Bayer gewinnt 3:2 in Mainz -:Catweazles Rekord 

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Auch der in dieser Saison gehemmte Torjäger trifft wieder: Stefan Kießling erzielt das 2:0 für Leverkusen in Mainz. (Foto: imago)

Leverkusen lässt sich auch vom dramatischen Pokal-Aus nicht erschüttern und beherrscht Mainz trotz zweier später Elfmeter-Gegentore. Und Stürmer Kießling überholt Rudi Völler.

Von Tobias Schächter, Mainz

Und dann machte Rudi Völler noch einen Witz. Er könne Samstag- auf Sonntagnacht nun bestimmt nicht schlafen, erklärte der Sportchef von Bayer Leverkusen nach dem 3:2-(1:0)Sieg seiner Mannschaft beim FSV Mainz 05 mit einem für ihn typischen Augenzwinkern. Der ehemalige Weltklassestürmer Völler war ja gerade von Bayer-Angreifer Stefan Kießling in der ewigen Torschützenliste der Bundesliga überholt worden. Der Weltmeister von 1990 nahm das aber locker, er gönne das dem Stefan, sagte Völler. Kießling, der Mittelstürmer mit dem wilden Bart, dieser Catweazle der Stürmergilde also, hat mit seinem 2:0 (60.) nun 133 Tore erzielt, eines mehr als Völler.

Es war ein Nachmittag mit einem großen Sieg und vielen kleinen Fußnoten für Bayer in Mainz. Torwart Bernd Leno hatte exakt um 16.06 Uhr einen Steinzeit-Rekord eines seiner Vorgänger geknackt: 485 Minuten war Rüdiger Vollborn in der Saison 1983/84 ohne Gegentor geblieben. Und hätte Bayer in den letzten zwölf Minuten in Mainz nicht noch zwei Elfmetertore durch Ja-Cheol Koo hinnehmen müssen, Leno stünde statt mit 529 Minuten nun mit 541 ohne Einschlag im eigenen Kasten in den Vereinsannalen. Ein "bisschen stolz" sei er schon auf den Rekord, gab Leno zu. In Leverkusen waren alle Spieler und Funktionäre nach dieser starken Leistung und den drei Punkten ziemlich stolz auf sich.

Nach der belastenden Geschichte um die Schlägeraffäre des Innenverteidigers Emir Spahic am Mittwoch nach dem kräftezehrenden und frustrierenden Pokal-Aus im Elfmeterschießen gegen den FC Bayern zeigte die Mannschaft eine beeindruckend starke Leistung und feierte den sechsten Liga-Sieg in Serie. "Wie schon nach dem unglücklichen Aus in der Champions-League gegen Atletico Madrid hat die Mannschaft wieder nach einem Tiefschlag super reagiert. Dafür gebührt ihr höchster Respekt", lobte Rudi Völler. Und Trainer Roger Schmidt freute sich: "Die Leistung war bemerkenswert. Wir zeigten eine super Arbeit gegen den Ball und ein starkes Umschaltspiel."

"Heißer Kampf zwischen Gladbach und uns"

Nicht nur vom Ergebnis her erlebten die 31 578 Zuschauer kein schiedlich, friedliches Schmidteinander in Mainz. Zum ersten Mal in der Bundesligageschichte kam es ja zu einem Aufeinandertreffen zweier Mannschaften, die jeweils von einem Trainer mit dem Nachnamen Schmidt gecoacht wurden. Der mit Vornamen Martin auf Mainzer Seite musste den verdienten Sieg seines Kollegen mit dem Namen Roger anerkennen. "Das Ergebnis ist fast ein bisschen schmeichelhaft für uns", gab der Mainzer Coach zu. Fast immer waren seine Spieler gedanklich einen Schritt langsamer als die wesentlich aggressiveren Leverkusener Spieler, denen die 120 Minuten im Pokal gegen die Bayern nicht anzumerken waren. Bevor die ungewohnt schläfrigen Mainzer überhaupt ins Spiel gekommen waren, stand es durch Heung-Min-Son 1:0 für den dominierenden Gegner (15.). Hakan Calhanoglu, der in der 73. Minute in unnachahmlicher Manier einen Freistoß zum 3:0 verwandelte, hatte Son gekonnt in Szene gesetzt. Und hätte es die zwei Elfmeter nicht gegeben, hätte Torwart Bernd Leno gar keinen Schuss auf sein Tor bekommen. Die Leverkusener Innenverteidigung wirkte auch ohne den verletzten Spahic stark. Neben Ömer Toprak zeigte der junge Tin Jedvaj dort eine starke Leistung. Dass Jedvaj die Zukunft auf dieser Position bei Bayer gehören könnte, deutete auch Trainer Roger Schmidt an, er sagte: "Wir wissen, dass er ein guter Innenverteidiger ist. Es freut mich, dass er eine so gute Leistung bringen konnte."

Schmidts Namensvetter auf Mainzer Seite beklagte die schlechteste Leistung seiner Mannschaft, seit er im Februar von Kasper Hjulmand das Traineramt beim FSV übernommen habe. "Man darf aber nicht vergessen, dass Leverkusen die Pressingmaschine der Liga ist. Sie sind viel gefestigter als wir", sagte der Schweizer.

Mit dem Erfolg festigte Leverkusen Champions-League-Qualifikationsspiele-Rang 4 und damit das Minimalziel für diese Saison. "Doch wir wollen natürlich Dritter werden", fordert Veteran Simon Rolfes. Und Trainer Roger Schmidt sagte schon einmal mit Blick auf die letzten sechs Spiele: "Das wird ein heißer Kampf zwischen Gladbach und uns um den dritten Platz."

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