Basketball:Endlich ein Gegner auf Augenhöhe

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Bamberg und der FC Bayern: Gegner auf Augenhöhe. (Foto: dpa)

Es scheint, als hätten die Bamberger Basketballer nach nationalen Titeln in Serie endlich einen Gegner gefunden, an dem sie wachsen können. Das kann dem deutschen Basketball nur guttun. Der FC Bayern täte indes gut daran, diesen Erfolg nicht überzubewerten.

Ein Kommentar von Jürgen Schmieder

Es ist nicht überliefert, ob sich Pete Sampras heimlich gefreut hat, als er im Jahr 2001 im Achtelfinale von Wimbledon von Roger Federer besiegt worden war. Endlich ein ebenbürtiger Gegner, mag sich Sampras nach zuvor vier Wimbledon-Siegen in Serie gedacht haben. Endlich einer, mit dem er sich messen, an dem er wachsen und durch den er ein noch größerer Champion werden durfte.

Die Bamberger Basketballer haben sich definitiv nicht gefreut über die Niederlage im Pokal-Viertelfinale. Das 69:77 gegen den FC Bayern haben sie erstaunt und durchaus schockiert zur Kenntnis genommen, am Ende standen sie recht bedröppelt auf dem Spielfeld herum. Die wütende Aufholjagd in der zweiten Halbzeit lenkte ein wenig davon ab, dass sie 20 Minuten lang von den Münchnern dominiert, bisweilen gar vorgeführt wurden - und das in eigener Halle, in einer Stadt, die sich nicht ohne Stolz "Freak City" nennt. Nach dem Spiel gingen einige Zuschauer gar auf den Schiedsrichter los.

In den vergangenen drei Spielzeiten haben die Bamberger das Titel-Triple geholt, sie haben jeweils Meisterschaft, Pokal und Champions Cup gewonnen - das wird ihnen in dieser Saison nicht gelingen. Um den Pokal spielen nun beim Top-Vier-Turnier in Berlin der FC Bayern, Alba Berlin, die Artland Dragons und die Basketballer aus Ulm.

Eine "unruhige Nacht" haben sie in Bamberg gehabt, so berichtete jedenfalls Manager Wolfgang Heyder: "Die Trainer haben sich die Nacht um die Ohren geschlagen, um das Spiel aufzuarbeiten."

Freilich darf diese eine Partie keinesfalls überbewertet werden, zu oft wird im Sport ein Trend ausgerufen, der sich letztlich nur als eine die Regel bestätigende Ausnahme herausstellt. Der Erfolg der Münchner Basketballer ist keine Ablösung, es ist ein Signal an die Liga und den deutschen Basketball: Die Bamberger Baskets, der nationale Seriensieger aller Klassen, gewinnt zum ersten Mal seit dreieinhalb Jahren einen Titel nicht - und besiegt wurden sie von den Basketballern aus München.

Ernstzunehmender Kontrahent

Der FC Bayern wächst in seiner zweiten Spielzeit als Erstligist zu einem ernstzunehmenden Gegenspieler heran. Die Münchner verfügen über Infrastruktur, Fangemeinde und finanzielle Möglichkeiten, um Bamberg langfristig auf Augenhöhe begegnen zu können - und seit der Verpflichtung von Trainer Svetislav Pesic wirkt das zuvor fragile Mannschaftsgebilde erstaunlich stabil.

Die Münchner Basketballer verteidigen seit Pesics Amtsantritt herausragend, sie dürfen offensiv, mitunter auch spektakulär agieren. Vor allem aber hat Pesic dieser - das darf nicht vergessen werden - von Dirk Bauermann durchaus mit Bedacht zusammengestellten Mannschaft ein deutlich spürbares Selbstverständnis verliehen. Das zeigte sich am vergangenen Samstag, als sie gegen Frankfurt einen Rückstand aufholten. Und es zeigte sich nun im Pokal, als sie die Aufholjagd der Bamberger abwehren konnten.

Bedeutende Siege bekommt man nicht geschenkt, für solche Siege braucht es einen ebenbürtigen Gegner, der einen an die Grenze treibt und diese Grenze bisweilen verschiebt. Nur ein Duell zwischen ebenbürtigen Gegnern ist eines, das unvergesslich bleiben könnte. Die Bamberger Basketballer haben nun offensichtlich endlich einen Gegner für unvergessliche Duelle.

"Das ist eine riesengroße Sache für den FC Bayern", sagte Manager Marco Pesic. Die Münchner indes täten gut daran, sich nicht zu lange an diesem Sieg zu ergötzen. Einen Titel haben sie deshalb noch nicht gewonnen. Vielleicht sollten sie sich an Roger Federer erinnern. Der spielte nach seinem Erfolg gegen Sampras im Viertelfinale gegen Tim Henman. Und verlor.

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