen Saison, der damals gegen den FC Bayern im Halbfinale gewann und die Münchner nun auch in der Gruppenphase hinter sich ließ. Von einer "großen Herausforderung" sprach Bayer-Geschäftsführer Michael Schade, der auf "zwei enge Spiele" gegen Atlético in der Saison 2014/15 verwies; damals erreichte Atlético erst nach dem Elfmeterschießen das Viertelfinale. "Wir haben noch eine Rechnung offen", sagte Schad.

Bei Borussia Dortmund, dem dritten deutschen Achtelfinalisten, gingen sie dagegen entspannt mit ihrem Los um. "Es gab bei den möglichen Gegnern keinen großen Qualitätsunterschied", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Dass es für den BVB Benfica Lissabon wurde, damit ist er offenbar sehr zufrieden. "Benfica ist im Moment die Nummer eins in Portugal", sagte Watzke, doch seine Mannschaft, im Moment der tabellarisch Sechste in Deutschland, habe "schon gute Chancen".

© SZ vom 13.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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