Es ist nicht überliefert, ob Tibor Pleiß schon Zeit gefunden hat, sich den Salt-Lake-Tempel anzusehen. Die größte Mormonenkirche der Welt ist die Attraktion auf dem 40 000 Quadratmeter großen Temple Square in der Hauptstadt von Utah. Bekannt ist nur, dass Pleiß schon mehrmals in der Basketballarena von Salt Lake City erschien. Vor einer Woche kam er am Sehnsuchtsort der meisten Basketballer an - in der NBA. Er durfte bei den Jazz trainieren, die Mitspieler kennenlernen und seine ersten Bälle auf den Korb werfen. Den Manager des Klubs, Dennis Lindsey, beeindruckte er. "Er hat von 90 Dreierwürfen 66 getroffen", erzählte Lindsey nicht ohne Stolz. Das sei außergewöhnlich für einen, "der so groß ist."
Nicht nur deshalb hat der 25-jährige Pleiß nun einen Vertrag unterschrieben, wie der Klub auf Twitter mitteilte. Dem Vernehmen nach soll der deutsche Basketball-Nationalspieler in drei Jahren zehn Millionen Dollar verdienen. Pleiß wird neben Dirk Nowitzki (Dallas Mavericks), Dennis Schröder (Atlanta Hawks) und Chris Kaman (Portland Trail Blazers) nun der vierte deutsche Basketballer sein, der in der stärksten Liga des Planeten aufläuft.
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Die Verpflichtung von Tibor Pleiß ist ein Beispiel dafür, wie lange es für einen hochbegabten europäischen Basketballer dauern kann, bis er endlich einen gültigen NBA-Vertrag in seinen Händen hält. Bereits im Jahre 2010 hatten sich die New Jersey Nets (heute Brooklyn Nets) die Transferrechte an dem 2,18 Meter großen Kölner gesichert. Gespielt hat Pleiß aber weiter in Europa.
Nach drei errungenen Doubles aus Meisterschaft und Pokal mit Brose Baskets Bamberg verließ der Center 2012 die Basketball-Bundesliga, um sich in der spanischen Profiliga bei Laboral Kutxa Vitoria für die NBA zu präparieren. Immer wieder wurde über einen Wechsel in die USA spekuliert, auch weil die Rechte von einer Stadt in die nächste wanderten, von Newark, New Jersey nach Atlanta zu den Hawks und von dort weiter zu Oklahoma City Thunder.
Dieses nur schwer zu durchschauende Geschachere um Rechte, Geld und Einfluss ist eine übliche Praxis im US-Sport, unter der viele Athleten leiden. Pleiß ließ sich davon aber nicht abschrecken oder sogar herunterziehen, im Gegenteil. Er hob Jahr für Jahr sein Spiel auf ein höheres Niveau. In Vitoria hatte er sich zu einem der prägenden Spieler entwickelt, beim europäischen Spitzenklub stand er in der Startformation, die Architektur des Spiels war so angelegt, dass die meisten Angriffe sogar über ihn abgeschlossen wurden. Das registrierten auch die Konkurrenten in Spanien, der große FC Barcelona verpflichtete ihn, doch seiner gedeihlichen Entwicklung war der Wechsel abträglich, weil er immer häufiger von draußen zuschauen musste.
Er hat die Erlaubnis von außen zu werfen
Die Jazz hielten den Zeitpunkt nun dennoch für gekommen, Pleiß in die NBA zu holen, er soll vor allem den Franzosen Rudy Gobert unterstützen. Sie loben seine gute Ausbildung, seine Beweglichkeit, aber vor allem seinen exzellenten Wurf auch aus der Distanz. Große Spieler mit seinen Fähigkeiten sind rar in der NBA, sie werden in den USA einfach nicht ausgebildet. Sie werden unter die Körbe gestellt - sie sollen blocken, dunken oder per Korbleger abschließen. Bloß aus der Distanz werfen sollen sie nicht. Deshalb ist es auch ein große Lob, wenn Dennis Lindsey über ihn sagt: "Tibor hatte von seinen Trainern immer die Erlaubnis gehabt, von außen zu werfen."
Bevor sich Pleiß aber endgültig auf die NBA-Saison vorbereitet, wird er zunächst nach Deutschland zurückkehren. Er wird sich mit der Nationalmannschaft für die Europameisterschaft fitmachen, die Vorrunde findet in Berlin statt. Mit Dirk Nowitzki und Dennis Schröder. Die beiden NBA erprobten Spieler haben für Tibor Pleiß sicherlich viele Ratschläge, wie man dort schnell für Furore sorgen kann.