Champions League:Draxler schleift sich mit Schmerzpillen durch

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Torschütze André Schürrle (li.) und Vorlagengeber Julian Draxler: Es geht noch weiter in der Champions League (Foto: dpa)
  • Angeschlagen manövriert der Nationalspieler den VfL Wolfsburg ins Viertelfinale der Champions League - und fängt an zu träumen.
  • Geschäftsführer Allofs brummt: "Bayern braucht man nicht."
  • Tabelle und Ergebnisse der Champions League finden Sie hier.

Von Carsten Eberts, Wolfsburg

Als Wolfsburg noch jubelte, ließ Julian Draxler die Zeigefinger kreisen. "Jetzt bitte auswechseln", so sein Zeichen an Trainer Dieter Hecking, er grinste dabei. Hecking gehorchte kurz darauf. Draxler hatte seine Schuldigkeit getan. Ein schneller Antritt in den Sechzehner, ein genauer Pass auf André Schürrle, der einschob. Wolfsburg steht nun im Viertelfinale der Champions League.

Das klingt für viele noch unwirklich. "Es gab ein paar Leute, die uns in der Champions League nicht so viel zugetraut haben", erzählte Draxler später, dick eingepackt in eine grüne Winterjacke. Und jetzt das: Nach überstandener Gruppenphase, mit einem Sieg gegen Manchester United, und dem Glückslos KAA Gent steht Wolfsburg im Viertelfinale. Ja, unter den besten acht Teams in Europa.

Das hatte in der Tat viel mit Draxler zu tun. Beim 3:2 im Hinspiel in Belgien hatte der Nationalspieler zwei Tore erzielt, im Rückspiel nun gab er die entscheidende Vorlage zum 1:0-Sieg. Dabei war er überhaupt nicht fit. Die Muskulatur rund um das rechte Knie zwickte, Draxler ließ sich Ende der ersten Halbzeit gar eine Schmerzpille verabreichen: "Ich lief auf der letzten Rille", sagte Draxler, "unter der Woche hatte ich schon Probleme, da musste die rein." Sie, die Schmerztablette.

Auch Geschäftsführer Klaus Allofs war heilfroh, dass sich Draxler bis zum entscheidenden Antritt durchgebissen hatte. "Gott sei Dank", entfuhr es ihm. Andächtiger wählte er seine Worte, was den erstmaligen Viertelfinal-Einzug seines Vereins in der Königsklasse betraf. "Wieder ein kleines Kapitel" in der Erfolgsgeschichte habe man geschrieben. Wolfsburg in einem Atemzug mit Bayern, Barcelona und Real? "Außergewöhnlich", raunte Allofs.

"Bayern braucht man nicht"

Nun ergibt sich für Wolfsburg die kuriose Situation, dass das Team in der Bundesliga (aktuell auf Rang sieben) den eigenen Ansprüchen keineswegs genüge tut; in der Champions League aber überperformt. Wobei die Partie gegen Gent weit davon entfernt war, überhaupt Champions-League-Niveau zu erreichen: Gent konnte nicht mehr zeigen, dafür reichten die spielerischen Mittel nicht aus. Wolfsburg wollte lange Zeit nicht, in einer seltsamen Mischung aus Risikovermeidung und der Angst, einen entscheidenden Fehler zu begehen. Eine gemeinsame Aktion seiner beiden Weltmeister reichte dem VfL schließlich (74.). Ein Angstgegner für all die andere Teams dürfte Wolfsburg im Viertelfinale kaum sein.

Trotzdem blieb an diesem Abend noch ein wenig Zeit zum Träumen. Wer denn da wohl nach Wolfsburg käme, Anfang beziehungsweise Mitte April?

"Generell würde ich gerne mal gegen Barcelona spielen", sagte da Draxler in seiner Winterjacke, "aber das muss ja nicht unbedingt im Viertelfinale sein."

Torschütze Schürrle hat andere Pläne. "Auf Chelsea hätte ich Lust, das wäre geil", entfuhr es ihm. Sehr uneigennützig war das, denn Schürrle spielte früher bei Chelsea, hat noch Freunde dort.

Allofs hingegen brummte nur: "Bayern braucht man nicht."

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