Bayer Leverkusen:Vorsorgetransfer

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Hakan Calhanoglu. (Foto: Lars Baron/Getty)

Der Klub ist entsetzt über die viermonatige Sperre von Mittelfeldspieler Calhanoglu. Aber weil Bayer das Unheil ahnte, wurde das Toptalent Bailey engagiert.

Von Philipp Selldorf, Leverkusen

Bayer Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade hat vornehm untertrieben, als er erklärte, im Verein seien "alle etwas entsetzt" über die vier Monate währende Sperre, die der Sportgerichtshof Cas gegen Mittelfeldspieler Hakan Calhanoglu verhängt hat. Tatsächlich rief der Spruch eine Bestürzung hervor, die auf einer Skala von eins bis zehn mindestens den Wert 8,5 hatte.

Dass es die Betroffenen nicht noch härter traf, lag daran, dass bei Bayer 04 Ende der vorigen Woche das Unheil erahnt worden war. Schade sagte zwar, man habe "mit dieser Strafe nicht gerechnet", doch spätestens Freitag vor einer Woche war ein unguter Verdacht aufgekommen. Für jenen Tag war das Urteils des Gerichts avisiert worden. Als der Cas eine Verzögerung anzeigte ("administrative Gründe"), entschieden die Leverkusener, Vorsorge zu treffen. Das Management forcierte die sofortige Verpflichtung des Jamaikaners Leroy Bailey, 19, vom belgischen Erstligisten KRC Genk. Ursprünglich sollte der Flügelstürmer erst im Sommer kommen. Man habe "ein kleines Sümmchen" draufgelegt, heißt es, die Ablöse beträgt nun knapp 12 Millionen Euro (plus Boni).

Seit Sommer 2016 bearbeitete der Cas den Einspruch gegen ein Urteil des Weltverbandes Fifa. Calhanoglu wird Vertragsbruch vorgeworfen, weil er im Alter von 17 - damals noch dem Karlsruher SC angehörend - einen Vertrag mit dem türkischen Erstligisten Trabzonspor geschlossen hatte. Als Gegenleistung erhielt Calhanoglus Vater 100 000 Euro Provision, die er einbehielt, obwohl sein Sohn den Vertrag in Trabzon nicht erfüllte. Stattdessen wechselte er zum Hamburger SV und im Sommer 2014 für stolze 14,5 Millionen Euro nach Leverkusen.

Dort weiß man nun nicht, worüber man sich mehr aufregen soll: über das als unverhältnismäßig aufgefasste Cas-Urteil, das zudem just nach Ablauf aller Wintertransfer-Fristen zugestellt wurde - oder über den sportlichen Verlust. Calhanoglu, zuletzt einer der stärksten bei Bayer, wird für den Rest der Saison fehlen. "Wir haben mit allen Mitteln versucht, Hakan in dem Rechtsstreit beizustehen. Aber unser Einfluss war begrenzt. Für Hakan und für uns ist das sehr bitter. Er ist ein enorm wichtiger Spieler, gesund und fit", klagte Manager Jonas Boldt.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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