Bundesliga:Schmutziges Gold

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Beim VfB Stuttgart liebäugelt man nach dem Sieg gegen Cottbus bereits mit dem großen Geld, das die Champions League und der Verkauf von Mario Gomez bringen würde.

Christof Kneer

Auf Schalke haben sie mal einen Trainer wegen einer Ehrenrunde entlassen, aber Markus Babbel hat nichts zu befürchten. Er hat ja noch versucht, sich diesem Heldenkult zu verweigern, aber er hatte keine Chance. "Ich war schon in der Kabine, aber die Fans haben mich wieder rausgeholt", erzählte er später. Babbel hat dann eine komplette Ehrenrunde absolviert, und für einen Anfänger hat sich erstaunlich gut angestellt dabei.

Mit Volldampf richtung Champions League: VfB-Mittelfeldstratege Thomas Hitzlsperger erzielte gegen Cottbus den Stuttgarter Führungstreffer. (Foto: Foto: dpa)

"Ich glaube, das war das erste Mal, dass Menschen in Deutschland meinen Namen gerufen haben", sagte er. In seinem früheren Leben war Babbel Verteidiger bei Bayern, was ehrenrundentechnisch die dümmstmögliche Kombination ist. Als Bayern-Spieler wird einem nur in München zugejubelt - und als Verteidiger nicht mal da.

Mit Verspätung widerfährt dem Bayern in Babbel doch noch Gerechtigkeit. Denn Bayer ist Babbel bis heute, und seinen VfB hat er inzwischen schleichend bajuwarisiert: Dank der Implantierung eines furchterregend bayernähnlichen Sieger-Gens wirkt diese junge Elf viel reifer als sie eigentlich sein dürfte - und jetzt schafft der VfB sogar schon jene schmutzigen 2:0-Siege, auf die eigentlich Bayern das Patent besitzt.

VfB siegt auf Bayern-Art

Gegen Cottbus wirkten die Stuttgarter nervös, aber auf die Art und Weise, wie und wann sie die Tore erzielten, wäre auch Bayern stolz gewesen. Erst verflog sich Hitzlspergers Freistoß ins Tor (19.), und kurz bevor eine dramatische Endphase drohte, sorgte Cacau auf Vorarbeit des angeschlagenen und deshalb nur eingewechselten Gomez für das beruhigende 2:0 - in der 79. Minute, eigentlich die klassische Bayern-Zeit.

Am letzten Spieltag könnte der schmutzige Sieg noch zu Gold werden - ausgerechnet beim Original-FC-Bayern. Ein Sieg noch, und der VfB hätte die Teilnahme an der Champions League sicher, die mit Einnahmen von zirka 20 Millionen Euro veranschlagt wird.

Rechnet man jene 30 Millionen hinzu, die ein Verkauf von Mario Gomez einbringen würde, hätten die Schwaben plötzlich 50 Millionen auf dem Konto, zu denen noch die ein oder andere Million hinzufließen könnte - so wird gerade der Transfer des etwa fünf Millionen teuren Verteidigers Boulahrouz nach Wolfsburg vorbereitet, und auch Stürmer Marica könnte meistbietend nach Osteuropa veräußert werden. Mit so vielen Millionen ließe sich eine junge, reife Elf bestimmt schön weiterentwickeln - aber diese Rechnung geht nur auf, wenn die junge Elf schon reif genug ist, in München zu gewinnen.

© SZ vom 18.05.2009/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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