Borussia Dortmund:Reus tut gut!

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Vor der Reise zum Champions-League-Rückspiel beim AS Monaco hilft den vom Terrorakt getroffenen Dortmundern auch die Rückkehr des Nationalspielers.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

Es gibt noch gute Nachrichten aus Dortmund, jener Stadt, die vom Sprengstoffattentat auf den Teambus der heimischen Borussia weiterhin in Atem gehalten wird. Aber auch diese sind meist an das dramatische Ereignis gekoppelt: Marc Bartra, der Verteidiger, der bei der Detonation von drei Sprengsätzen von Glassplittern verletzt worden war und an der Speiche seines rechten Arms operiert werden musste, durfte das Knappschaftskrankenhaus bereits wieder verlassen und erhielt über Ostern Besuch aus seiner Heimat. Zwei ehemalige Teamkollegen, Jordi Alba und Sergio Busquets, waren aus Barcelona angereist; Alba postete anschließend ein Foto via Instagram und schrieb: "Was für eine Freude, dich zu sehen und mit dir zusammen zu lachen, mein Freund!!!"

Inzwischen sind die Gäste wieder zurück nach Spanien geflogen, schließlich ist der FC Barcelona am Mittwoch in der Champions League gegen Juventus Turin gefordert, während der BVB gleichzeitig bei der AS Monaco versuchen wird, die 2:3-Niederlage aus dem Hinspiel zu korrigieren und ins Halbfinale einzuziehen.

Unmöglich erscheint das nicht, glaubt man den Ausführungen von Torwart Roman Bürki nach dem 3:1 (2:1) gegen Eintracht Frankfurt: "Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, haben wir eine echte Chance." Da zeigte die Mannschaft eine gute Vorstellung, nachdem sie in der ersten Hälfte trotz früher Führung durch Marco Reus noch weitgehend irritiert gewirkt hatte. Es geht in diesen Tagen beim BVB um einen psychologischen Spagat: Nämlich einerseits die Folgen des Anschlags zu überwinden, "der unserem Leben galt" (Trainer Thomas Tuchel), andererseits aber das Ziel nicht völlig aus den Augen zu verlieren, das Finale der Königsklasse am 3. Juni in Cardiff zu erreichen.

"Wir hoffen, dass der Anschlag auf uns bald aufgeklärt wird", sagt Kapitän Schmelzer

Der Heimsieg vor 81 360 Besuchern im ausverkauften Stadion gegen Frankfurt war dabei ein wegweisender Schritt, weil die Mannschaft nicht nur über weite Strecken eine zielstrebige Vorstellung ablieferte, sondern auch der Schulterschluss mit den Fans erneut gelang. Das alles gibt Zuversicht, die 90 Minuten im Fürstentum so zu gestalten, dass unter dem Strich doch das Weiterkommen herauskommt.

Sehenswertes aus der BVB-Startphase gegen Frankfurt: Marco Reus trifft zum 1:0 mit der Ferse. (Foto: imago/Team 2)

Nach dem Sieg gegen Frankfurt sprach Tuchel von der "guten Ausstrahlung" und der "hohen Intensität" seines Kaders. Alles in allem zeuge der Auftritt von einer "ganz außergewöhnlichen Charakterleistung meiner Mannschaft. Das ist nicht hoch genug zu bewerten". Kapitän Marcel Schmelzer betonte, dass es sehr wohl möglich sei, die Erinnerung an den Anschlag für die Dauer des Spiels zur Seite zu drücken: "Wenn es losgeht, dann ist es schon so, dass wir eher Spaß haben. Das hat man auch gesehen, wir haben sehr viel Spielfreude an den Tag gelegt."

Einer, der diese Lust am Kicken ausstrahlte, war Marco Reus. Es tat dem BVB gut, dass der Stürmer nach überstandener Muskelverletzung in die Dortmunder Startelf zurückkehrte und sich zum überragenden Akteur aufschwang. Der Nationalspieler wirbelte eine Halbzeit lang, bevor er seine Schicht sicherheitshalber vorzeitig beenden durfte. Mit seinem Tatendrang und seinem frühen Tor riss Reus Fans und Kollegen mit. Erst hob der 27-Jährige eine Abseitsposition auf, indem er stehen blieb, die Arme reckte und Schiedsrichter Robert Hartmann damit signalisierte: Ich tue nichts! Dann aber, als er wieder legal ins Spiel eingreifen durfte, tat er doch etwas - etwas Sehenswertes: Reus schlich sich an den Fünfmeterraum, wartete auf die flache Hereingabe seines Kollegen Christian Pulisic und trickste das Spielgerät hinter dem eigenen Rücken mit der Ferse ins Netz.

Kapitän Schmelzer sprach nach dem 35. Dortmunder Heimspiel in Serie ohne Niederlage davon, "wie gut es ist, dass Marco wieder da ist. Es macht riesig Spaß, mit ihm zu spielen". Es sind solche Erlebnisse, die der Mannschaft helfen, ihren Weg fortzusetzen. Dringend notwendig, so Schmelzer, wäre jedoch etwas anderes: "Wir hoffen, dass der Anschlag auf uns bald aufgeklärt wird. Das würde uns beim Reinigungsprozess entscheidend helfen."

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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