Basketballer mit Down-Syndrom:"Was du geschafft hast, ist sensationell"

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Kevin Grow (li.): Abklatschen mit Philadelphia-Profi Thaddeus Young (Foto: imago sportfotodienst)

Der 18-jährige Kevin Grow schafft bei einer Highschool-Partie 14 Punkte innerhalb von zwei Minuten. Das Besondere: Grow hat das Down-Syndrom. Der Profiklub Philadelphia 76ers gibt ihm daraufhin einen Zwei-Tages-Vertrag.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Bevor die Profiklubs der nordamerikanischen Basketballliga NBA einem talentierten Akteur einen Vertrag anbieten, laden sie ihn gewöhnlich zu einem Probetraining ein. Sie beauftragen Scouts, sie analysieren Statistiken, sie befragen Freunde und Verwandte. Nicht so bei Kevin Grow. Den Philadelphia 76ers genügte ein wackliges You-Tube-Video, um festzustellen: Dieser Bursche braucht einen Profivertrag - und zwar sofort!

Auf dem Video sind die letzten beiden Minuten eines Schul-Basketballspiels im Bundesstaat Pennsylvania zwischen der Bensalem und der Neshaminy High School zu sehen. Grow bekommt den Ball jenseits der Drei-Punkte-Linie, er wirft - und trifft. Sekunden später versenkt er erneut einen Wurf für drei Punkte. Und noch einen. Und mit der Schlusssirene noch einen. Weil er zuvor noch einen Korbleger geschafft hatte, beendete Grow die Partie mit 14 Punkten.

Das Besondere daran: Grow, 18, lebt seit seiner Geburt mit dem Down-Syndrom. "Es war sensationell", sagte Grow über das Spiel: "Als ich den letzten Wurf getroffen habe, war Party in der Umkleidekabine." Sein Trainer John Mullin ergänzte: "Es war wie in einem Film. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Walt Disney auftaucht. Es war einfach unglaublich."

Einlaufen mit den Profis

Mullin hatte Grow - wie einen Tag zuvor, als er drei Punkte geschafft hatte - nur deshalb jeweils am Ende der Partien eingesetzt, um ihm für seine Arbeit während der vergangenen vier Jahre zu danken. Grow war der Manager des Teams, er kümmerte sich darum, dass die Trikots an der richtigen Stelle lagen und die Bälle aufgepumpt waren. Beim letzten Spiel der Saison jedoch durfte er zeigen, dass er auch ganz herausragend werfen kann.

"Wenn man so ein Video sieht, dann weiß man einige Dinge im Leben mehr zu schätzen", sagt Brett Brown. Er ist der Trainer der Philadelphia 76ers, die Grow sogleich einen Zwei-Tages-Vertrag anboten. Er bekam einen eigenen Spint in der Umkleidekabine, er wurde mit Klamotten ausgestattet und durfte mit den Profis trainieren. Brown war von der Trainingsleistung des Zugangs überzeugt, am Ende der Einheit sagte er zu ihm: "Was du geschafft hast, ist sensationell - Du kannst stolz auf dich sein."

Brown berief den talentierten Werfer sogar in den Kader für das NBA-Spiel gegen die Cleveland Cavaliers. Crow lief in die Arena ein, er wurde vom Stadionsprecher mit den Spielern der Startformation vorgestellt und präsentierte danach sein Trikot mit der Nummer 33. Er stand zwar während der Partie nicht auf dem Parkett, gab jedoch wie schon zuvor beim Training dem Aufbauspieler James Anderson ein paar Tipps zur Wurftechnik. Es half nur bedingt: Anderson probierte es wie Grow ein paar Tage zuvor vier Mal - traf aber nur zwei Würfe.

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