Biathlon:Im Schatten des Silbergewinners

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Martin Fourcade holt seinen dritten Titel, aber der Star der Weltmeisterschaft ist der Norweger Ole Einar Björndalen.

Von Volker Kreisl, Oslo

Gute Biathleten laufen schnell und schießen präzise, sehr gute Biathleten laufen schnell, schießen präzise und haben Selbstbewusstsein. Werden sie in Oslo Weltmeister, dann dürfen sie zudem in die Loge des Königs und sich mit Harald V. unterhalten, was im Geiste auch als Goldmedaille gilt. Martin Fourcade, der Sprintweltmeister vom Samstag, war also oben bei Harald V., man sprach über dies und das, und dann, so berichten Zeugen, wünschte Harald V. Martin alles Gute, und der sagte danke und: "Ich komme wieder."

Martin Fourcade ist 27 Jahre alt, da sagt man solche Dinge nicht aus Übermut, sondern weil man es ernst meint. Er kam wieder, bereits am Sonntag. Nach dem Sprint-Sieg holte er sich auch den Titel in der Verfolgung. Fourcade hatte ja 40 Sekunden Vorsprung, er hätte schon viermal daneben schießen müssen, um das nächste Gold zu verpatzen. Tatsächlich verfehlte er die Scheiben dann dreimal, behielt wegen der vielen Fehlschüsse der Verfolger dennoch seinen Vorsprung und stürmte mit der Trikolore ins Ziel.

Martin Fourcade alleine am Schießstand. Bei der WM in Oslo hat er bisher alle Rennen gewonnen. (Foto: Martin Rose/Getty Images)

Norwegens Publikum und wohl auch Harald V. waren allerdings abgelenkt in diesem Moment. Sie beklatschten den Franzosen, schauten aber zugleich auf die Strecke hinter ihm, denn was sich dort abspielte war die noch größere Schau des Tages, des Jahres, vielleicht des Jahrzehnts. Auf Platz zwei kam Biathlon-Rekordsieger Ole Einar Björndalen ein und auch für ihn war es hier die zweite Medaille nach Silber im Sprint.

Fourcade hat mit dem Mixed-Titel bereits seine dritte Goldmedaille, er sagte: "Ich bin wirklich zufrieden." Er wird wohl der Biathlet dieser WM, und doch steht er ein wenig im Schatten von Björndalen. WM-Titel werden jedes Jahr vergeben, Björndalens Leistungen aber sind wohl nicht wiederholbar. Er ist 42 Jahre alt, war schon Olympiasieger, als Fourcade gerade zehn Jahre alt war, und hat nun seine 42. WM-Medaille um den Hals. Und auch wenn Fourcade noch jung ist und ihn in manchem Ranking vielleicht irgendwann überholt, so hat er doch schon eine Familie und es fehlt ihm vermutlich der sportliche Fanatismus des Ole Einar Björndalen.

Der hatte in dieser Saison zunächst überraschend sein 95. Weltcuprennen gewonnen, aber seit Weihnachten tat er so gut wie nichts anderes, als sich auf diese Wettkämpfe unweit seines Heimatortes Simostranda vorzubereiten. Er musste einen heftigen Formeinbruch beim Weltcup in Ruhpolding beheben, mithilfe seiner 25-jährigen Erfahrung für das richtige Training und mithilfe seines Trucks - eines mobilen Wohn- und Trainingszentrums mit Laufband und Kingsize-Bett.

Die verzweifelt anstürmenden Verfolger, seine Landsleute Emil Hegle Svendsen, 30, und Johannes Tignes Bö, 22, waren ihm nun in der letzten Runde immer näher gekommen, schafften es aber nicht mehr, 15 Sekunden binnen zwei Kilometern auf den alten Teamkollegen einzuholen. Dieser Silbergewinn ist somit nicht nur ein Zeichen für Björndalens Stärke, sondern auch für die seit längerem stagnierende Form des restlichen norwegischen Teams.

Und auch für die Leistungen der anderen, zum Beispiel der Deutschen. Simon Schempp hatte sich im Sprintrennen zuvor einen Schießfehler und einen Stolpersturz kurz vor dem Ziel geleistet, Arnd Peiffer hatte fehlerfrei geschossen aber eine kleine Formdelle, wie er später sagte. Beide konnten ihren Rückstand im Verfolgungsrennen nicht wettmachen. Auftrieb fürs Einzelrennen am Donnerstag könnte Erik Lesser haben, der sich von Platz 18 noch auf Platz sieben verbessert hat.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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