Beckenbauers beim FC Bayern:Beleidigungen in Kaisers Namen

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Stephan Beckenbauer, Juniorentrainer beim FC Bayern (Foto: imago sportfotodienst)

Stephan Beckenbauer, Jugendtrainer beim FC Bayern, und sein Stiefsohn Dominik richten bei einem Spiel ihrer U12 schlimme Beschimpfungen gegen den Vater des erst 14 Jahre alten Schiedsrichters. Der "war richtig geschockt". Das Sportgericht verurteilte die Beckenbauers - zu einer lächerlichen Geldstrafe.

Von Andreas Liebmann

Es steht zu befürchten, dass ein Jugendtrainer für Zwölfjährige eine Art Vorbild ist. Erst recht, wenn er den Namen Beckenbauer trägt. Somit dürften eine Menge junger Fußballer Ende Oktober etwas für ihr Leben gelernt haben, was sie besser niemals mitbekommen hätten. Denn da baute sich ihr Vorbild vor dem Vater eines Schiedsrichters auf, der kaum älter war als sie selbst, und warf ihm aus nächster Nähe üble Beleidigungen an den Kopf. Der 14-jährige Schiedsrichter stand daneben und hatte Tränen in den Augen.

"Es war kein schöner Nachmittag", sagt Alexander heute, "ich war richtig geschockt." Es war sein erstes Bezirksoberliga-Spiel, die U12 des FC Bayern München war zu Gast beim FC Ismaning, und sie lag gegen das Schlusslicht zurück.

Zuvor schon hatte Alexander den Weg zu Stephan Beckenbauer gesucht, der an der Seitenlinie immer wieder laut und aufgebracht war, und hatte versucht, den Sohn des Kaisers zu beruhigen. Später mischte sich Alexanders Vater ein, er soll, so berichten Zeugen, in höflichem Ton darauf aufmerksam gemacht haben, dass sein Sohn erst 14 sei und noch nicht viel Erfahrung habe.

Beckenbauer sieht das etwas anders, es habe zuvor mehrere Zwischenrufe gegeben, durch die er seinen Namen verunglimpft sah, "da habe ich deutlich gemacht, dass ich mir das nicht gefallen lasse". Die Wortwahl ist überliefert: "Halt die Fresse", soll Stephan Beckenbauer den Vater angebrüllt haben, "Du hast keine Eier", und: "Bist du eine Schwuchtel?" Auch Betreuer Dominik Beckenbauer, Stiefsohn des Trainers, mischte sich ein.

"So etwas hatte ich hier einfach nicht erwartet"

"Ich habe keinen Ton mehr herausgebracht", erinnert sich Alexander, "normalerweise gehe ich gelassen mit solchen Situationen um, aber hier hatte ich so etwas einfach nicht erwartet." Für Stephan Beckenbauer ist die Sache längst abgehakt, "nichts Dramatisches", findet er heute, mit dem Schiedsrichter selbst habe er gar kein großes Problem gehabt.

Die Außenwirkung war eine andere. "Die Wortwahl war brutal", findet Ismanings Trainer Anselm Küchle. Freilich habe es Fehlentscheidungen gegeben, keine gravierenden jedoch und nicht mehr als in anderen Spielen. "Aber der hat den jungen Schiri an die Wand gefahren, du hast richtig gemerkt, wie der langsam auseinanderbricht. Vom FC Bayern hätte ich etwas anderes erwartet."

Zeugen meldeten den Fall an den Verband, auch Bernhard Slawinski vom Projekt "Fairplay München" ist er zu Ohren gekommen. "Wenn das so stimmt", sagt er vorsichtig, "ist das mehr als kontraproduktiv."

Alexander will trotz allem weiter pfeifen, sagt er. Er weiß nicht, dass das Sportgericht bereits geurteilt hat. Beide Beckenbauers mussten je 20 Euro Strafe zahlen. Ismanings Jugendtrainer Küchle wundert sich: Sein Klub wehre sich gerade gegen eine Strafe wegen "eines Schreibfehlers" in einem Pass: Es gehe um Punktabzug und 1500 Euro Geldbuße.

© SZ vom 31.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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